Hassberge Reichlich Alkohol und Aggression

Martin Schweiger

"Ich bring euch alle um": 20-Jähriger muss 800 Euro wegen Beleidigung und Bedrohung bezahlen. "Weniger trinken", rät ihm der Jugendrichter.

 
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Haßfurt/Ebern - Weil er nach einer durchzechten Nacht in Ebern ausgetickt ist und Polizisten und Passanten bedroht und beleidigt hat, hat das Jugendgericht am Montag einen 20-Jährigen aus dem Landkreis zu einer Geldauflage von 800 Euro verurteilt, zahlbar an den Jugendhilfefonds Haßberge.

Nach 3 Uhr morgens war der Angeklagte am 15. Februar dieses Jahres auf dem Heimweg von einer Geburtstagsfeier. Als er an einer Kneipe vorbeikam, entschloss er sich noch einen Absacker zu genehmigen, obwohl er zuvor auf der Feier bereits reichlich Alkohol getankt hatte.

Doch der Kellner des Lokals verweigerte dem Angetrunkenen den Zutritt, was dem Angeklagten missfiel. Es kam zu einer lautstarken Diskussion, während der der Angeklagte dem Kellner drohte, den Bauch aufzuschlitzen. Der Kellner verhängte daraufhin ein lebenslanges Hausverbot.

Als die Wirtin vor die Tür kam und den Angeklagten bat, leiser zu sein, bekam auch sie ihr Fett ab: "Du blöde Schlampe hast hier nix zu sagen", schallte es ihr entgegen. Nachdem er eine junge Dame, die sich auf dem Heimweg befand, belästigt hatte, verließ der Angeklagte den Tatort. Nach Hause ging er allerdings nicht. Stattdessen suchte er gegen 4 Uhr nachts die Polizeistation in Ebern auf, und forderte die Herausgabe seines Führerscheins, der ihm nach einer Trunkenheitsfahrt abgenommen wurde.

Mittelfinger für Polizisten

Die Erklärung des diensthabenden Beamten, dass die Polizei in Haßfurt hier der Ansprechpartner sei, interessierte den 20-Jährigen nicht. Er betitelte zwei Beamte als "Schwuchteln" und zeigte ihnen den gestreckten Mittelfinger, um anschließend die Polizeistation fluchtartig zu verlassen.

Die Beamten nahmen zwar die Verfolgung auf, konnten den Wüterich allerdings nicht mehr fassen. Der meldete sich wenig später telefonisch und drohte den Beamten: "Ich bring euch alle um. Ich bin nicht allein. Ihr werdet leiden". Dummerweise für den Angeklagten wurde dessen Handynummer auf dem Telefon-Display der Polizeistation angezeigt. Über eine Rufnummer-Rückverfolgung konnten die Beamten die Identität des Anrufers feststellen.

Auf der Anklagebank räumte der 20-Jährige die Vorwürfe weitgehend ein. "Es war nicht ernst gemeint", versuchte er zu beschwichtigen. Ein Messer habe er nicht dabei gehabt. Auch habe er die Beamten nicht mit dem Tod bedroht. Er fühle sich wegen seiner dunklen Hautfarbe in Deutschland diskriminiert, sagte der gebürtige Eritreer der Jugendgerichtshilfe. Deshalb sei es auch zum Streit vor der Kneipe und mit den Polizeibeamten gekommen.

Die Staatsanwältin konnte er damit nicht überzeugen. Der Angeklagte schlüpfe in einer Opferrolle und fühle sich "von Gott und der Welt diskriminiert". Dabei sei er es, der sich als Aggressor herausgestellt habe. Sie beantragte eine Geldauflage von 800 Euro, die Richter Martin Kober übernahm. Der Verurteilte müsse "aufpassen, dass es nicht zu viel wird mit den Gesetzesüberschreitungen". Dies sei das dritte Strafverfahren in diesem Jahr. In allen sei Alkohol im Spiel gewesen. "Weniger trinken, sonst sitzen Sie irgendwann ein", schrieb ihm der Vorsitzende hinter die Ohren.

Der Angeklagte, der ohne Anwalt erschienen war, hatte zuvor auf einen Antrag verzichtet.

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