Goldlauter-Heidersbach Der Berg gehört den Schneehasen

Theo Schwabe

Bergläufe sind kein Zuckerschlecken - erst recht nicht nach so einer langen Wettkampfpause wie in diesem Sommer. Und dennoch purzeln beim 33. Beerberg-Berglauf die Bestzeiten von so manchem Läufer.

 
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Goldlauter-Heidersbach - Über Wochen kein kontinuierliches Training, wenn überhaupt, dann häufig nur allein, und über Monate kaum ein Wettkampf: So gut wie kein Athlet wusste vor dem 33. Beerberg-Berglauf, wo genau er gerade steht in diesem Ausnahmejahr. "Eigentlich ist der Beerberg-Berglauf für unseren Nachwuchs der erste richtige Leistungsvergleich", erzählt Udo Recknagel, Landestrainer des Thüringer Skiverbands . Aber nicht nur wegen der Corona-Pause, sondern weil über Jahrzehnte die Strecken identisch geblieben sind und der Lauf stets zum gleichen Zeitpunkt stattfindet.

Das Ergebnis vom Sonntag zauberte Udo Recknagel ein Lächeln aufs Gesicht. Denn der Thüringer Langlauf-Nachwuchs glänzte einmal mehr mit starken Kletterqualitäten.

Dazu zählte einmal mehr Antonia Fräbel. Die Langläuferin vom WSV Asbach wiederholte auf der 6-Kilometer-Bergstrecke mit 427 Höhenmetern Differenz ihren Vorjahressieg in neuer persönlicher Bestzeit. Wo sie 2019 nach 29:47 Minuten das Ziel erreichte, stoppte die Uhr 2020 bei 28:10 Minuten. Vielleicht hat sich auch das jüngste Höhentraining im schweizerischen Ulrichen ausgezahlt. Daran nahm auch die zweitplatzierte Victoria Carl vom SC Motor Zella-Mehlis teil. Auch sie war deutlich schneller als im Vorjahr. "Das war für mich heute ein ganz wichtiger Testwettwettkampf", sagte Carl, die sich momentan zielgerichtet auf die Nordischen Skiweltmeisterschaften 2021 in Oberstdorf vorbereitet.

Erst Abi, dann WM?

Viel vorgenommen hat sich auch die drittplatzierte Lara Dellit (WSV Asbach): "Ich möchte mich unbedingt für die Junioren-WM in Zakopane qualifizieren", sagt die 18-jährige Schülerin vom Oberhofer Sportgymnasium. Potenzial hat sie allemal: Anfang des Jahres landete der Schützling von Cuno Schreyl auf dem vierten Platz bei den Olympischen Jugend-Winterspielen in Lausanne. Zu den hoffnungsvollen Talenten gehört auch Cindy Kammler (Rhöner WSV), die am Wochenende in 30:27 Minuten den vierten Platz belegte. Trotz Abi-Stress im Sommer sagt die 19-Jährige: "Corona habe ich ganz gut überstanden." Die Leistung hinauf zum Beerberg stimmte Kammler mit Blick auf die erste zentrale Leistungskontrolle zuversichtlich; "schließlich möchte ich mich für die U23-WM in Polen qualifizieren", erklärt sie.

Gut über die lange Corona-Pause ist auch Tom Emilio Wagner vom gastgebenden Ski- und Wanderverein (SWV) Goldlauter-Heidersbach gekommen. Sehr gut sogar. Das laut Trainer Thomas Straube größte Talent des SWV feierte im Hauptlauf seinen ersten Sieg bei den Männern in 26:03 Minuten vor Paul Gräf (WSV Asbach/26:08) und dem 19-jährigen Jan-Friedrich Doerks (Goldlauter-Heidersbach/26:31).

"Der Sieg heute ist mir nicht leicht gefallen, konnte ich doch während der Corona-Pandemie nicht optimal trainieren. Corona zwang mich oft zum selbstständigen Training, und das über mehrere Wochen", so der Schützling von Thomas Straube.

Dem Drittplatzierten Jan-Friedrich Doerks gelang am Sonntag eine neue Bestzeit in 26:31 Minuten. "Ich war heute 30 Sekunden schneller als 2019 im Ziel, als ich den zweiten Platz holte." Das stimmt den 19-Jährigen mit Blick auf die U23-WM optimistisch, sich unter den ersten Sechs zu platzieren.

Aber die Athleten und Trainer lobten nicht nur die eigenen Leistungen, sondern auch die der Organisatoren. Wettkampfleiter Sven Jakob war zufrieden: "Unser Hygienekonzept funktionierte ausgezeichnet und wurde von den Aktiven voll akzeptiert und eingehalten. Mit über 30 Helfern hatten wir natürlich einen großen Aufwand zu bewältigen. Aber nur so konnten wir den Einzelstart absichern."

Was kaum noch jemand wusste: Es war nicht das erste Mal in seiner langen Geschichte, dass der Berglauf per Einzelstart gestartet wurde. Der mehrfache Deutsche, Europa- und Senioren-Berglaufweltmeister Stephan Bayer (Rennsteiglaufverein) erinnerte sich, dass es bereits 1988 einen Einzelstart beim Berglauf gegeben habe, damals noch vom Schwimmbad aus. Zum Beweis brachte er die historische Ergebnisliste mit. Seinerzeit bewältigte Bayer die sechs Kilometer in 20:35 Minuten vor den aktiven Skilangläufern des SC Motor Zella-Mehlis mit Steffen Röder und Mirko Müller (ASK Oberhof). Bayer, der kaum eine Auflage des Beerberg-Berglaufes ausgelassen hat und viele Siege in seiner Altersklasse (AK) holte, war auch diesmal der Schnellste in der AK 56 in 31:47. Die Zeit reichte dem fast 60-Jährigen immerhin zum 13. Platz in der Gesamtwertung.

Und auch Anke Härtl, ebenfalls Rennsteiglaufverein, gehört zu den Urgesteinen des Beerberg-Berglaufs. Die Mittfünfzigerin ist mehrfache
Senioren-Berglauf-Weltmeisterin. Härtl siegte bei der 33. Auflage in der AK 51 in 35:51 Minuten.

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