Seit langem trainiert Isabel im Predators Gym in Pegnitz auf diesen Tag hin. Ihre Stärke, sagte sie, sei das Einstecken. Ihre Schwäche das Austeilen. Schon in der Kabine war Isabel kaum ansprechbar, total aufgeregt. Während sie bandagiert wurde, zwang sie sich ein Lächeln ab. „Ich bin aufgeregt.“ Eine Stunde später: Einlaufmusik, Boxhandschuhe, dann geht es in den Ring. Deborah Melhorn (29), Europameisterin aus Pegnitz, betreut Isabel, die sie für sehr begabt hält. Schutzhelm auf, Mundschutz, abklatschen. „Fight“, ruft der Schiedsrichter.

Und dann muss Isabel erst einstecken. Ihre Gegnerin schenkt ihr nichts. Die erste Runde über anderthalb Minuten geht unentschieden aus. Runde zwei eine Fortsetzung der ersten. Einstecken, austeilen, Treffer am Körper, am Kopf. „Bleib dran“, schreit Melhorn aus der Ecke. „Keine Knie“, befiehlt der Schiedsrichter ihrer Gegnerin. Runde drei. Immer noch steht es ausgeglichen. Und wenn je einer Eltern nachfühlen will, die zusehen, wie ihr Kind im Ring steht und einstecken muss: Schwenk auf Isabels Familie. Wenn das Wort versteinert passt, dann auf Mutter, Vater, die beiden Brüder und den Großvater. Die Blicke starr auf die Tochter gerichtet. Die schlägt zu und die Gegnerin wird angezählt.

Melhorn lächelt, sie weiß als Profi, was es bedeutet: ein Punktgewinn. Noch einmal antreten, dann die Glocke zum Ende des Kampfes. „Du hast gewonnen“, sagt Melhorn. Der Moment, in dem Isabel zu lachen beginnt und ihr Kampfgesicht ablegt. Der Schiedsrichter reißt ihren Arm nach oben, Pokal, Umarmungen. Erst die Betreuer, dann die Sportkollegen, dann die Familie. Sie allen feiern den Sieg Isabels, auch wenn es ein knapper war. Gewonnen ist gewonnen.

Seit Samstag, 16.30 Uhr, laufen die Kickbox-Kämpfe in der Helmut-Ott-Halle in Auerbach. Höhepunkt des Abends sollte der Kampf der Pegnitzerin Deborah Melhorn gegen eine Iranerin um die Weltmeisterschaft der Frauen sein. Der aber muss ausfallen. Denn Melhorns Gegnerin scheiterte an der Ausreise. Sie bekam kein Visum, sagte Thomas Kipfer, einer der Organisatoren der Night of the Predators. Und auf die Schnelle gibt es keine Ersatz-Kämpferin.

Noch ein weiterer Lokalmatador aus Pegnitz steigt am Samstagabend in den Ring: Beim Kampf um die Europameisterschaft der Herren tritt Lokalmatador Leo Bönniger gegen Mario Kornhass an. Durch den Abend führen Deutschlands bekanntester Ringsprecher Tobias Gerold sowie Schauspielerin und Moderatorin Ramona Rieger aus Pegnitz.