Gleichberechtigung Frauentag – nicht nur ein tag zum Feiern

Zur Tradition geworden ist auch die Frauentagsfeier im Sonneberger Stadtteilzentrum, hier ein Bild aus den vergangenen Jahren. Zum Internationalen Frauentag wird es die Feier wieder geben. Foto: Stadt Sonneberg

Nach dreijähriger Pandemiepause gibt es wieder Frauentagsfeiern. Lokale Politik und Gewerkschaften in Sonneberg sehen in diesem Tag die Forderung nach Gleichberechtigung noch lange nicht erfüllt – und vergebene Chancen.

 
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Morgen ist Weltfrauentag und im Landkreis erinnern Gewerkschaften und Politik daran, dass der Wunsch nach Gleichberechtigung von Frauen und Männern nach wie vor unerfüllt ist, obwohl diese seit 1949 im Grundgesetz steht. Derweil sieht Gewerkschaftssekretärin Ute Kröckel im Mehr an Gleichberechtigung eine Chance für zentrale Problemfelder der Region. Ohne Frauen werde der Fachkräftemangel nicht zu beheben sein, betont eine Mitteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). „Bei den Frauen liegt ein enormes Beschäftigungs¬potenzial“, erläutert DGB-Kreisvorsitzende Ute Kröckel. Viele Frauen seien aufgrund familiärer Sorgeverpflichtungen nur in Teilzeit oder gar nicht erwerbstätig – trotz guter Qualifikation. Dieses Potenzial liegen zu lassen, könnten sich Arbeitgeber einfach nicht mehr leisten.

Arbeitsmarkthürden sind zu hoch

Die Steigerung der weiblichen Erwerbsbeteiligung werde jedoch alles andere als ein Selbstläufer sein. „Die Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt sind hoch: Schlechte Vereinbarkeit, niedrige Entgelte, eine hohe Arbeitsbelastung am Arbeitsplatz – und die Aufzählung ließe sich weiter fortsetzen – behindern die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Arbeitswelt“, so die Gewerkschafterin. Arbeitgeber und Politik müssten jetzt handeln. „Es ist Tempo gefragt in Sachen Gleichstellung: Die Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt müssen zügig abgebaut werden“, fordert Kröckel. Ansonsten drohe der Fachkräftemangel zum Bremsschuh von Wandel und Wohlstand in diesem Land zu werden. „Bei der Förderung der Frauenerwerbstätigkeit geht es um mehr Arbeitszeitsouveränität und Umverteilung von unbezahlter Sorgearbeit. Es geht um die Beseitigung steuerlicher Fehlanreize wie dem Ehegattensplitting und der Steuerklasse V. Und es geht darum, die Entgeltlücke zu schließen“, mahnt die Gewerkschafterin. Grundsätzlich müssten künftig alle politischen Vorhaben daraufhin geprüft werden, ob sie die Gleichstellung von Männern und Frauen vorantreiben. „Wir müssen sicherstellen, dass die Lebenswirklichkeiten von Frauen in der Politik ausreichend Berücksichtigung finden. Die Implementierung eines Gleichstellungschecks in Bund, Ländern und Kommunen ist da ein notwendiger Schritt“, unterstreicht Kröckel. Auf die globalen Herausforderungen geht SPD-Kreisvorsitzender Andreas Langethal-Heerlein ein: „Weltweit kämpfen Frauen für ihre Rechte. Nicht überall stoßen sie auf offene Ohren.“ Seit Monaten halten die Proteste im Iran an, wo Frauen und Männer gemeinsam für Gleichberechtigung auf die Straße gehen, betont er Sozialdemokrat. Viele von ihnen seien vom iranischen Regime dafür verfolgt und teilweise sogar getötet worden.

„Als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stehen wir klar an der Seite aller, die sich gegen patriarchale Unterdrückung wehren“, bemerkt der Siegmundsburger. Indessen bestehe in Sachen Gleichberechtigung auch in Deutschland und im Landkreis Sonneberg Nachholbedarf. Hier müsse noch einiges verbessert werden. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte selbstverständlich sein, genauso wie eine gerechte Verteilung der Sorgearbeit und die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen“, so Langethal-Heerlein. Gleichberechtigung gehe alle an, weshalb auch Frauen und Männer gemeinsam kämpfen – „an jedem Ort und jedem Tag.“

Frauentagsfeiern sind hierzulande längst eine Tradition und stehen fest im Veranstaltungsprogramm von Vereinen, Kommunen und Parteien gelistet. In den vergangenen drei Pandemie-Jahren sind sie weitgehend ausgefallen und gehen nun wieder ans „Netz“. Das Team des Thüringerwald-Vereins Mengersgereuth-Hämmern hatte bereits am Freitag stattgefunden. Nach der Corona-Zwangspause verzeichnete der Verein regen Zuspruch. Frauen und Männer haben gemeinsam gekegelt und Blümchen gab es für beide.

Feiern in Sonneberg

Aber auch die große Frauentagsfeier im Sonneberger Stadtteilzentrum „Wolke 14“ wird es wieder geben. Dazu wird am morgigen 8. März, zwischen 14 und 17 Uhr eingeladen. Eingeladen sind dort zum Frauentag alle Sonnebergerinnen. Unterstützt wird das Team der „Wolke 14“ von ihren fleißigen Ehrenamtlichen und den Eltern des Kindergartens Arche Noah, die sich um die Versorgung kümmern. Die Musiker des Kinder- und Jugendblasorchesters Oberlind sowie der Tanzgruppe „Dance4Kids“ werden mit kleinen Darbietungen ihr Können zeigen. Das kulturelle Rahmenprogramm gestaltet in diesem Jahr „Fritz aus Lauscha“, der gute Laune und Stimmung mitbringen wird. Auch die Amtsleiter der Stadtverwaltung sind wieder dabei und unterstützen den Bürgermeister beim Ausschank von Kaffee und dem Überreichen eines kleinen „Blumengrußes“. Damit die Organisatoren besser planen können, wird um verbindliche Anmeldung gebeten unter den Telefonnummern (03675) 880400, 880401, 880402 oder per E-Mail unter wolke14@stadt-son.de (Stichwort Anmeldung Frauentag).

Am Samstag, 11. März, laden die Linken ab 14 Uhr in die Sonneberger Geschäftsstelle der Partei in der Köppelsdorfer Straße 20 zur Frauentagsfeier ein. Eingeladen sind alle Genossinnen und Sympathisantinnen. Auch dort ist ein kleines Kulturprogramm ist vorgesehen.

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