Gradierwerk Brunnen versprühen bald wieder Solenebel

Eine dicke Salzkruste hatte sich auf den Gradierwerk-Brunnen in Bad Salzungen gebildet und auch Schäden verursacht. Nun sind die reichlich verzierten Unikate zurück von ihrer Schönheitskur und stehen wieder in den Brunnenhäusern.

 
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Weit über 100 Jahre haben die Brunnen in den an die Gradierwände angrenzenden Brunnenhallen schon gute Dienste geleistet. Aus ihnen strömt ein feiner Solenebel, der den Atemwegen guttut. Die vielen Jahre unter dem Salzeinfluss haben Spuren hinterlassen. Auf den reich verzierten Terrakotta-Brunnen sind dicke Kalksinter-Krusten entstanden, Sockel und andere Teile sind gebrochen. Im Zuge des Neuaufbaus des Gradierwerks wurden nun auch die beiden Brunnen überarbeitet. Keine leichte Aufgabe für Planer Henrik Romstedt (Romstedt Gehrling und Werner GmbH). Sole-Vergleichsobjekte, anhand derer man einen Restaurierungsplan hätte erstellen können, gibt es nicht. Deshalb hat man den Fortgang der Arbeiten, die so ausgelegt sind, dass man nah am Original bleibt, immer nur Stück für Stück festlegen können. „Man soll die Spuren der Zeit ja auch sehen“, meint der Fachmann.

Der Vernebelungsbrunnen der West-Wand aus einer Berliner Brunnenmanufaktur – ein identischer steht heute noch auf dem Köllnischen Platz in Berlin – war zuerst dran. Im Herbst 2020 wurde er in viele kleine Teile zerlegt und gut verpackt an die Firma Denkmalpflege Mühlhausen Huschenbeth GmbH geliefert. Dort musste er zunächst ordentlich trocknen. Das herausgetretene Salz wurde abgesaugt. Dann lagerten die Brunnenteile für mehrere Monate in einem Entsalzungsbad. „Da kam noch mal richtig viel Salz raus“, berichtet Henrik Romstedt. Wieder mussten die Stücke gründlich trocknen, damit das Salz dann mit einem Mikrostrahlverfahren und einem Skalpell gründlich entfernt werden konnte. Die Kunst bestand darin, nicht zu früh, aber auch nicht zu spät aufzuhören. Denn man wollte ja nicht die Oberfläche zerstören. Doch das Salz musste runter, damit der Mörtel gut hält. Die einzelnen Schritte wurden immer mit dem Auftraggeber, dem Kur- und Touristikunternehmen der Stadt Bad Salzungen, abgesprochen.

Das gleiche langwierige Prozedere durchlief der Brunnen aus der Ost-Brunnenhalle. Dieser bekam neben einem neuen Fundament auch eine neue Brunnenwand. Die alte aus Ziegelsteinen war nicht mehr zu gebrauchen. Bei der neuen Einfassung hat man sich für hochseetauglichen Beton entschieden, der dem Salz am besten standhält. Dieser wurde in Blöcke gegossen und wie Naturstein gefräst, was optisch gelungen ist. „Da haben wir wirklich lange überlegt und probiert“, sagt Henrik Romstedt und ist zufrieden mit dem Ergebnis. Auch der Brunnen in der West-Brunnenhalle steht auf sicheren Beton-Füßen, die ihn lange tragen.

Mitte Juni sollen die Vernebelungsbrunnen wieder in Betrieb genommen werden. Die letzten Fugen sind geschlossen, wofür wegen der Sole ein besonderer Fugenmörtel verwendet wurde. Aufbringen konnte man diesen erst in den letzten Tagen, weil die Brunnen über mehrere Tage eine Temperatur von mindestens zwölf Grad haben mussten. Gut vier Tage wird der Mörtel aushärten, bevor man sich mit der Vernebelungstechnik befassen kann. Da gibt es noch einiges zu tun.

Mit Schwung wird im Gradiergarten gearbeitet, dem letzten Puzzlestück des sanierten Gradierwerk-Ensembles. Die ersten Kugelahorn-Bäume sitzen, es folgen Hecken, Stauden, Bodendecker und Kletterpflanzen an zwei Pergolen.

Mit einem Bürgerfest am 8. Juli ab 13 Uhr soll die Eröffnung der Gesamtanlage gefeiert werden.

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