Helfer suchen Hilfe Kranke Schafe reißen ein Loch in die Kasse

Jessie Morgenroth

Auf der kleinen bunten Glücksfarm in Oehrenstock halten derzeit einige kranke Schafe die Menschen auf Trab. Die senden einen Hilferuf aus und bitten um Unterstützung. Doch wie kann man helfen?

 
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Eigentlich könnte alles so schön sein, auf der kleinen bunten Glücksfarm in Oehrenstock, der privaten Tierhilfe von Michaela Kratzer und Thomas Türk. Das Paar hat sich der Rettung von Tieren verschrieben und besonders auf Schafe spezialisiert. Auf ihrer Farm am Rande Oehrenstocks schenken sie Tieren, die sonst aus verschiedenen Gründen keine Chance mehr hätten – geschlachtet oder dem Fuchs im Wald als Fraß ausgeliefert würden – ein zweites Leben. Die geretteten Frühjahreslämmchen sind kräftig gewachsen. Und doch kämpfen die Zwei- und Vierbeiner mit einigen Problemen. Allen voran: kranken Schafe. Es wirkt wie ein schlechter Scherz des Schicksals, dass jene Schafe, die es ohnehin schon schwer im Leben hatten, nun auch noch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben.

Die Schafe Willi und Oreo hat es mit Lungenproblemen erwischt, besonders der eineinhalbjährige Willi kämpft. „Wir haben bei Willi erst spät gemerkt, dass er Schmerzen hat“, erklärt Schafs-Ersatzmama Manuela Kratzer. Denn Schafe zeigen erst sehr spät, dass etwas nicht stimmt. Willi hatte schließlich angefangen, mit den Zähnen zu knirschen und nicht mehr zu fressen, erinnert sie sich. Gerade das Zähneknirschen sei bei Schafen ein Zeichen von Schmerzen. Bei der tierärztlichen Untersuchung aber war die Lunge unauffällig – erst später kam raus, dass die Lunge Vernarbungen aufweist. Vermutlich ausgelöst durch eine Infektion/ Bakterien, möglicherweise einer Lungenentzündung. Das Resultat: Willi leidet an Husten und Pressatmung, buckelt zum Teil vor Schmerzen. Das Lungenproblem ist wohl chronisch, erklären Manuela Kratzer und Thomas Türk, eine Chance auf Heilung oder Regeneration gibt es Stand jetzt nicht. Stattdessen steht Inhalieren auf dem Behandlungsplan – und im Notfall Schmerzmittel.

Doch Willi und Oreo sind nicht der einzige Krankenfall der insgesamt 15 Schafe großen Herde. Darunter übrigens sechs Lämmer. Eine durch Mykoplasmen ausgelöste Augenentzündung macht schon seit Monaten einigen Lämmern zu schaffen, die Diagnose gestaltete sich aber schwierig, weshalb es erst spät die helfenden Medikamente gab. Gerade Schäfchen Lotta hatte es besonders schlimm erwischt, sie wäre fast erblindet. Das richtige Antibiotikum rettete schließlich ihr Augenlicht, nun geht es aufwärts.

Doch da in diesem Fall wohl aller schlechten Dinge drei sind, kommt auch noch eine dritte Belastung hinzu: Würmer belasten die Lämmer, auch ein Wechsel der Weide hat keinen erhofften Erfolg gebracht. Die Tiere sollen deshalb auf eine neue, hoffentlich unbelastete Grasfläche umziehen, doch für dieses mussten die Tierschützer erst einmal ein teures Weidezelt organisieren, denn auf der neuen Fläche gibt es bis jetzt weder einen Schattenplatz für sonnige Tage, noch einen Unterstand für Regenzeiten. „Es muss ein stabiles Zelt sein, dass auch vor Wind und Sturm schützt“, so die Schafliebhaber. Denn die Tiere seien sehr sensibel und suchen bei Regen lieber einen Unterstand auf, statt die Dusche zu genießen. Immerhin: Dank Spendenaufrufen auf den sozialen Medien hat das Paar die benötigte Geldsumme im dreistelligen Bereich für das neue Weidezelt zusammen. Bald können die Tiere auf der neuen Grünfläche grasen – in der Hoffnung, dass es sich dann auch mit dem Parasitenproblem erledigt hat. Mehrere Entwurmungen haben bis jetzt nicht viel gebracht. „Weil den Lämmchen die Muttermilch fehlt, haben sie nicht so viele Abwehrkräfte“, erklärt Michaela Kratzer, warum die Parasiten besonders die Lämmchen Oreo, Lotta und Agatha betreffen. Gerade für Oreo ist es gefährlich, das Jungtier hat wegen der Würmer Gewichts- und Wachstumsprobleme.

Spenden oder Tierpatenschaft möglich

All die tierärztlichen und klinischen Behandlungen sind aber sehr teuer und belasten das Konto der im Frühjahr 2022 gegründeten privaten Tierhilfe enorm. Michaela Kratzer und Thomas Türk sind beide berufstätig und müssen den Großteil der Farmkosten selber bezahlen. „Die Tierarzt- und Klinikkosten sind derzeit unsere größte Sorge“, sagen sie. Manches Tier hat zwar einen Paten, der sich an den Futterkosten beteiligt. Doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wer die kleine bunte Glücksfarm unterstützen will, kann Spenden oder eine Tierpatenschaft übernehmen. Auch die drei Ponys würden sich über eine Pflegebeteiligung freuen.

„Wir sind regional noch kaum bekannt, dafür haben uns in meiner alten Heimat in Bayern einige von der Tierhilfe mitbekommen. Die Spender sind meist überregional“, erklärt die Wahl-Oehrenstöckerin. Trotz der enormen finanziellen Belastung und dem täglichen Pflegeaufwand kommt aufgeben für die Tierretter nicht in Frage. Sie lieben und leben für ihre Tiere – die es ohne sie gar nicht mehr geben würde. Wie sehr sie alle aneinanderhängen, wird klar, wenn die beiden Zweibeiner die Weide ihrer Schafherde betreten. Sofort traben die Tiere neugierig und zutraulich herbei, stupsen ihre Menschen an, wollen kuscheln und schauen, ob sie etwas zu Fressen dabei haben.

Ein glückliches Leben in Oehrenstock

Doch trotz all der Liebe zu ihren Tieren, ist Michaela Kratzer und Thomas Türk auch klar, dass Tierhilfen wie ihre ein weitaus größeres Problem nicht lösen werden. Sie können nur ein paar Tiere retten, die Opfer der viel zu immensen Zucht sind. Lebenshöfe würden der Industrie nur ein Problem abnehmen, viele Einrichtungen seien am Limit. Was es wirklich brauche, sei ein Umdenken in der Zucht, der Mensch müsse die Tiere mit anderen Augen sehen. Auch „Nutztiere“ wie Schafe haben Gefühle und jedes Tier einen ganz eigenen Charakter, eine Persönlichkeit. „Es wäre schön, wenn sich da etwas tun würde und der ein oder andere einmal überlegen würde, was man anders machen kann. Nur weil etwas schon immer so war, heißt das nicht, dass man es nicht ändern kann“, so die Tierliebhaber. Denn bei vielen zuchtbedingten Problemen fällt den Verantwortlichen nur noch der Schlachter als Lösung ein.

Die meisten der unterschiedlich gefärbten und gemusterten Schafe verschiedener Rassen werden wohl ihr Leben lang in Oehrenstock bleiben. Zwar würden die beiden Zweibeiner einige Tiere auch in ein liebevolles neues Zuhause vermitteln, doch so eins zu finden, sei schwer. Zu groß sei die Sorge, dass die geretteten Tiere es an ihrem neuen Wohnort doch nicht gut haben, womöglich im Kochtopf landen. Die kleine Matilda hat ein neues Zuhause in Hessen gefunden, auch weitere Vermittlungsdistanzen wären eigentlich kein Problem. Doch ihre ehemaligen Brüder und Schwestern haben noch nichts Neues in Aussicht. Dubiose Anfragen auf Internet-Kleinanzeigenportalen haben Michaela Kratzer und Thomas Türk gelehrt, wachsam zu sein. Vertrauen sei schwer. Doch ohne gehe es nicht.

Wer die kleine bunte Glücksfarm abseits der finanziellen Aspekte unterstützen will, kann auch auf der Farm mit anpacken. „Es gibt immer mal wieder kleine und große Projekte, bei denen wir Hilfe brauchen. Wir sind generell offen für Helfer“, so die Tierliebhaber. Auf ihren Kanälen bei den sozialen Medien Facebook und Instagram informieren die Zweibeiner immer über aktuelle Geschehnisse und Angelegenheiten der Farm.

Wer die Farm und die vielen unglaublich flauschigen Bewohner gerne live kennenlernen will, der kann am Nachmittag des 17. Septembers zum Besuchertag in Oehrenstock vorbeischauen. Geplant sei ein Kennenlernen der Glücksfarm mit Kaffee und Kuchen. Helfer bei den Vorbereitungen für diesen besonderen Tag sind gerne gesehen.

Wer die kleine bunte Glücksfarm unterstützen will, kann per Paypal an kleine-bunte-gluecksfarm@web.de oder auf das Konto von Michaela Kratzer mit der IBAN: DE 39 1203 0000 1080 2935 72 und der BIC: BYLADEM1001 spenden. Wer vor Ort mit anpacken will, kann über Facebook und Instagram (Kleine bunte Glücksfarm) Kontakt aufnehmen. Auf diesen Kanälen berichten Michaela Kratzer und Thomas Türk auch immer über aktuelle Geschehnisse.

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