Größtes Gestüt Europas Baby-Haflinger sprinten ins Freie

Norbert Kleinteich

Im Mai schlagen nicht nur die Bäume aus, sondern auch die edlen Haflinger-Pferde. Das Gestüt Meura im Naturpark Thüringer Wald hat die Stallzeit beendet und die Pferdefamilien auf die Weiden entlassen. Tausende verfolgten das Spektakel.

 
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Sonnenschein und strahlen blauer Himmel lockten am Sonntag die Menschen in die Natur. Für die Haflinger in Meura (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) war endlich die Zeit im Stall zu Ende. Hinaus ging es im Galopp auf die grüne Wiese. Pferdefreunde aus allen Richtungen strömte nach Meura, um das Spektakel mitzuerleben. Wenn es vor zwei Jahren um die 2100 Gäste waren, so dürften das mindestens genauso viele Gäste auch diesmal gegeben haben.

Die Automeile zwischen den Weiden war jedenfalls neu. Auf der Straße harrten Hunderte zwischen der ersten und zweiten Herde aus, die das Gestüt verließen. Erste waren die Junghengste, dann die jungen Stuten und zuletzt Stuten mit Fohlen.

In Meura befindet sich seit vielen Jahren das größte Haflingergestüt Europas. Auf einer 3,5 Hektar großen Gesamtfläche werden über 350 Pferde gezüchtet, wofür im Sommer auch umfangreiche Weideflächen auf brachen Ackerterrassen auf den Hochflächen des Thüringer Schiefergebirges in einem Umkreis von etwa 15 Kilometern um das Gestüt genutzt werden.

Gegründet wurde das Haflinger Gestüt Meura im Jahr 1969 als staatlich anerkannter Haflingerzuchtbetrieb der Deutschen Demokratischen Republik. 1976 wurde es volkseigenes Gut. Bis 1990 wurde es von Siegfried Sendig (1935-2011) geleitet. Seit 1993 ist das Gestüt Familienbetrieb der Familie Sendig, durch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) anerkannt, anerkannter Ausbildungsbetrieb und zertifizierter familienfreundlicher Reiterhof und seit 1992 Stutenleistungsprüfungsstation im Auftrag der Thüringer Landesregierung. Daneben ist das Gestüt ein anerkannter Betrieb zur Gewinnung von Stutenmilch und von kosmetischen Produkten auf der Grundlage von Stutenmilch.

Bekannt wurde das Gestüt durch die Veredelung schwerer, für den Neuaufbau der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg importierter Haflinger zum vielseitigen sportlichen Kleinpferd. Durch die zunehmende Motorisierung der Landwirtschaft waren einerseits Wirtschaftskleinpferde als Arbeitstiere überflüssig geworden, während andererseits der Reitsport populärer wurde. Im Rahmen einer Zuchtbuchumstellung 2006/07 schloss sich das Gestüt dem Zuchtbuch und dem Stutbuch der neuen Rasse Edelbluthaflinger und der Interessengemeinschaft Edelbluthaflinger an. Heute werden in Meura moderne Kleinpferde gezüchtet, die im Dressurreiten, Springreiten, Fahrsport oder Freizeitreiten eingesetzt werden können und die je nach Blutanteil zur Rasse Haflinger oder zur Rasse Edelbluthaflinger gezählt werden.

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