Der Tag der Arbeit steht ja nun an, Nachbarn, der 1. Mai. Das Schöne an diesem Tag der Arbeit ist ja, dass die ansonsten arbeitende Bevölkerung an ihm nicht arbeiten muss. Das Schlechte am Tag der Arbeit ist, dass ein ansonsten nicht arbeitender Rentner wie euer Herbert in seinem Vorfeld nicht nur arbeiten, sondern geradezu schuften muss. Mein eheliches Weib legt zu diesem Datum nicht nur extremen, ich sag’s euch, Nachbarn, extremsten Wert auf Sauberkeit in Haus und Garten, sodass ich schon seit letzter Woche nur noch in Gummi- oder Gartenhandschuhen anzutreffen bin. Nein, die Marga liebt auch innigst diverse Feierlichkeiten rund um den 1. Mai. Am Wochenende musste ich unter Einsatz meines Lebens einen vier Meter hohen Maibaum in unserem Garten aufstellen, was mir eine Zerrung der Rückenmuskulatur einbrachte. Kann kaum mehr gerade gehen. Und um diesen Baum herum will meine Frau dann zunächst einen Tanz in den Mai veranstalten (keine Ahnung, wie ich das bewältigen soll), um dann um Mitternacht gemeinsam mit meiner ansonsten ja geliebten Schwägerin Lisbeth zur Walpurgisnacht zu blasen. Die beiden erweisen sich da seit vielen Jahren schon als gar schaurige Hexen, mit denen nicht zu spaßen ist. Und den Tag der Arbeit dann haben sie schon traditionell zum Tag der Arbeiterin umgewidmet. Lisbeth schwingt große Reden wie die heilige Johanna, und die Marga und ihre Freundinnen jubeln ihr zu.