Geräteturnen Geturnt wird, was Spaß macht

Weibliche Grazie am männlichen Gerät zeigt hier Anna am Pauschenpferd. Foto: Daniel Nägelein

Die Turner des SV TU Ilmenau vereinen in einem „Alumni-Turnen“ genannten Wettkampf in der Campus-Halle „alle, die da sind, und alle, die mal da waren.“

 
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Moment mal, da stimmt doch etwas nicht! Diese Übung, die da gerade am Pauschenpferd zu verfolgen ist, die ist ohne Zweifel absolut sehenswert – aber hier turnt doch eine Frau! Und nebenan, am Barren, sind auch Turnerinnen zu sehen, während sich gerade Jungs am benachbarten Stufenbarren versuchen. Aber das sind untrügliche Zeichen, dass wir uns bei einem Universitätsturnen in der Campus-Halle befinden. Da ist es nämlich üblich, dass Frauen an Männer-Geräten und umgekehrt Männer an Frauen-Geräten turnen. Einerseits natürlich als Gag – andererseits aber auch, um Einfallsreichtum und Kreativität an den Geräten zu fördern und eben nicht strikt dem vom Reglement vorgegebenen strengen Übungskanon der Schwierigkeiten zu folgen.

„Der wäre für unsere Leistungsebene ohnehin zu anspruchsvoll“, sagt Uwe Michaelis, seit Langem Trainer in der Abteilung Turnen beim SV TU Ilmenau. „Wir legen hier eher Wert darauf, dass nicht nach reinen Schwierigkeiten bewertet wird, sondern nach Sicherheit und Schönheit der ausgeführten Bewegung. Wir wollen, dass das Gerät nicht nach dem geturnt ist, was vorgegeben ist, sondern was für den jeweiligen Turner möglich ist und ihm Spaß macht.“

Und das tun an diesem Samstagnachmittag in der Campus-Halle rund 50 Turner von der jüngsten bis zur ältesten Altersklasse; Rekordhalter nach oben ist der 82-jährige Horst Gross. Da ist zum einen der Nachwuchs des SV TU, da sind aber auch viele Absolventen der TU, die während ihrer Zeit dort beim Uni-Sport geturnt haben. Das ganze nennt sich „Alumni-Turnen“ und wird erstmals veranstaltet. „Ich hatte das Gefühl, dass alle jetzt Lust auf solch eine Veranstaltung haben, weil sie unbedingt aus ihrer Lethargie der letzten beiden Jahre heraus wollen“, erzählt Uwe Michaelis, wie er auf die Idee für solch ein Treffen gekommen war. „Es sollte ein Wettkampf sein für alle, die da sind, und zugleich auch für alle, die mal da waren. Und das mit einem Bewegungskonzept, das alle vereint.“ Manch einer nahm einiges auf sich, um hier dabei zu sein: Bernd Markscheffel, stellvertretender Vorsitzender des SV TU, erzählt von einem Teilnehmer, der frisch aus dem Urlaub kommend am Vormittag in Frankfurt/M. gelandet und danach gen Ilmenau aufgebrochen sei ...

Und was heißt beim SV TU „alle, die da sind“? Gegenwärtig, so ist zu erfahren, trainiere man in der Abteilung Turnen des SV TU Ilmenau mit rund 40 Kindern ab dem Vorschulalter aufwärts. Dabei sei die Nachfrage weitaus höher, als man Potenzial an Übungsleitern für sie habe, nämlich sechs. „Wir müssen oft interessierte Kinder wieder wegschicken, könnten weitaus mehr hier betreuen, wenn wir mehr Übungsleiter hätten.“ Im Wettkampfbetrieb bilden die Kreisjugendspiele, die Gau-Meisterschaften und als Höhepunkt die Landeseinzelmeisterschaften die Fixpunkte. Bei den Damen allerdings stellt der SV TU Ilmenau auch eine Mannschaft für den Landesliga-Wettkampfbetrieb. In der abgelaufenen Saison wurde man in der 3. Landesliga Fünfter. Auch am Cup des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands (adh-Cup) nahm eine Frauenmannschaft der TU Ilmenau teil.

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