Arbeitsbedingungen wurden als „unsicher und chaotisch“ beschrieben
Der Kamera-Assistent Lane Luper, der anfangs bei „Rust“ mitwirkte, beschrieb die Arbeitsbedingungen als völlig unsicher und chaotisch. Es habe nie Zeit für Proben und Sicherheitsabsprachen gegeben, sagte Luper am Freitag dem „Hollywood Reporter“. Die Waffenmeisterin sei ihm „unglaublich überarbeitet und unerfahren“ vorgekommen. Schon früher bei dem Dreh sei versehentlich ein Schuss losgegangen. Luper und sechs Kollegen hatten aus Protest die Arbeit niedergelegt und das Set verlassen, wenige Stunden, bevor Hutchins tödlich getroffen wurde. Die Behauptung, verärgerte Mitarbeiter könnten absichtlich eine echte Kugel platziert haben, wies er kategorisch zurück.
Der Jurist Naema Rahmani, ein früherer Bundesanwalt, rechnet mit einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Es gäbe so viele Anzeichen dafür, dass die Waffenmeisterin und der Regieassistent grob fahrlässig gehandelt hätten, sagte er dem Filmportal „The Wrap“.
Der tragische Vorfall könnte auch Zivilklagen nach sich ziehen. Der Ehemann der getöteten Kamerafrau, Matthew Hutchins, hat sich in Los Angeles einen Anwalt genommen. Aus Rücksicht auf die trauernde Familie würde man zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen, teilte die Kanzlei kürzlich der Deutschen Presse-Agentur mit.
Debatte kocht in Hollywood hoch
Baldwin, der nach Angaben des Sheriff-Büros mit den Behörden voll kooperiert, hatte sich einen Tag nach dem tödlichen Schuss auf Twitter und Instagram geäußert: „Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat.“ Sichtlich mitgenommen, ging er Ende Oktober im US-Bundesstaat Vermont auf Fragen einer Gruppe von Paparazzi ein. Er kritisierte sie dafür, ihm und seiner Familie zu folgen. Zu den Ermittlungen dürfe er sich nicht äußern, so der Schauspieler. Er sei aber „sehr interessiert“ an der laufenden Kampagne für eine Beschränkung von Waffen an Filmsets in den USA.
Diese Debatte kocht nun in Hollywood hoch. Dutzende Regisseure und Kameraleute setzen sich für striktere Sicherheitsprüfungen und ein Umdenken beim Umgang mit Schusswaffen ein. Auch Action-Star Dwayne Johnson (49) stellte sich hinter die Aktion. Er wolle künftig bei all seinen Produktionen auf echte Waffen verzichten und nur noch Gummipistolen verwenden, sagte der Star vor wenigen Tagen am Rand der Premiere seines neuen Films „Red Notice“ in Los Angeles. In der Nachbearbeitung könnte man mit Effekten technisch nachhelfen. Hutchins’ Tod habe ihn sehr erschüttert, betonte er im Interview mit dem Filmblatt „Variety“. Die Branche sollte innehalten und ernsthaft prüfen, wie man gemeinsam weitermachen könne.