Gewalt gegen Frauen Hilfsangebote gibt es auch in Suhl

Aktion des Suhler Netzwerks im Oberrathaussaal... Foto:  

Am 25. November wird weltweit auf Initiative der Vereinten Nationen der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen begangen. Die Fälle häuslicher Gewalt nehmen zu. Frauen sollten sich Hilfe suchen.

 
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Scham und Unkenntnis, aber auch die Meinung, das eigene Leid sei zu geringfügig – das sind unter anderem Gründe, warum von Gewalt betroffene Frauen in Deutschland keine Hilfe in Anspruch nehmen. Um das Thema bekannter zu machen, hat die Thüringer Gleichstellungsbeauftragte Gabi Ohler am 15. November die Kampagne „Handle – jetzt!“ gestartet. Gemeinsam mit kommunalen Gleichstellungsbeauftragten und deren Netzwerken, darunter auch Julia Schmatloch aus Suhl und das hiesige Netzwerk gegen Gewalt in der Familie. Beide versuchen, mit vielen Angeboten für Opfer von Gewalt und deren Angehörige, auf mögliche Hilfen und auf den Anspruch der Betroffenen darauf hinzuweisen.

Die Aktion findet zum großen Teil über die sozialen Medien statt, so Julia Schmatloch; über die Instagram-Seite des Netzwerks gegen Gewalt in der Familie (@netzwerk_gegen_gewalt_suhl) oder über die Internetseite des Netzwerks.

Die aktuelle Kampagne der Thüringer Gleichstellungsbeauftragten und der Netzwerke zur Hilfe für Betroffene von häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt ist auch deshalb notwendig, so Julia Schmatloch weiter, weil sie in Thüringen mit einer Steigerung um über 18 Prozent gegenüber 2021 auf einem neuen Höchststand ist. Laut Bundeslagebild 2022 sei die „Anzahl der Opfer häuslicher Gewalt in den letzten fünf Jahren bundesweit um 13 Prozent angestiegen und liegt nun bei 240 547 Opfern.“ Der Anstieg in Thüringen von über 18 Prozent bedeutet in Zahlen: 2021 gab es 3227 Opfer, 2022 bereits 3812. In der Partnerschaftsgewalt sind gemäß Angaben des Bundeskriminalamtes in den letzten Jahren ebenfalls stetig steigende Zahlen zu verzeichnen. Besonders betroffen sind mit 80,1 Prozent Frauen (126 349). Jede Stunde wurden 2022 in Deutschland durchschnittlich 14 Frauen Opfer von Gewalt in Partnerschaften. Alle zweieinhalb Tage stirbt eine Frau durch die Gewalttat ihres Partners oder Ex-Partners, verweist die Suhler Gleichstellungsbeauftragte auf die dramatische Faktenlage.

Anlässlich dieser Entwicklungen sagen 29 Thüringer Gleichstellungsbeauftragte Nein zu jeder Form von Gewalt und wollen mit der Kampagne „Handle – jetzt“ gemeinsam mit den regionalen Netzwerken gegen häusliche Gewalt zu den 200 thüringen- und bundesweiten Hilfs- und Beratungsangeboten informieren. In den sozialen Medien und im Internet würden bis zum 25. November – dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen (Orange Day) – täglich Beiträge veröffentlicht. Auch in Suhl wollen Julia Schmatloch und das Netzwerk die Bevölkerung zu diesem Thema sensibilisieren.

Statistisch ist jede dritte Frau betroffen

Die Europäische Grundrechteagentur habe bereits 2014 feststellen müssen, dass rund 35 Prozent aller Frauen mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexueller Gewalt betroffen sind. Also mindestens jede dritte Frau!, nennt die Suhler Gleichstellungsbeauftragte weitere Fakten. Um das greifbarer zu machen, ergänzt das Suhler Netzwerk gegen Gewalt in der Familie die thüringenweite Kampagne mit Bildern von bekannten Orten in Suhl, um optisch zu verdeutlichen, wie viele Frauen aus der Mitte der Gesellschaft betroffen sind. Ob im Kino, im Bus, bei Kulturveranstaltungen, im Sport oder unter politisch Interessierten – häusliche Gewalt zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten und Gruppierungen.

Die Gründe, warum keine Hilfe in Anspruch genommen wurde, zeigen typische Barrieren: Scham nennen 25 Prozent der Betroffenen, 32 Prozent meinen, dass sie keine Hilfe gebraucht hätten, 28 Prozent erscheint ihr Fall zu geringfügig laut einer Studie des zuständigen Bundesministeriums bereits aus dem Jahr 2004. Auch die Unkenntnis über die vorhandenen regionalen Anlaufstellen können ein Grund sein. Diese Hürde möchte das Netzwerk senken und über die Aktion „Handle – jetzt“ auf das in Suhl und Umgebung vorhandene Hilfeangebot aufmerksam machen. Das Netzwerk möchte aufklären und Mut machen, das Schweigen zu brechen, so Julia Schmatloch abschließend.

www.netzwerk-gegen-gewalt-suhl.de

www.handle-jetzt.de

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