Mords-Gaudi auf dem Silbertablett

Ebern - Der Gedanke war ganz simpel: Eine Musiknacht gibt es schon in Ebern, und das mit großem Erfolg. Wieso also nicht auch eine Buch-Nacht? Nein, besser: eine Krimi-Nacht, denn keine Gegend scheint verruchter und verkommener zu sein, als dieses Franken. Diesen Eindruck kann man jedenfalls gewinnen, wenn man die einschlägigen Regale der Buchläden durchforstet. Und mit den hiesigen Krimi-Autoren kennt sich Ulla Gräbe, Buchhändlerin in Ebern und Veranstalterin der ersten Eberner Krimi-Nacht am 23. Januar 2016, schließlich aus: Fast alle waren sie schon zu Lesungen hier, von Backert bis Schmöe, von Kastura bis Vorndran. "Krimis gehen immer", weiß die Buchhändlerin, und die mit Lokalkolorit sowieso.

Denn falls Sie, lieber Leser, es noch nicht wussten: Sie wohnen mittendrin, im Sündenpfuhl. Aufgedeckt hat das erst kürzlich der Rattelsdorfer Bootsverleiher, Kabarettist und Krimi-Autor Helmut Vorndran, der den Tatort seines jüngsten Werkes "Habakuk" vorsätzlich auf den Jesserndorfer Weihnachtsmarkt verlegte. Dass dies nicht nur Ermittlerferkel Lagerfeld auf den Plan ruft, sondern auch Bürgermeister, Landrat und Feuerwehrkommandant mit erstaunlichen Ähnlichkeiten nicht benannter lebender Persönlichkeiten der Region, ist noch zusätzlich eine Mords-Gaudi.

Zwischen Jesserndorf und Ebern aber geht es nicht weniger kriminell zu, wie ein weiterer Krimi lückenlos beweist: Xaver Maria Gwaltinger und Josef Rauch haben sich dafür verbündet und sich in heimlicher Komplizenschaft auf die Suche nach der "Schwarzen Madonna" gemacht - ausgerechnet im Staatswald zwischen Unterpreppach und Reutersbrunn ( siehe unten ).

Und letztlich führt auch der gebürtige Coburger Volker Backert genügend Indizien an, dass das Drogen-Milieu, über das er in seinem jüngsten Krimi "Hardrock" Protokoll führt, irgendwo im ländlichen Gebiet des beschaulichen Frankens Blüten treibt. Der Mann arbeitete in Coburg schließlich als Abteilungsleiter für Öffentliche Sicherheit eng mit der Polizei zusammen und muss es also wissen ...

"Habakuk", "Hardrock" und die "Schwarze Madonna" bilden folglich die kriminalistische Kost, die der Besucher am 23. Januar auf dem Silbertablett serviert bekommt. Denn anders als bei der Musiknacht müssen diesmal die Künstler wandern, die Zuhörer dürfen sitzen bleiben. "Veranstaltungsorte sind die Frankenstuben, der Stad'l in der Alten Kaserne und Peppo in Sandhof", erklärt Ulla Gräbe: Zum Laufen also zu weit, für die motorisierte Völkerwanderung zu viel Verkehr. Also übernimmt das "Leseinsel"-Team den Fahrdienst zwischen den Krimi-Sessions. Die dauern pro Autor etwa 30 bis 40 Minuten, während des anschließenden Autoren-Wechsels bleibt in jeder Gaststätte etwa eine halbe Stunde Zeit für umfassende Verköstigung. Anders als bei den umfangreichen und damit auch eher kostspieligen Menüs der Krimi-Dinner wird es wohl dann eine "kleine Karte" für jeden Geschmack geben.

Unterschiedlich genug sind laut Ulla Gräbe auch die Krimi-Autoren, die den Abend sicher nicht langweilig werden lassen: Handfeste Kriminalkost von Josef Rauch, Pikant-Amüsantes von Helmut Vorndran und Mord mit Musik vom "fränkischen Tarantino" Volker Backert, mafioso-musikalisch begleitet von Franco Corleone an der Gitarre. Alle Autoren haben ihre Bücher natürlich auch zum Verkauf dabei und haben sicher auch genügend Zeit für Autogramme. Apropos Zeit: Ein besseres Geschenk zu Weihnachten gebe es doch wohl kaum, meint Ulla Gräbe, als einen gruselig-schönen Abend: "Und das wird ein schöner Abend!"