Ebern – Wenn Geschichte doch nur immer so unterhaltsam wäre! Spielerisch und ganz nebenbei streifen der junge Keiler Hubert und die alte Krähe Krakelie, und mit ihnen die zahlreichen Kinder und Erwachsenen im Hof des Therapiezentrums in der Eberner Rittergasse durch ihre Heimatstadt – und dabei auch ganz nebenbei ein bisschen Heimatkunde.

„Hubert und Krakelie – Geschichte für kleine Eber“ ist, wie der Untertitel schon zweideutig offen lässt, beides: Historische und heimatkundliche Einführung ebenso, wie kindgerechte Erzählung; und die kleinen „Eber“, die der Autorin Doris Will und ihrer Co-Leserin Ursula Gräbe ehrfürchtig lauschen, fühlen sich dabei offensichtlich sauwohl.

Buch erscheint im Herbst

Im Herbst erst erscheint die gut 100 Seiten umfassende Geschichte, nach dem Städteführer „Ebern entdecken“, den Doris Will gemeinsam mit Christina Morgenschweis verfasst hat, das erste Kinderbuch der jungen Autorin. Neues zu entdecken also, genauso wie für das junge Wildschwein Hubert, das oft nachts von seiner Waldwiese am Steinberg herab auf die Stadt Ebern blickt. Und nicht, weil ihm Ebern so saumäßig missfallen würde, sondern weil Klein-Hubert ganz einfach Schiss hat, käme er im Leben nicht auf den Gedanken, sein haariges Hinterteil einmal in die Stadt hinab zu schwingen.

Da braucht es schon die Unterstützung von der alten Krähe, deren Name „Krakelie“ so gut passt, wie das Schwein zum Trog. Krakelie krakeelt ganz gern, das bekommt auch Wildschwein Hubert zu spüren, dem bald gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als, tja was: Ebern zu entdecken. Denn hier, direkt im Diebsturm im alten Gefängnishof, wurde Krakelie einst geboren und hat natürlich Sehnsucht nach zuhause. Also pirschen sich die beiden an die Menschenwelt heran, so anders ist es da ja nun auch nicht, würde sich die Stadt sonst „Ebern“ nennen. . .

Das Erstaunliche ist aber dann, dass auch die Krähe Krakelie in der Haßbergstadt namentlich verewigt ist, und dies ist vielleicht auch für manch kleinen Leser (oder in diesem Fall – noch – Zuhörer) neu: Der Grauturm hat seinen Namen nicht von der zweifellos passenden Farbe, sondern vom alten deutschen Wort „Grohe“, der Krähe. Und das haben dann auch die Eberner Kinder schon oft bemerkt, dass der alte Turm gern von schwarzen Vögeln umflogen wird.

Spielerisch werden die Kinder sensibilisiert für die historischen Plätze in ihrer Umgebung, da kommt Doris Will ganz ohne pädagogischen Zeigefinger aus, und erreicht damit mehr, als etwa die Wildschweintante Hulda, in deren Unterricht der junge Hubert lieber von saftigem Gras träumt. Gefallen bei groß und klein findet aber vor allem die Geschichte mit ihren liebenswerten Charakteren, Hubert und Krakelie natürlich, aber auch Jagdhund Purzel, der mit in ein borstenhaarsträubendes Abenteuer gerät: Du lieber Keiler, plötzlich steht ein Eber auf der Stadtmauer und fällt anschließend ins Verlies des Diebsturms.

Das ist so ganz nach dem Geschmack der Kinder, die, den echten Diebsturm bei der Lesung im Rücken, sich nun selbst ausmalen dürfen, wie die Geschichte wohl weiter geht. Gibt es Turmgeister und wenn ja, werden die den armen Hubert retten? Oder schaffen es Krakelie und Purzel? Auf extra ausgeteilten Zetteln können die Kinder bis zum Ende der Sommerferien ihre eigene Version niederschreiben und bei Ursula Gräbe in der Leseinsel abgeben.

Das Buch geht nun in den Druck und wird im Herbst in Ebern vorgestellt werden – dann werden auch die Ideen der Kinder aushängen und drei von ihnen ausgelost und mit einem druckfrischen Exemplar von „Hubert und Krakelie“ belohnt.

Streifzug durch Ebern

Für den kinderfreundlichen Streifzug durch die fränkische Kleinstadt kann man sich bereits vormerken lassen; das Buch mit Illustrationen der Autorin wird für 9,90 Euro im Buchhandel erhältlich sein.

Die Lesung von Doris Will aus ihrem im Herbst erscheinenden Buch „Hubert und Krakelie“ fügte sich wie das abschließende Kindertheater in das vom Bürgerverein geplante Kulturwochenende, das eigentlich am Freitag mit einem Chanson-Abend eröffnet werden sollte.

Doch leider wurden dafür nur ganze zwei Karten im Vorverkauf erstanden, so dass man sich entschlossen hatte, die Veranstaltung lieber abzusagen. Freilich wäre es möglich gewesen, dass am Abend selbst noch einige Kurzentschlossene die Kultur in Ebern gesucht hätten, doch ohne Absicherung war dies dem Veranstalter zu unsicher, der ja in jedem Fall für die Kosten aufkommen hätte müssen.

Ratsam für die sicher doch auch in Ebern vorhandenen Kulturbegeisterten ist es also in der Zukunft, bereits im Vorfeld das Interesse zu bekunden und Karten zu erwerben, für die Veranstalter wiederum, darauf verstärkt hinzuweisen.