Haubinda im Kino Lietz-Film „Immer Weiter!“ startet

Im Kino und auf DVD: Ein Film über Lietz. Foto: Daniela Rust

Mehr als zwei Jahre intensive Arbeit sind vollendet. Am Donnerstag feiert das Ergebnis Premiere. Das Ergebnis - das ist ein Spielfilm, der sich dokumentarisch mit Leben und Arbeit des Reformpädagogen Hermann Lietz beschäftigt.

 
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Im Internatsdorf Haubinda ist es übersichtlich heute – am Morgen des 23. Februar 2023. Es ist ein besonderer Tag für die Schule und die Menschen hier. Denn der Geist, der ihr tägliches Dasein, ihr Lernen und Arbeiten prägt, wird sichtbar. Im Kino in Bad Königshofen. Das hat Schulleiter Burkhard Werner heute für die Schule angemietet. Dort feiert ein Film seine Premiere. „Immer weiter“ heißt er. Der Protagonist: Hermann Lietz. Er war es, der die Reformpädagogik entscheidend prägte, mehrere Landerziehungsheime gründete, im Internatsdorf Haubinda Heimat für sich fand und anderen Menschen Heimat gab. In Haubinda befindet sich auch seine letzte Ruhestätte.

Sein reformpädagogisches Tun wirkt bis heute – weltweit. Der einstündige Film entstand an zahlreichen Original-Schauplätzen – unter anderem auf Rügen, wo Lietz geboren wurde und aufwuchs. Weitere Drehorte waren Dresden, der Bodensee, Jena, Leipzig, Berlin, Lübeck und Haubinda. Zahlreiche Spielszenen in zeitgerechter Kulisse und Atmosphäre, Zeitzeugen, Interviews sowie seltene Dokumente zeichnen ein lebhaftes und zugleich umfassendes Bild von der Schaffenskraft des engagierten Reformpädagogen.

Wer kam nun auf die Idee, Lietz auf die Leinwand zu bringen? Das sind der Komponist und Filmemacher Udo Langer, der Journalist Markus Häggberg und der Unternehmer Martin Wirth. Wenn diese drei Freunde sich auf Arbeitsebene treffen, werden sie zu Archäologen der Gefühlswelt. Dann geht es nicht um Oberflächlichkeiten oder den schönen Schein, sondern sie dringen vor bis auf den Grund, in dunkelste Gefilde und den Kern der Seins, um Kunstwerke zu schaffen, die berühren. Und bleiben. Unter die Haut sollen sie gehen und dort Punkte erreichen, die Emotionen aufsaugen. Es sind Filme und Musik – audiovisuelle Exkursionen sozusagen – durch die Martin Wirth, Markus Häggberg und Udo Langer Geschichten heben.

Ihr jüngstes Projekt war der Film über Hermann Lietz. Und wo hätte man den Geist von Lietz besser verstehen und erleben können als in Haubinda. Dort kam er einst an – zufällig – und erkannte diesen Ort als Wiege seines Schaffens. Den Menschen Lietz erkannten nun die Filmemacher. Ganz tief.

„Gespürt habe ich das Lietz-Gefühl zum ersten Mal im Sommer 2021 hier in Haubinda. Da lag Magie in der Luft. Es war zauberhaft. Die Melodie, die ich dabei durch ein offenes Fenster empfangen habe, ist direkt in die Filmmusik eingeflossen“, erzählt Udo Langer, der sich von seinem Freund Martin Wirth, selbst Lietzianer, inspirieren ließ.

Die beiden waren so überzeugt von dem Thema, dass sie erst alles für den Film vorbereiteten, ehe sie Burkhard Werner abholten und bei ihm offene Türen einrannten. „Als ich dann erste längere Sequenzen sehen durfte, hatte ich Tränen in den Augen. Der Film erfüllt mich mit Demut vor dem Leben vor 120 Jahren. Faszinierend und inspirierend, wie Menschen es damals mit all seinen Herausforderungen gemeistert haben“, sagte er am Mittwoch zu einer Pressekonferenz anlässlich des Filmstarts. Der Film transportiere wunderbar, dass Lietz ein Mann der Tat gewesen sei. Er habe seine Ideen gelebt.

Für Martin Wirth, der sich von Lietz für sein Leben geprägt fühlt, ist es wichtig, dass das Wirken des Reformpädagogen in die Welt getragen wird und dort so viele Menschen wie möglich inspiriert. Für Martin Wirth und Udo Langner steht fest, dass Burkhard Werner den Lietz-Geist in sich und immer weiter trägt wie kein anderer.

Bereits vor der ersten Ausstrahlung ist das Werk preisgekrönt. Es gab eine Auszeichnung: Der Deutsche Rock & Pop Musikerverband e. V. kürte in der Kategorie „Beste Filmmusik“ die Musik für den Film über Hermann Lietz mit Platz eins. Filmemacher Udo Langer, der zugleich als Komponist der Musik verantwortlich war, nahm Ende vergangenen Jahres die Auszeichnung gemeinsam mit dem Filmproduzenten Martin Wirth in Siegen entgegen.

Der Film läuft im Kino in Bad Königshofen vom 23. bis 28. Februar 2023 täglich um 17.30 Uhr. Auf DVD ist er in Haubinda erhältlich.

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