Alte Wege und ein Steinkreuz
„Entwicklung des Ortes“ lautet der bescheidene Titel, und der ist eher tiefgestapelt, denn Sommer hat hier eine beachtliche Materialsammlung zusammengetragen. „Grabe, wo du stehst“, hieß seit den 1980er-Jahren die Aufforderung einer neuen Generation von Historikern, die damit einer neuen Sicht auf Geschichte den Weg ebnen wollten und die Menschen aufforderten, sich der Vergangenheit vor ihrer Haustür zuzuwenden. Das haben Günter Sommer und einige ältere Autoren getan, deren Texte nun in dem neuen Band vereint sind. „Ich bin noch in einer Zeit aufgewachsen, in der wir uns gefragt haben, wo kriegen wir etwas zu essen her“, bemerkte Sommer während der Buchvorstellung, zu der ins Rathaus eingeladen worden war. Eigenes Erleben, eigenes Wissen um längst Vergangenes und eigene Recherchen zu historischen Spuren sind in dem Band vereint. Dass sich da im Verlauf eines Lebens so einiges ereignen kann, räumte Siegfried Motschmann ein, der mit Sommer die Drucklegung des jüngsten Bandes wieder besorgt hatte. „Ich habe erlebt, wie die Landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaft (LPG) gegründet und auch wieder aufgelöst wurde“, umreißt Motschmann die Veränderungen in seinem Heimatort. Das hat Spuren hinterlassen, und viele Spuren sind kaum noch zu erkennen. Sommer weiß um die Veränderungen im Ort und seinen Gehöften, aber auch in der Flur. Eine gehörige Portion Geländebeobachtungen ist in dem neuen Band vereint: das „alte Hönbach“ in Richtung Wolkenrasen, historische Verkehrswege oder das Steinkreuz, das irgendwo im Wolkenrasen stand. Akribisch hat Sommer alle Hinweise zusammengetragen und auch kartiert. Er gehört zu jenen Älteren, die noch die alten Verhältnisse in der Flur kannten und spärliche Relikte richtig zu deuten wissen. Der Band wird damit zu einem „Reiseführer“ durch die Hönbacher Geschichte.