Giga-Konzert in Sonneberg Drei Pauken und „da, da, dada“

Ein Sinfonieorchester (Symbolfoto). Foto: dpa/Rolf Haid

Das Konzert am 17. Oktober in der Stadtkirche Sonneberg wird gigantisch: Musiker aus vielen Städten kommen nach Sonneberg. Im Gepäck haben sie auch drei Pauken, ein Xylophon und ein Glockenspiel.

 
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Sonneberg - Ein ganzes Ballettcorps wird in der Sonneberger Stadtkirche wohl kaum Platz finden. Wohl aber ein groß besetztes Erweitertes Sonneberger Kammerorchester mit der Ballettsuite „Appalachian Spring“ (Frühling in den Appalachen), der preisgekrönten Tonschöpfung des amerikanischen Erfolgskomponisten Aaron Copland.

Zahlreiche Musiker aus München, Bamberg, Hallstadt, Coburg, Erfurt, Weimar, und Jena kommen nach Sonneberg, um dieses einmalige Konzertevent zu verwirklichen. Die große Sinfonieorchesterbesetzung mit Streichern, Holz- und Blechbläsern wird gekrönt durch das im orchestral eingesetzte Klavier und schließlich ein mächtiges Aufgebot von drei Pauken und Schlagwerk (große und kleine Trommel, Xylophon, Glockenspiel, Woodblock), was dem Orchesterapparat den „letzten Kick“, besondere Akzente und Lichtblicke verleiht.

Die pochenden Schläge in Beethovens Schicksalssinfonie hingegen, der Fünften in c-Moll, markieren demgegenüber ein ganz anderes Profil. „So pocht das Schicksal an die Tür“, so die Deutung dieses Motivs aus vier Tönen, woraus ein ganzer Sinfoniesatz gebaut ist.

Die Sinfonie ist der andere Programmpunkt in diesem Konzert am 17. Oktober. Der Weg zu den Sternen ist steinig, anders gesagt „per aspera ad astra“; so könnte man die Deutung für die ganze Sinfonie formulieren, was besonders im Hinübergleiten des dritten in den vierten Sinfoniesatz deutlich wird.

Kann man heute noch von „deutscher oder amerikanischer Mentalität“ sprechen, in einer globalisierten Welt? Was die Stile der Musik betrifft, sicherlich ja, davon können sich die Zuhörer beim Erleben der Musik der beiden Komponisten Beethoven und Copland überzeugen. Die Strenge und Unerbittlichkeit der Musik Beethovens wird vor allem im Ausland zweifellos als typisch deutsch bezeichnet, während die lyrisch frei atmende bis elastisch tänzerische, witzige und teils auch etwas sentimentale Tonsprache Coplands sicher vielen als explizit amerikanisch vorkommt.

In der romantischen Beethoven-Rezeption, die bis in das 20. Jahrhundert reichte, wurde Beethovens „Fünfte“ im Sinne eines Schicksalsdramas als eine Erzählung von Niederlage und Triumph, vom ewigen menschlichen Schicksalskampf, von Leid und Erlösung interpretiert.

Ähnlich wie die 9. Sinfonie mit ihrer „Ode an die Freude“ behandelt sie dieser Deutung ihren Weg durch Nacht zum Licht, von c-Moll nach C-Dur einen grundlegenden Gedanken der europäischen Kultur.

Auch wenn diese Deutung in der heutigen Zeit manchmal als pathetisch angesehen wird, kann auf jeden Fall festgestellt werden, dass Beethovens Fünfte zusammen mit der 3. Sinfonie, in deren Paralleltonart sie steht, und mehr noch der 9. Sinfonie das sinfonische Schaffen des 19. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst hat – von Franz Schubert und Johannes Brahms über Pjotr Iljitsch Tschaikowski und Anton Bruckner bis hin zu Gustav Mahler.

Sie ist außerdem eines der Werke, die sowohl den Liebhaber klassischer Musik als auch Menschen, die sonst kaum der klassischen Musik zugeneigt sind, immer wieder in ihren Bann zu ziehen vermögen, nicht zuletzt durch ihre rhythmische Kraft, die schon im Anfangsmotiv mittels des Unisono der Streicher besonders prägnant in Erscheinung tritt.

Die Uraufführung des Werkes war nach zeitgenössischen Berichten nicht sehr erfolgreich. Die Reaktion des Publikums reichte von Reserviertheit über Ratlosigkeit bis zur Ablehnung. Dazu kam der Umstand, dass die Darbietung durch das Orchester anscheinend nicht vollkommen überzeugen konnte. In den folgenden Jahren sollte sich das Verständnis aber grundlegend ändern.

Copland wurde in New York als jüngster von fünf Kindern in einer konservativ-jüdischen Familie von litauischer Herkunft geboren. Seine frühesten musikalischen Erfahrungen sammelte Copland an jüdischen Hochzeiten und Familienveranstaltungen. Mit 15 Jahren erwog er ernsthaft, Komponist zu werden.

Nach seiner Studienzeit in Paris entschloss sich Copland, Werke mit amerikanischem Charakter zu schreiben, indem er Jazz als amerikanische Ausdrucksweise verwendete. Sein erstes wichtiges Werk war das Ballett Grohg, aus dem Copland thematisches Material für seine spätere Dance Symphony übernahm. Andere wichtige Werke in dieser ersten Periode waren Short Symphony (1933), Music for Theater (1925) und Piano Variations (1930). Die durch den Jazz inspirierte Periode war jedoch kurz. Bald begann er zugänglichere Musik zu komponieren.

Viele Komponisten lehnten es während der Weltwirtschaftskrise ab, Musik für Eliten zu schreiben, so auch Aaron Copland. Ihm dienten die bekannte amerikanische Folkloremusik, Erweckungshymnen sowie Cowboy- und Folk-Songs als Grundlage für seine Kompositionen.

Coplands zweite Periode begann um 1936, als er die Werke Billy the Kid und El Salón México komponierte. Fanfare for the Common Man, gesetzt für Blechblasinstrumente und Perkussion und 1942 auf Bestellung des Dirigenten Eugène Goossens entstanden, ist sehr wahrscheinlich das bekannteste Werk Coplands.

Die Fanfare taucht auch als Hauptthema im vierten Satz von Coplands Third Symphony auf. Im selben Jahr schrieb Copland Lincoln Portrait, das einem breiteren Publikum vertraut wurde. Copland wurde deshalb immer mehr als Komponist mit starkem Bezug zur amerikanischen Musik wahrgenommen. Er wurde von Martha Graham beauftragt, ein Ballett zu schreiben, dem sie den Namen Appalachian Spring gab.

Copland war auch ein wichtiger Filmmusik-Komponist. Die Suite Music for Movies umfasst mehrere der Themen, die er für Filme komponiert hat. Seine Musik wurde auch nach seinem Tod in Filme eingebaut, zum Beispiel in den Film He Got Game (1998) von Spike Lee. Hoe-Down untermalt dort ein Basketball-Spiel in einem Hinterhof.

Weil Copland während der Präsidentschaftswahlen von 1936 die Kommunistische Partei der USA verteidigt hatte, ermittelte das FBI während der McCarthy-Zeit in den 1950er Jahren gegen ihn. Er wurde auf die schwarze Liste der Hollywood-Studios gesetzt, und 1953 entfernte man seine Musik aus dem Programm für das Eröffnungskonzert für die Präsidentschaft Dwight D. Eisenhowers. Im selben Jahr sagte Copland vor dem US-Kongress aus, dass er nie Kommunist gewesen sei. Den meisten zeitgenössischen Musikern zeigte sich in Coplands Musik klar sein Patriotismus, und sie waren entsprechend aufgebracht über die haltlosen Vorwürfe. Die Untersuchung wurde 1955 ausgesetzt und 1975 endgültig eingestellt. 1964 überreichte US-Präsident Lyndon B. Johnson Copland die Freiheitsmedaille

Karten für das Konzert am 17. Oktober in der Sonneberger Stadtkirche sind noch zu haben bei der Touristinfo, der Adlerapotheke und im Sonneberger Pfarramt, Kirchstraße 20 (hier mittwochs bis freitags zwischen 8 und 13 Uhr. Konzertbeginn ist um 16 Uhr.

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