Feriengäste können sich seit einigen Jahren auch in einem Blockhaus erholen – einem 5-Sterne-Chalet inklusive Whirlpool und Sauna. Mit dieser Idee musste sich die Chefin gegen viele Skeptiker durchsetzen. So was leiste sich im Frankenwald kein Mensch, hieß es. Heute weiß sie: Doch, das leisten sich die Leute. Und zwar solche, die sonst vielleicht nach Davos gefahren wären. Viele Urlauber würden sich ihr Ziel heutzutage nach dem Objekt aussuchen. So verschlage es Gäste in den Frankenwald, die sonst nie auf die Idee gekommen wären, hierher zu fahren. „Die Leute sind begeistert, wie mystisch es im Frankenwald ist, wie zurückgezogen sie sich hier erholen können“, erzählt Dorothea Strößner.
Überhaupt sei das Bewusstsein für die Naherholungsmöglichkeiten vor der eigenen Haustür während der Pandemie enorm gewachsen. Die Chefin macht das an den Wanderern, Radfahrern und Joggern fest, die an der Bischofsmühle vorbeipilgern. Sie liegt in einem mehr denn je frequentierten Wanderkreuz. Viel öfter als früher muss das Personal die aufgeweckte Hofhündin zurückpfeifen: „Billy, lass dem Jogger sei Ruh’!“
Dorothea Strößner selbst ist froh, sich abends außerhalb des Geländes zurückziehen zu können. 150 Stufen führen an der Wand des Rodachtales hinauf zu ihrem abseits gelegenen Haus. „Ich arbeite seit 35 Jahren hier und bin froh, wenn ich die Tür abends mal hinter mir zuziehen kann.“
Immer geht das nicht. Vor der Corona-Pandemie gab es kaum einen Samstag, an dem das Team keine Hochzeitsgesellschaften bewirtet hat. Oft sogar zwei parallel. Da geht es manchmal bis nachts um drei – „und morgens um sechs Uhr klingelt der Wecker wieder“. Verlässliches Personal sei dafür das A und O. Außerdem könne sie stets auf ihre Brüder und die Schwägerinnen zählen. Es klingt nach unerschütterlicher Zuversicht, wenn die Gastwirtin so erzählt. Und tatsächlich sei es eine Grundeinstellung, die sich aus der Erfahrung vieler Generationen speise: „Die Gastronomie ist gespickt mit Problemen. Egal, wie gut man vorbereitet ist – man muss immer kurzfristig Dinge ändern und Kompromisse finden. Zu akzeptieren, dass das nicht die Ausnahme, sondern Normalität ist, macht gelassen.“
Urlaub? Das gönnt sie ihren Gästen, aber sie selbst verreist so gut wie nie. „Urlaub ist für mich, in Ruhe darüber nachdenken zu können, wo es mit der Bischofsmühle hingehen soll, was ich als Nächstes angehe.“ Ziel sei, alles so zu erhalten, wie es ist. Dazu gehört auch die Küche. Gekocht wird nach uralten Rezepten, was Dorothea Strößner sehr wichtig ist. Nach wie vor kommt im Gasthaus vor allem Wild auf den Tisch, geschossen in der Region. „Berühmt sind wir aber auch für unsere Klöße.“ Die kommen ganz traditionell auf den Tisch – von Hand gerollt, gefüllt mit buttrigen „Bröggala“.
Wie gut die schmecken, hat sich bis weit über die Region hinaus herumgesprochen. „Wir profitieren vor allem von Mundpropaganda.“ Und von den Hochzeitsplanern, die Paare aus ganz Deutschland in den Frankenwald holen. Die Lage in der Mitte Deutschlands biete sich für viele weit verstreute Familien an. Vor Ort finden sie verwunschene Gärten und Räume, in denen sich Altes an Neues reiht – das uralte Deko-Schaukelpferd im Gebälk über modernem Tischschmuck. Die Liebe zum Detail fällt überall auf, nicht zuletzt bei der Pflanzenpracht auf dem weitläufigen Gelände. Die alte Ur-Gaststube, wo auch der Tresen steht, erinnert an frühere Zeiten. „Auf Bänken, wo heute vier Leute sitzen, haben sich früher zehn Leute aneinander gequetscht. Oft war es so voll, dass man gar nicht heizen musste“, erzählt Dorothea Strößner lachend.
Es sind nicht nur solche Bilder aus ihrer Kindheit, die die Bischofsmühle zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben. Die Familie hat hier auch stürmische Zeiten überstanden. Allen im Gedächtnis ist die Nacht auf den 19. Januar 2007, als der Orkan „Kyrill“ übers Land zog. Irgendwann, erzählen sie, sei der Strom weg gewesen, und dann habe man es rundherum nur noch krachen gehört. Die Fichten gaben nach, fielen zu Hunderten um. „Aber unserer Mühle ist wie durch ein Wunder nichts geschehen“, erzählt Dorothea Strößner und lächelt. Es liegt eben Glück auf diesem Fleckchen Erde.
■ Die Bischofsmühle im Rodachtal, wie sie heute angelegt ist, stammt aus dem 11. Jahrhundert. Aufzeichnungen aus dem Staatsarchiv Bamberg lassen jedoch vermuten, dass sie damals bereits auf Ruinen eines Vorgängerbaus entstand – und somit noch älter ist.
■ Zur Anlage gehörten Jahrhunderte lang eine Getreidemühle, ein Sägewerk und seit jeher auch ein Gasthof. Der heute versteckt im Wald gelegene Hof war damals gut frequentiert, lag er doch an der alten Handelsstraße zwischen Bamberg und Dresden.
■ In den 70er-Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Gastronomie. Mühle und Sägewerk wurden stillgelegt, der Gasthof dafür ausgebaut. Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten gab es vor allem durch die Westberliner, deren nächstgelegener Ferien-Anlaufpunkt der Frankenwald war.
■ Heute werden 24 Betten und ein 5-Sterne-Chalet inklusive Whirlpool und Sauna vermietet. Besonders beliebt ist das drei Hektar große Areal bei Hochzeitsgesellschaften. Ausgerichtet werden Feiern mit bis zu 180 Personen.
■ Den Hauptumsatz erwirtschaften Chefin Dorothea Strößner und ihr Team aber durch Einheimische und Ausflügler, die in die Gaststätte kommen.
Bachforelle in Mandelbutter gebraten
Zutaten für zwei Personen: 2 fangfrische, ausgenommene Bachforellen (zu Tiefkühlware sagt Bischofsmühl-Chefin Dorothea Strößner: „Kann man machen, schmeckt aber nicht!“), feines Meersalz, frisch gepresster Zitronensaft, frisch geriebener Pfeffer, Butterschmalz, Butter, Mandelblättchen oder -splitter, zwei Rosmarin-Zweige, Mehl.
So geht’s: Forellen gründlich waschen und trocken
tupfen. Außen und innen großzügig mit Meersalz und sparsam mit Pfeffer würzen. In die Forelle kommen ein paar Tropfen Zitronensaft und jeweils ein Zweig Rosmarin. Dann die Forelle von beiden Seiten leicht mehlieren, also in Mehl wenden und anschließend in reichlich Butterschmalz goldgelb braten. Das dauert je Seite etwa vier Minuten. Dann eine gute Portion Butter und die Mandelblättchen zugeben und alles bei mittlerer Hitze weiterbraten, bis die Mandeln leicht hellbraun sind.
Saison: Forellen gibt es in der Bischofsmühle, „bis unsere Teiche leer sind“, sagt Dorothea Strößner. Und das ist – etwa – von Ostern bis November.
Genusstipp: Dazu passen gestoßene Salzkartoffeln: kochen, bis sie weich sind, dann abgießen und den Topf einmal kräftig durchschütteln, damit die Kartoffeln ein bisschen aus der Form fallen. In der Bischofsmühle kommt dafür eine leicht mehlige Kartoffelsorte zum Einsatz – sie nimmt Butter und Fischaroma einfach besser auf als eine festkochende Sorte. Zum Gericht passen ein Frankenwein, etwa ein Silvaner, und ein frischer Salat.
Gasthof Bischofsmühle
Bischofsmühle 1, 95233 Helmbrechts
Telefon: 09289/367
E-Mail: info@gasthof-bischofsmuehle.de
Hinweis: Wer die Mühle mit Hilfe des Navigationsgeräts finden will, sollte „Rauschenhammermühle 8, 95131 Schwarzenbach am Wald“ eingeben – von dort aus ist der Weg durch den Wald ausgeschildert.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag,
jeweils von 8 bis 22 Uhr
www.gasthof-bischofsmuehle.de