Hoher bürokratischer Aufwand
Durch kranke Kinder und Elternteile, die sich kümmern müssen, kann den Arztpraxen viel Bürokratie entstehen. Mit wie vielen Kinderkrankenbescheinigung es Kinderärztinnen und -ärzte jährlich im Schnitt zu tun haben, kann nur geschätzt werden. Dazu lägen keine Zahlen vor, erklärte der Sprecher des Kinderärzteverbands, Jakob Maske. Maske ist selbst Kinderarzt in Berlin. In seiner Praxis werden seinen Angaben zufolge, je nach Infektlage, täglich fünf bis zehn Bescheinigungen dieser Art ausgestellt.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will bürokratische Lasten in Arztpraxen reduzieren. Generell gilt seit Dezember bereits, dass sich Patientinnen und Patienten bei leichteren Erkrankungen nicht mehr in Praxen schleppen müssen - eine Krankschreibung gibt es auch per Telefon. Bedingung ist, dass man in der Praxis bekannt ist und keine schweren Symptome hat.
Kinderkrankenbescheinigungen für Eltern sind ebenfalls seit Dezember telefonisch möglich - darauf verweist Lauterbachs Ministerium. Eltern müssten also nicht zum Arzt laufen, sondern könnten sich um ihre Kinder kümmern und die Krankschreibung zu einem späteren Zeitpunkt abholen, sagte ein Sprecher auf Anfrage.
Keine weiteren Vereinfachungen in Sicht
Lauterbach hatte ursprünglich auch eine Regelung angepeilt, die vorsieht, dass Eltern überhaupt erst ab dem vierten Tag eine Krankschreibung für ein Kind beim Arbeitgeber vorlegen müssen. Dies sei aber wegen Einwänden der FDP nicht Konsens in der Regierung gewesen, hieß es aus Regierungskreisen. Der Arbeitgeberverband, der pauschale Vorgaben zur Vorlage von Krankschreibungen naturgemäß kritisch sehen dürfte, wollte sich am Donnerstag auf Anfrage nicht zum Thema äußern.
Dass sich Eltern also schon demnächst über weitere Vereinfachungen freuen können, ist eher unwahrscheinlich. Und das, obwohl das Thema nicht nur bei genervten Eltern und Kinderärzten auf Unterstützung stößt. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) signalisierte am Donnerstag große Zustimmung. "Wenn nicht mehr jeder kleine Schnupfen ab dem ersten Tag ärztlich attestiert werden muss, entlastet das überfüllte Kinderarztpraxen und gestresste Eltern enorm", erklärte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Es sei zu hoffen, dass Minister Lauterbach den Vorstoß doch noch aufgreife.