Graffiti-Künstler Meiningen „Es hat viele Absagen gegeben“

Sigrid Nordmeyer
Emanuel Klee bei der Arbeit auf dem Gerüst: Der Graffiti-Künstler aus Meiningen verwandelte die graue Betonwand am Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Meiningen in ein farbenfrohes, fotorealistisches Kunstwerk. Foto: /Ralph W. Meyer

Keine Veranstaltungen, keine Aufträge: Die freischaffenden Künstler haben es unter den Beschränkungen in Zeiten der Pandemie besonders schwer. Wir fragen in der Region nach, wie die Kreativen klarkommen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Meiningen - Eigentlich könne er ja arbeiten, machte der Graffiti-Künstler Emanuel Klee in einem Telefongespräch für die Serie der Heimatzeitung Meininger Tageblatt deutlich . Er arbeite ja vorrangig alleine. „Außerdem“, und da ist ihm bei der Antwort sogar durch den Telefonhörer ein Schmunzeln über den Gag anzumerken: „... habe ich ja sowieso eine Maske bei der Arbeit auf.“

Sein Hauptproblem sei in der Pandemie aber folgendes: „Es hat tatsächlich viele Absagen gegeben, weil die Leute erst mal ihr Geld beiseite legen oder für andere Sachen nutzen“. Seine Tätigkeit fungiere nun eben jetzt „dritt- oder sogar nur viertrangig“ in der aktuellen Auftragslage. „Es war ein schwieriges Jahr für mich“, resümiert Emanuel Klee.

Die Fassadengestaltung sei nur ein Aspekt seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. „Mein Hauptmedium ist zwar die Sprühdose“, formuliert er, seit über zehn Jahren schon gestalte er Wandflächen. „Aber natürlich zeichne ich auch und nutze unterschiedlichste Medien, um mich weiter zu entwickeln, Neues zu versuchen und auch wetterunabhängig arbeiten zu können“, schreibt er auf seiner Internetseite. Dort zeigt er seine Arbeiten. „Mit dem Gedanken eines Shops, in dem man aktuelle Werke sehen und auch erwerben kann, hatte ich schon lange gespielt“, schreibt er. „Nun habe ich, coronabedingt, nebenbei daran gearbeitet.“

Übrigens sei der Workshop der Meininger Christophine Kunstschule letzten Sommer für ihn ein richtiger Lichtblick im ersten Corona-Jahr gewesen. Emanuel Klee und Künstlerkollege Stefan Groß hatten gemeinsam mit einer Gruppe Jugendlicher auf die neuen Container der Meininger Tierauffangstation eine Welt aus vielen bunten Bildern gesprayt.

Dass die Stadt Meiningen im Rahmen ihres Förderprogramms zur Corona-Hilfe für hier lebende Künstler in die Ankäufe von bildender Kunst auch sein Graffito am Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr einbezog, habe ihm ebenfalls sehr geholfen. Den Entwurf für das Bild hatte der Graffiti-Künstler zunächst in der städtischen Galerie ada ausgestellt. „Dann ließ er seine Spraydosen tanzen und verwandelte die graue Betonwand in ein gelb-rot-leuchtendes Achtungszeichen“, formulierte Galerieleiter Ralf-Michael Seele voller Begeisterung.

Anders als die sonst meist mit lockerer Hand gestalteten Graffiti-Flächen wirkt die Wand auf Seele „technisch perfekt und fotorealistisch“. Innerhalb der Feuerwehr Meiningen habe schon länger der Wunsch bestanden, die triste, graue Betonwand zu gestalten. „Daher sind wir glücklich darüber, dass dies nun geschehen konnte und freuen uns über das durch Emanuel Klee geschaffene Wandbild“, teilten die Feuerwehrleute mit. „Der Künstler hat unsere Ideen aufgenommen, mit eigenen ergänzt und diese für uns wunderbar umgesetzt.“ Zudem biete das Graffito die Möglichkeit, „in einem Jahr wie diesem ohne öffentliche Veranstaltungen dennoch auf die Feuerwehr aufmerksam zu machen“.

Das Bild solle die Identifizierung mit der Feuerwehr erhöhen und Außenstehende neugierig machen. Abschließend ist man sich bei der Meininger Feuerwehr einig: „Wir würden uns freuen, wenn auch die Außen- und Innenräume der anderen Feuerwachen in Helba, Dreißigacker, Walldorf, Henneberg, Stepfershausen und Herpf bildkünstlerisch aufgewertet werden könnten“.

Bilder