Selbst im Gemeinderat werde bezweifelt, dass die Trasse kommt, kritisierte Heidi Müller-Gärtner (JCU). Ihre Forderung: "Wir brauchen jemanden vom Bundestag!" "Aber wir benötigen doch alle Strom", so argumentierten viele Bürger in Unkenntnis, dass dieser nur durchgeleitete Strom für die Region sinnlos sei, schilderte Simon Hafenecker. Er wünschte sich drei einfache Sätze, um das Thema nach Vorbild der "Sendung mit der Maus" allen nahebringen zu können. "Die Trasse ist wie ein ICE, der von Berlin nach München vorbei rauscht", schlug Susanne Becker (Maroldsweisach) vor. "Wir haben nichts von der Trasse - außer, dass unsere Natur zerstört wird", bestätigte Bürgermeister Wolfram Thein (SPD). Er erläuterte eingangs den Netz-Entwicklungs-Plan. Schon in der Version von 2014 tauchte eine "gelbe Wischiwaschi-Linie" auf, die einen möglichen Trassenverlauf auswies. "Bis heute gibt es nur einen Korridor, der genaue Verlauf liegt nicht fest", so Thein. Zu erwarten sei eine "Monstertrasse" mit 380 KV "Höchstspannung" und "80 bis 120 Meter hohen, voll bestückten Masten" auf einer 60 Meter breiten Schneise. Drei Viertel der deutschen Energie laufe über den Knotenpunkt Grafenrheinfeld, so dass die Anlieger der Trassen stark belastet würden.
Viele Bürger anderer Kommunen gingen irrigerweise davon aus, dass die "Netzstromverstärkungslinie" entlang der B 303 verlaufen werde. "Sie stellen sich die Masten mitten auf der Bundesstraße vor", meinte Gerald Hellmuth. Der frühere Gemeinderat aus Ditterswind beschäftigt sich seit 2012 "hobbymäßig" mit der geplanten Stromleitung. Zwar schreibe das "Bündelungs-Gebot" vor bestehende Infrastrukturen zu nutzen, doch kollidiere die Strecke mit dem Naturschutzgutachten, weil sie nicht durch FFH- und Vogelschutzgebiete (wie bei Altenstein) führen dürfe. Dagegen hat Thein einen möglichen Korridor mitten durch den Naturpark Haßberge ausgemacht. Im Umweltplan sei die P44 als "A++" gekennzeichnet, was bedeute, dass sie zwar durch schützenswertes Gebiet verlaufe, dieses aber zu umgehen sei. Damit sei auch der Korridor von Pfarrweisach nach Königshofen keineswegs aus dem Spiel. Der Kalkulation der Varianten der P 44mod misstraute der Rathauschef, die Alternativen über bestehende Trassen würden so zur "Alibi-Planung". Thein: "Die Übertragungs-Netzbetreiber hätten Verknüpfungen haben können, wenn sie nur gewollten hätten, aber sie wollten ja unbedingt eine Neubautrasse." Deutlich kritisierten Hellmuth und Thein die mangelnde Transparenz und das Prozedere: "Der Netzbetreiber beschließt für sich selbst, was er eigentlich braucht, das ist ein Unding", hieß es. Zudem werde über die Köpfe der Leute hinweg entschieden. Hellmuth ging noch einen Schritt weiter: "Dieses ganze System Strom ist krank!" Beispiel Nord-Süd-Gefälle: Im Norden werde produziert, was im Süden gebraucht werde. Auch der Kohlestrom aus Ostdeutschland gelange über die hiesige Strom-Brücke in den Süden. Als "Strom-Exportland Nummer Eins in der EU" produziere Deutschland am zweitbilligsten Strom, "und jeder kauft gerne bei uns". Doch werde bei Überkapazitäten ins Ausland transferiert, was zu Peak-Zeiten teuer zurückgekauft werden müsse. Und das laufe alles über Umspannwerke, die von den Kunden mitbezahlt würden. Dann habe ein Test des Stromnetzes ergeben, dass dieses ab 2025 dank der bereits im Bundesbedarfsplan vorgesehenen Maßnahmen stabil sein wird. "Unsere Trasse taucht aber erst 2027 auf", bezweifelte Hellmuth deren Notwendigkeit.
"Bei den Bürgern ist das noch nicht angekommen", kommentierte Kerstin Brückner (Marbach). Die Bewohner der gesamten betroffenen Region müssten sich mehr einmischen, waren sich alle Teilnehmer einig. Umstritten ist, ob die Trasse krank machen kann. Der Aussage Hellmuths eine Gesundheitsbeeinträchtigung sei nicht nachzuweisen, widersprach Meyer: "Thermisch ja, aber nicht von der Strahlung her." Sie bezweifelte, dass 400 Meter Mindestabstand zu bebauten Gebiet ausreichen. Claudia Hafenecker fragte, ob nicht der Süden zur Stromproduktion beitragen könne. Klein-Photovoltaik-Anlagen mit Speicher etwa könnten die Verbraucher versorgen, so Hellmuth. Generell werde aber regional und dezentral erzeugte Energie den Verbraucher wesentlich teurer kommen. Laut Thein kann sich die Marktgemeinde bald zu hundert Prozent aus regenerativen Energien versorgen, der Landkreis sei dank der Wasserkraftwerke am Main ebenfalls gut aufgestellt. Strom regional zu kaufen trage auch zur Wertschöpfung vor Ort bei.
"Keiner will die Trasse, selbst die bayerische Staatsregierung nicht", betonte der Bürgermeister zum Ende der Veranstaltung. Mit seinen Kollegen von der Hofheimer Allianz und darüber hinaus möchte Thein "den politischen Weg gehen und alle Ressourcen nutzen". Der Widerstand trage bereits erste Früchte. Doch warnte er davor, nach dem "Sankt Florian-Prinzip" zu handeln ("Nicht bei uns - nehmt ihr sie!") Die Entscheidung, ob die Trasse neugebaut wird, vorhandene Strukturen genutzt oder alle Pläne wegen mangelnden Bedarfs verworfen werden, obliegt dem Bundestag. Thein: "Die Entscheidung wurde von der Bundesnetzagentur abgeschoben." Nachdem nun mit Peter Altmaier ein neuer Bundeswirtschaftsminister im Amt ist, soll der Protest schnell nach Berlin getragen werden. Bis Ende März können die Bürger im Hofheimer Land mit ihrer Unterschrift noch Stellung gegen die drohende Stromtrasse vor ihrer Haustür nehmen. "Es geht um uns, um unsere Kinder, um unsere Zukunft", hat es Ute Schaller für den Flyer formuliert.