Hassberge Es sind noch Stellen frei

Günther Geiling

Für mehr als eine halbe Million junger Menschen beginnt heute der Start ins Berufsleben. Trotz Corona gibt es ein Überangebot an Stellen - auch in den Haßbergen.

 
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Kreis Haßberge - Für mehr als eine halbe Million Jugendlicher und junger Erwachsener beginnt in Deutschland am 1. September der Start ins Berufsleben. Natürlich hatte es der Abschlussjahrgang 2020 in den Schulen nicht immer leicht, weil man auf Bewerbungen aufgrund der die Corona-Krise zuweilen keine Antwort bekam, Betriebe auf Sparflamme liefen oder auch eine allgemeine Unsicherheit dafür sorgte, dass weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden.

Allerdings wurde das aus Sicht der Bewerber auf dem Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön nicht so dramatisch, wie es zwischenzeitlich befürchtet wurde. Zwar ist die Zahl der Ausbildungsplätze, die Unternehmen den Arbeitsagenturen gemeldet haben, bis zum Juli um rund acht Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. In den letzten beiden Monaten hat aber noch einmal ein Aufholprozess stattgefunden.

Wie Tamara Müller vom Rohrwerke-Hersteller "Fränkische" in Königsberg betonte, würde dies auf die Ausbildungsverträge mit Beginn im September 2020 nicht zutreffen, "weil das Auswahlverfahren dafür schon weit vor dem Auftreten der Pandemie durchgeführt wurde". Das Unternehmen schreibe jetzt schon Stellen für September 2021 aus. Hinsichtlich des Gruppenauswahlverfahrens müsse man sich hier andere Lösungen überlegen.

Wie die Bundesagentur für Arbeit in Schweinfurt in ihrem Arbeitsbericht für den Juli herausstellte, sei die Situation für Jugendliche, die aktuell immer noch auf der Suche nach einer Lehrstelle zum Ausbildungsbeginn im Herbst 2020 sind, weiterhin sehr günstig. "Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist auch in dieser Krisenzeit erfreulicherweise sehr hoch. Offensichtlich haben die Arbeitgeber erkannt, dass für die Fachkräfte von morgen auch in Ausbildung investiert werden muss. Dies gilt auch in finanziell unsicheren Zeiten", meinte Thomas Stelzer, der Leiter der Arbeitsagentur Schweinfurt. Der Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt erfolge aber im August und deswegen sei jetzt auch noch einiges in Bewegung, bevor man neue Zahlen präsentieren könne.

Die Zahlen aus dem Juli zeigten im Agenturbezirk Schweinfurt 650 unversorgte Bewerber bei 1390 unbesetzten Ausbildungsstellen. Im Landkreis Haßberge waren im Juli noch 90 Jugendliche auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Im Gegenzug standen den Jugendlichen aber dafür noch 177 Ausbildungsplätze zur Auswahl. Für jeden bisher unversorgten Bewerber bedeute es, dass er rein rechnerisch aus fast zwei Ausbildungsstellen wählen kann.

Auch bis zum 1. September seien nicht alle Ausbildungsstellen besetzt worden und nicht alle Bewerber hätten einen Ausbildungsbetrieb gefunden. Deswegen sei in diesem Jahr nach Aussage der Arbeitsagentur der Ausbildungsstart in Einzelfällen auch noch bis zum Jahresende möglich. Wichtig sei aber, dass die Corona-Krise den Ausbildungsmarkt nicht beeinflusst.

Deswegen werden in den kommenden Wochen die Mitarbeiter der Berufsberatung und des gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur sowie der Jobcenter weiterhin unversorgten Bewerbern und Bewerberinnen Angebote unterbreiten und Arbeitgebern Auszubildende vermitteln. Freie Ausbildungsplätze gebe es vor allem in kaufmännischen Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus sowie Rohstoffgewinnung und der Fertigung. Günstig stehe es auch für Bewerber in den Branchen Bau, Architektur, Vermessung sowie Gebäudetechnik.

Die Arbeitsagentur unterstütze außerdem die regionalen Ausbildungsbetriebe durch Förderprogramme wie "ausbildungsbegleitende Hilfen" und "assistierte Ausbildung". Ebenso ziele das Bundesprogramm "Ausbildungsplätze sichern" darauf ab, kleinere und mittlere Unternehmen mit Zuschüssen zu unterstützen.

Elektromeister und Kreishandwerksmeister Hans-Georg Häfner aus Eltmann vertritt ebenfalls die Meinung, dass sich über den August hinaus noch einiges im Handwerk tue. Sicherlich sei das ein oder andere der Corona-Krise geschuldet und bei manchen Bewerbern fehlen noch ihre Erstuntersuchungen vom Hausarzt, die für die Verträge notwendig seien. Solche Verzögerungen gelte es jetzt, in die Statistik einzupflegen. "Wir hatten im Jahr 2018 in unserem Bereich 196 Lehrverträge und sind jetzt bei 189 Ausbildungsangeboten. Das zeigt, dass die Tendenz der Ausbildungsstellen etwas nach unten geht. Auf der anderen Seite fehlen uns noch 30 Lehrverträge."

Freie Ausbildungsstellen gebe es vor allem noch für den Lebensmittelbereich bei Metzgern, Bäckern bis hin zu Verkäufern. "Im Aufwind ist derzeit wieder der Schreinerberuf, während Kraftfahrzeugmechatroniker und Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik weiterhin bei der männlichen Jugend die Top Ten der Ausbildungsberufe anführen." Elektromeister Häfner hat in seinem Betrieb selbst sieben Auszubildende und auch für das neue Ausbildungsjahr wieder zwei neue Lehrlinge eingestellt.

Die Fränkischen Rohrwerke in Königsberg legen seit vielen Jahren einen besonderen Schwerpunkt auf die Ausbildung und jedes Jahr starten ca. 30 Jugendliche und Erwachsene ihre Ausbildung bzw. ihr duales Studium im technischen oder kaufmännischen Bereich. Ihre Ausbildung ist für sie meist auch ein Sprungbrett oder der Beginn einer jahrzehntelangen Berufslaufbahn im Unternehmen. Am 1. September ist deswegen wieder für 30 Jugendliche oder junge Frauen und Männer ihr Berufsstart für die Ausbildung als Industriemechaniker, Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Maschinen- und Anlagenführer, Elektroniker für Automatisierungstechnik, Fachkraft für Logistik, Industriekaufmann, Fachinformatiker oder technischer Produktdesigner. Im dualen Studium ist auch die Ausbildung zum Wirtschaftsingenieur, für Wirtschaftsinformatik, Rechnungswesen und Wirtschaftsrecht möglich.

Wie das Unternehmen mitteilt, läuft derzeit bereits die Bewerbungsphase für eine Ausbildung oder ein duales Studium für das Jahr 2021. In der aktuellen Situation der Corona-Krise stellt der Ausfall von Ausbildungsmessen und Berufswahlseminaren den Betrieb vor die Herausforderung, die Bewerber auf andere Weise über die Ausbildung zu informieren - beispielsweise online.

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