Schmalkalden - Jens Sauerbrey ist der Gerüchtemann der Stadt schlechthin, Bürgermeister Thomas Kaminski steht im Fadenkreuz der Gerüchte und Harald R. Gratz gab 18 Gerüchten eine künstlerische Plattform. Zur Plauderstunde über Fake News präsentierte er drei großformatige Plakate mit bildlich umgesetzten Gerüchten, die jedes für sich immer in Bezug zu einem von Gratz gemalten Bild stehen. Das Gemälde ist der Beitrag des Schmalkalders zum Kunstfest 2021 in Weimar. Die drei Plakate werden demnächst in einem Schaufenster am Altmarkt zu sehen sind und sorgten vorab im „Gerüchtecafé“ schon einmal für sehr unterschiedliche Wortmeldungen. Sehr zur Freude von Harald R. Gratz, der durch das bevorstehende Kunstfest in Weimar mit Titel „Thüringen – die ganze Wahrheit“ angeregt worden war und sich auf die Suche nach Gerüchten begeben. Also hörte er sich in Schmalkalden und Umgebung um. Von den 18 Gerüchten, die er auf den drei Plakaten bildnerisch umsetzte, sprach er zum „Gerüchtecafé“ freilich nicht alle an. Allein das Brodeln der ersten Drei versetzte das Publikum ins Nachdenken und Mitreden. Los ging es mit den berüchtigten Staniolhütchen, die angeblich vor Strahlung aus dem All schützen sollen. Meinungen wie „dadurch werden Ängste in die Gesellschaft getragen“, „gegen Strahlung hilft Blei am besten“ und „Soll man das ernst nehmen?“ wurden ausgesprochen. Bürgermeister Thomas Kaminski brachte die Sache auf den Punkt: „Man sollte nicht über Personen reden, sondern über Themen – nicht übereinander, sondern miteinander, damit Gerüchte nicht erst aufkommen.“ Außerdem besuche Kaminski jeden zweiten Freitag Jens Sauerbrey, um sich über die neuesten Gerüchte zu informieren. „Er weiß es“, sagte der Stadtchef sehr zur Freude der Anwesenden. Sicher ist der Bürgermeister, dass gegenwärtig ein sehr großer Austausch an Informationen stattfindet. Auch mit Blick auf soziale Netzwerke. Ebenso ringe man im Stadtrat um gute Entscheidungen – auch dort würden Meinungen zusammen getragen. „Die Frage ist doch – sind wir bereit, die Meinung anderer zu hören und zu ertragen?“, stellte Harald R. Gratz in den Raum. Natürlich seien die sozialen Medien in der Lage, bestimmte Stimmungen zu entfachen. Mit „Der Bau der Hängebrücke in Asbach steht kurz bevor“ streute er das nächste Gerücht. Kaminski reagierte prompt: „Ich hab noch keine Bagger gesehen.“ Ein Konzept aber sei da. Die Brücke sei ein wichtiges Instrument, ein Leuchtturmprojekt und natürlich auch für den Naturtourismus recht positiv. Man könne noch nicht sagen, es werde nichts, aber es gebe auch noch nichts Konkretes, dass das Vorhaben umgesetzt würde, so Kaminski. Gerücht Nummer Drei: Digitalisierung spart Energie und löst Emanzipationsprobleme. „Wer streut bloß solche Gerüchte? Wem nützt das?“, fragte Kerstin Blaschke in die Runde. Doch es kamen noch einige Gerüchte mehr. Zum Beispiel: Schneckenschleim hilft gegen Warzen! Soziale Netzwerke vertreiben die Einsamkeit! Impfen tötet! Impfen macht vergesslich! Impfen verändert den genetischen Code! Alles Gerüchte, bei denen man zuerst denke – das stimmt doch nicht. Dann aber doch hinterfragte. „Wir sind in vielen Dingen sehr unsicher“, meinte Harald R. Gratz. Und allein deshalb, gelte es sich, mit den Problemen, die bestehen, auseinander zu setzen, darüber zu reden. „Man sollte auch zwischen den Zeilen lesen“, merkte Jens Sauerbrey an und Falko Seebode sagte: „Man muss zur Kenntnis nehmen, dass es immer Gerüchte geben wird. Ich muss entscheiden, ob ich sie annehme oder nicht, manche Dinge muss man einfach aushalten können.“ Bürgermeister Thomas Kaminski gab an dieser Stelle den Sender-Empfänger-Horizont zu bedenken. Wer alle 18 Gerüchte genauer betrachten will, der sollte auf dem Altmarkt in ein ehemaliges Schaufenster (Sport Luck) sehen. Das Kunstfest Weimar „Thüringen – die ganze Wahrheit“ gestaltet sich als dezentraler, partizipativer Ausstellungs- und Theaterreigen. Die Gruppenausstellung, bei der auch das oben erwähnte Gratzsche Bild zu sehen sein wird, soll am 26. August in der ACC Galerie in Weimar eröffnet werden. Zum Kunstfest gehören weiter zwölf Einzelausstellungen unter anderem auch in Schmalkalden. Die Vernissage ist am 27. August geplant.