Handball: Mitteldeutsche Oberliga Der tragische Vartic

Wird augenscheinlich immer wieder benachteiligt: Victor Vartic ist verärgert. Foto: /Carl-Heinz Zitzmann

Mit einem Tor Rückstand unterliegen Sonnebergs Oberliga-Handballer den Gäste vom HBV Jena 90. Nach dem 27:28 (15:17) am Samstag in eigener Halle sitzt der Fruststachel tief. Warum?

 
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Sonneberg - „Wir haben definitiv nicht wegen den Schiedsrichtern verloren. Aber ihr Stil und ihre Leistung war eines MHV-Spiels nicht würdig.“ Kurz, knapp und präzise analysiert der Vereinsvorsitzende des Sonneberger Handballvereins (SHV), Alexander Ebert, die 27:28-Niederlage gegen Jena am vierten Spieltag der Saison in der Mitteldeutschen Oberliga und fügt hinzu: „Es war mit Sicherheit kein hochklassiges Duell, aber es war sehr fair, und die aufkommende Unruhe hatten allein die beiden Unparteiischen, Raimo Füßler und Dennis Schneider, zu verantworten.“ Jenas Trainer Svajunas Kairis konnte viele Pfiffe und Aktionen auch nicht nachvollziehen, war aber letztlich natürlich glücklich über den Doppelpunktgewinn.

Doch für die Spielzeugstädter wiegt nicht nur die Niederlage schwer. Auch personell wird es immer dünner. Dino Mustafic ist ohnehin verletzt. Im Freitagstraining erwischte es nun auch Dinu Untu mit einem Muskelfaserriss, und zu guter Letzt hatte Victor Vartic in der hitzigen Schlussphase seine Nerven nicht im Griff und holte sich eine blaue Karte ab. Dies ist gleichbedeutend mit einer Spielsperre von mehreren Partien. An sich machte Neuzugang Vartic sein bestes Spiel im Trikot der Sonneberger. Mit viel Wurfvariabilität erzielte er insgesamt elf blitzsaubere Tore aus dem Rückraum. Man merkte dem 31-Jährigen seine, auch internationale Erfahrung an. Doch die beiden Schiedsrichter setzten bereits im ersten Durchgang immer Pfiffe gegen ihn – für alle Beteiligten in der Halle nicht nachvollziehbar. Das zog sich über die gesamte Spieldauer hinweg, und so verlor Vartic mit der Schlusssirene die Nerven: Sonneberg hatte noch zehn Sekunden Zeit, wenigstens den Ausgleich zu erzielen. Es gab Freiwurf. Aufgrund der Lautstärke in der Halle wollte Oleg Kumogorodskyy aber einen Eckball ausführen, da er den Freiwurfpfiff nicht hörte. Rückfragen beim Schiedsrichter nach einer Korrektur und eines Timeouts – also dem Anhalten der Spieluhr – blieben unbeantwortet. Die Zeit lief runter. Sonneberg verlor das Spiel und anschließend auch Victor Vartic, da er die Schiedsrichter zu energisch beschimpfte hatte.

So gut man seine Gemütslage verstehen kann – einem so erfahrenen Spieler darf es trotzdem nicht passieren, dass er seine Mannschaft derart für die anstehenden Aufgaben schwächt. Zumal vorher genügend Zeit war, das Spiel zu drehen und für sich zu entscheiden.

Im ersten Durchgang führte man nach knapp 15 Spielminuten bereits mit 10:6, scheiterte in der Folgezeit aber immer wieder am gegnerischen Torhüter Rafal Grzybowski, der das Torhüterduell ganz klar für sich entschied. Beim Stande von 15:17 wurden die Seiten gewechselt. Auch nach dem Wechsel legte zumeist Jena vor, aber Sonneberg blieb stets dran. Es war ein Duell auf Augenhöhe, technisch nicht hochklassig, aber spannend, emotional, kämpferisch und dennoch sehr fair.

Jena führte zwischenzeitlich mit 18:15, ehe der dreifache Vartic alleine den Ausgleich besorgte. Eine Viertelstunde vor Schluss führte Jena noch einmal mit drei Treffern (24:21), doch auch diesmal gelang kurze Zeit später wieder der Ausgleich (25:25). Genau fünf Minuten vor Schluss stand es 27:27. Jena gelang noch ein Tor. Sonneberg dagegen schaffte es nicht, trotz einer Überzahlsituation, den Ball noch einmal erfolgreich im gegnerischen Kasten unterzubringen. Die Chancen dazu waren mehrfach vorhanden – alleine die Nerven versagten und Grzybowski im Jenaer Kasten machte den Unterschied. mbl

Sonneberg: Dzhulay, Bittermann; Ustymenko (3), Müller, Vartic (11), Kumogorodskyy (1), Dietrich, Bulov (6/2), Levitskiy (2), Rehm (2), Makarov

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