Gera/Suhl/Erfurt Mehr Handwerksberufe meisterpflichtig - Neue Lehrgänge bei Kammern

In einigen Handwerksberufen soll eine Meisterpflicht wieder eingeführt werden. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archivbild

Zum 1. Januar gilt für zwölf weitere Handwerksberufe wie Fliesenleger und Glasveredler wieder die Meisterpflicht. Darauf reagieren die Thüringer Kammern. Die Neuregelung geht ihnen aber nicht weit genug.

 
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Gera/Suhl/Erfurt - Nach Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Handwerksberufen zum Jahreswechsel legen die Thüringer Kammern 2020 neue Kurse auf. So bereitet die Handwerkskammer Ostthüringen einen ersten Meisterlehrgang für Fliesenleger vor. Er soll im Frühjahr in der Bildungsstätte Gera-Aga starten. Auch die Südthüringer Kammer hat einen solchen Kurs in ihr Programm aufgenommen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Dazu seien bereits Interessenten beraten worden, und es lägen etliche Anmeldungen vor, informierte Hauptgeschäftsführerin Manuela Glühmann.

Die Ausweitung der Meisterpflicht sei ein Schritt in die richtige Richtung, konstatierte der Geraer Handwerkspräsident Klaus Nützel. Meisterbetriebe seien ein Garant für hohe Ausbildungsqualität und sicherten die Betriebsnachfolge. «Es gibt noch viele weitere Handwerksberufe, in denen wir die Wiedereinführung der Meisterpflicht fordern.» Dazu zähle er den Beruf des Fotografen. Hier könnte seine Kammer mit ihrem Know-how in der überbetrieblichen Ausbildung für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ebenfalls angehende Meister schulen.

In Thüringen haben sich die Kammern bei der Meisterausbildung jeweils auf bestimmte Fachrichtungen spezialisiert. Die Erfurter Kammer plant daher zunächst keine neuen Lehrgänge, da diese im Bereich der
neuen Gewerke verstärkt durch die Kammern in Ost- und Südthüringen angeboten würden, erklärte Sprecherin Anne-Kathrin Windisch. Auch ihre Kammer sei aber dafür, die Meisterpflicht auf weitere Gewerke auszudehnen. Als Kriterien nannte sie dabei etwa die Unfallgefahr, sowie die Arbeit am menschlichen Körper. So sollten etwa Kosmetiker, Bestatter sowie das Holz- und Bautenschutzgewerbe schrittweise in die Riege der zulassungspflichtigen Handwerke überführt werden.

2004 war in mehr als 50 Berufen die Meisterpflicht weggefallen. Dieses Jahr hat der Bundestag nun eine Kehrtwende vollzogen und sie für zumindest zwölf Gewerke wieder eingeführt, darunter Fliesen- und Parkettleger, Rollladentechniker, Orgelbauer und Raumausstatter. Bestehende Betriebe erhalten Bestandsschutz und dürfen ihr Handwerk weiterhin selbstständig ausüben. Um darunter zu fallen, haben sich offensichtlich einige Handwerker noch in den letzten Wochen des alten Jahres neu angemeldet. So verzeichnete die Ostthüringer Kammer in den vergangenen Wochen 15 Neuanmeldungen von Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern; bei Raumausstattern gab es fünf Neueintragungen.

Die Handwerkskammern hatten zuletzt etwa 400 Meisterabsolventen jährlich im Freistaat. Allein in Südthüringen sind es zwischen 100 und 120 pro Jahr. «Die größte Gruppe der Absolventen finden sich regelmäßig im Kraftfahrzeughandwerk», erläuterte Glühmann. Die Erfurter Kammer hatte dieses Jahr 220 neue Meister - minimale Schwankungen gebe es immer wieder durch den Ausbildungsturnus der Meisterschulen. Besonders viele Absolventen gebe es in den Gewerken Schornsteinfeger, Kraftfahrzeugtechniker, Zahntechniker, Maler, Lackierer und Kälteanlagenbauer, hieß es. In Ostthüringen haben in diesem Jahr 66 neue Handwerksmeister ihre Prüfungen erfolgreich abgeschlossen. Die stärkste Gruppe hierbei sind die Augenoptiker, gefolgt von Kfz-Technikern sowie Maurer und Betonbauer. dpa

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