Hildburghausen/Erfurt Keine Lockerungen in Sicht

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Die Aussichten auf ein frühes Ende des Teil-Lockdowns stehen schlecht. Thüringens Schulen sollen aber generell offen bleiben - auch im Kreis Hildburghausen mit seinen dramatisch hohen Corona-Zahlen.

 
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Hildburghausen/Erfurt - Wegen der weiterhin hohen Corona-Infektionszahlen rechnet Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) nicht mit einer raschen Lockerung des geltenden Teil-Lockdowns. "Ich kann angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen nicht erkennen, am Montag über Lockerungen nachzudenken", sagte Ramelow am Wochenende. Der 64-Jährige schaltet sich heute mit seinen Länderkollegen und der Kanzlerin zusammen, um über
das weitere Corona-Management zu beraten.

Hildburghäuser Landrat: "Worauf wartet das Land noch?"

Der Hildburghäuser Landrat Thomas Müller (CDU) hat das Nein des Landes zu kompletten Schließung aller Schulen in seinem Kreis als "nicht nachvollziehbar" kritisiert. "Ohne auf die prekäre Lage hier im Landkreis Rücksicht zu nehmen, bleibt das Land bei seiner Entscheidung", sagte Müller am Sonntag auf Nachfrage unserer Zeitung. Dabei sei es eindeutig, dass Ansteckungen dort erfolgen, wo viele Menschen aufeinandertreffen, argumentiert der Landrat. "Das ist in Schulen und Kindergärten der Fall. Nur wenn wir Begegnungen minimieren, können wir Ansteckungsgefahren reduzieren." Im Kreis Hildburghausen steigt die Fallzahl seit Tagen rasant. 349 aktive Fälle, also noch nicht genesene Infizierte, zählt das Gesundheitsamt, nur das viel größere Erfurt hat mehr. "Worauf wartet das Land noch?", fragte Müller.

Er erwarte, dass bei der Videokonferenz darüber gesprochen werde, wie die Auszahlung der Wirtschaftshilfen vereinfacht werden könne, sagte Ramelow. Auch der stationäre Einzelhandel, der zwar öffnen dürfe, aber erhebliche Einbußen habe, müsse in den Blick genommen werden.

Ramelow bekräftigte dennoch seine Haltung, dass der 30. November der Endtermin für den Teil-Lockdown sei. "Wenn danach neue Regeln nötig sind, dann nur mit Parlamentsentscheidungen."

Die Kurve der Neuinfektionen zeigte in Thüringen auch übers Wochenende nach oben, im Süden und in der Mitte des Landes teils rasant. Der Kreis Sonneberg rangiert inzwischen mit einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von 204 auf Platz 2 der Thüringer Hotspots. Im Ilm-Kreis schnellte der Wert auf 120. An der Spitze steht nach wie vor der Kreis Hildburghausen, der am Sonntag mit 263 einen neuen Rekordwert erreichte. Dort ist kein Ende des Anstiegs in Sicht. Der Hildburghäuser Landrat Thomas Müller (CDU) hatte deshalb von der Landesregierung gefordert, alle Schulen im Landkreis komplett zu schließen. Dies lehnt Bildungsminister Helmut Holter (Linke) ab. Er will Schulen und Kindergärten in Thüringen generell weiter geöffnet halten. Er begründete dies mit dem Kindswohl und der Notwendigkeit eines umfassenden Bildungsangebotes. Auch CDU-Landtagsfraktionschef Mario Voigt hat sich für offene Schulen ausgesprochen.

Holter hat dem Kreis Hildburghausen inzwischen zugestanden, dass dort alle Kitas und Schulen in die Stufe "gelb" wechseln. Diese ist mit strengeren Regeln im Schulbetrieb verbunden. "Wir brauchen hier aber schärfere Maßnahmen", sagte Müller am Sonntag. Generelle Schulschließungen wären Sache des Landes. Kreisverwaltungen dürfen den Schulbetrieb nur dann verbieten, wenn in den Klassen oder in der Lehrerschaft Infektionen nachgewiesen werden. Im Kreis Hildburghausen ist dies aktuell in zwei Schulen in Römhild und in der Kreisstadt der Fall, laut Landrat werden es nicht die letzten sein. Auch in anderen Landkreisen reißen die Meldungen über schulische Corona-Fälle nicht ab. Der Ilm-Kreis macht eine Regelschule in Arnstadt ab sofort dicht; in sechs weiteren Einrichtungen sind seit Freitag Infektionen bekannt geworden. Schmalkalden-Meiningen vermeldete positive Tests aus zwei weiteren Schulen. In Jena entwickelt sich unterdessen aus Infektionen in einem Senioren-Hospiz ein neuer Hotspot, der sich nach Angaben der Stadtverwaltung bereits auf andere Heime ausgedehnt hat.

Unterdessen protestierten am Wochenende nach Polizei-Angaben zeitweise rund 250 Menschen in Erfurt gegen die Corona-Maßnahmen. Die Versammlung wurde von der Bewegung "Querdenken 361" organisiert. Eigenen Angaben zufolge ging die Polizei gegen Personen vor, die sich nicht an die Regeln der Stadt hielten und sich etwa weigerten, Maske zu tragen oder Abstand zu halten. So seien etwa Platzverweise ausgesprochen worden, hieß es.

Mit einer Infektionsrate von 89 pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen bleibt Thüringen mit Stand Sonntagabend (anders als Gesamtdeutschland) noch unter dem Wert von 100 und damit der höchsten Alarmstufe "dunkelrot".

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