Hildburghausen - "Ich gartel' eben ein wenig", sagt Lydia Ehrentraut an der Gartentür zu ihrem 3000 Quadratmeter großen und üppig-grünen Paradies im Unteren Kleinodsfeld in Hildburghausen.

Die Briten nennen so etwas "Understatement" - Lydia Ehrentraut stapelt also tief. Man nimmt ihr diese Bescheidenheit sofort ab und mit ihr die Leidenschaft für alles Pflanzliche, Wachsende, Gedeihende, denn die 32-jährige Gartenbau-Ingenieurin ist, was man getrost eine Botschafterin des grünen Lebensraums nennen könnte. Der Garten hinter dem Haus ihrer Eltern, in dem auch sie mit ihrem Lebensgefährten wohnt, das ist ihr Reich. Der Blick schweift umher und sogleich legt sich sanfte Ruhe auf den Betrachter. "

Den perfekten Garten gibt es nicht", sagt Lydia Ehrentraut, beinahe entschuldigend, "und ich habe einen Rumpel-Zumpel-Garten". Die Wortkreation führt indes in die Irre, denn nichts ist hier "rumpel-zumpelig", dafür ausgleichend, ohne strenge Zirkel oder militärisch exaktem Heckenschnitt. Einen Golfrasen sucht man an einem solchen Ort natürlich ebenfalls vergebens. Die Natur bestimmt den Wuchs, die Anordnung. Da leben im Hochbeet des "Nutzgartens" Kräuter neben Beerensträuchern - und ein bisschen Baumschule gibt es da auch. Sehen, riechen, fühlen, schmecken, dieser Ort ist einer für die Sinne. Und so wundert es kaum, dass Lydia Ehrentraut hier und da Sinnhaftes auf kleine Schiefertafeln notiert und ringsum aufgehängt hat. Dieses chinesische Sprichwort zum Beispiel: "Das Leben beginnt mit dem Tag, an dem man einen Garten anlegt."

Bei Lydia Ehrentraut selbst klingt das dann so: "Gärtnern ist wie eine Krankheit - im positiven Sinne. Man infiziert sich und dann wird's chronisch." Ohnehin ist die Garten-Enthusiastin eine, die einprägsam transportieren kann, was ihr eine professionelle Herzensangelegenheit ist. Was denn Grundvoraussetzung fürs Gärtnern sei, lautet da eine Frage. Ehrentraut glasklar: "Gärtnern , das geht auf der kleinsten Fläche." Stimmt das? Sie wolle eben Mut machen, anzufangen, so wie sie es einst tat mit 17, 18 Jahren. Damals streifte sie mit dem geliebten Familienhund durchs Grüne, nahm Blumen, Gräser, Sträucher auf neue Weise wahr, begann sich zu interessieren - und irgendwann pflanzte sie im heimischen Garten das erste Mitbringsel dieser Streifzüge ein. "Vorher hatte ich mit dem Garten nun wirklich gar nichts am Hut."