Gefälschte Impfpässe Beim Impfpass wird doppelt hingeschaut

Jessie Morgenroth
Um den Impfnachweis auf dem Smartphone mitzuführen, müssen sich Geimpfte einen Zertifikat bei Ärzten oder in Apotheken ausstellen lassen. Betrüger wollen mit gefälschten Impfpässen an das Zertifikat bekommen Foto: dpa/Stefan Puchner

Zahlreiche Fälle von gefälschten Impfpässen gehen gerade durch die Medien. Im Ilm-Kreis scheinen die unechten Dokumente noch nicht in Mode gekommen zu sein. In Apotheken wird vor der Ausstellung eines Impfzertifikates der Impfpass genau überprüft.

 
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Ilm-Kreis - Der Druck auf Ungeimpfte scheint zu steigen. Gerade in Situationen, in denen die 2G-Regel gilt, sind Ungeimpfte außen vor. Betrüger wollen dieses Problem mit gefälschten Impfpässen umgehen und sich damit beispielsweise ein Impfzertifikat für den digitalen Impfpass auf dem Smartphone ergaunern.

Noch keinen Impfbetrüger gab es in der Wald-Apotheke von Gerhard Brunner in Gräfenroda. Allerdings gab es zwei Apothekenkunden, die einen digitalen Impfpass haben wollten, deren Impfpässe aber erst einmal Skepsis bei den Apothekenmitarbeitern hervorrief. So war bei einem Kunden der Impfpass abgesehen von den Coronaimpfungen auffällig leer, bei einem anderen ließ der weit entfernte Impf-Ort die Apothekenmitarbeiter aufmerksam werden. Allerdings, so erklärt Brunner, stellte sich in beiden Fällen heraus, dass die Impfpässe echt sind. Und wie würde in der Apotheke reagiert werden, wenn sie doch einmal einen Betrüger erwischen? „Wir sind aufmerksam“, so Brunner. Wenn die Apothekenangestellten einen Verdachtsfall finden, reden sie zunächst mit den Kunden und versuchen, die Situation zu klären. Sollte es sich aber doch um einen gefälschten Impfpass handeln, „dann wäre das Betrug, gegen den wir entsprechend vorgehen würden“, so der Apothekenchef. Durchschnittlich möchten sich fünf Kunden pro Tag ein Impfzertifikat in der Wald-Apotheke ausstellen lassen.

Auch in der Geratal Apotheke in Geraberg kann Inhaber Doktor Eberhard Gruner Fälle von gefälschten Impfpässen „momentan nicht bestätigen“. Allerdings sind den Apothekenmitarbeitern Impfpässe aufgefallen, in denen der Arzt die Impfung des Kunden nachlässig eingetragen hat. Dabei habe es sich um Zahlendreher gehandelt, etwa sei das Datum der Zweitimpfung nicht plausibel gewesen. In diesen Fällen wurden die Kunden mit dem Impfausweis an ihren Arzt zurückverwiesen. Es sei aber ohnehin für die Apothekenmitarbeiter nicht einfach möglich, einen gefälschten Impfpass oder -eintrag zu erkennen. „Wir können nur schauen, ob die Daten plausibel sind“, so Gruner. In ganz verdächtigen Fällen solle der Arzt, der die Impfung in den Pass eingetragen hat, telefonisch kontaktiert werden. Allerdings werde auch diese Kontaktaufnahme zum Problem, wenn sich die Kunden in einem mittlerweile geschlossenen Impfzentrum haben die Spritze geben lassen, gibt der Apothekenchef zu bedenken. Pro Monat werden in der Geratal-Apotheke zwischen 100 und 150 Impfzertifikate ausgestellt.

Ähnliches berichtet auch Christiane Prüfer, die Chefin der Goethe-Apotheke in Ilmenau. Einen definitiv gefälschten Impfausweis habe die Apothekenangestellten noch nicht entdeckt, „aber wenn etwas unklar war, haben wir das Zertifikat nicht ausgestellt“, erklärt Prüfer. Kein Impfzertifikat gab es zum Beispiel, wenn der Arzt die Unterschrift vergessen hat, „dann mussten die Kunden noch mal zum Arzt gehen, aber als Fälschung würde ich das nicht bezeichnen“, erklärt Prüfer. Ohnehin sei eine Fälschung schwer zu erkennen, wenn der Impfausweis nicht einbehalten und bei der Polizei vorgelegt werde.

Keinen Impfpass fälschen müssen jene Menschen, die sich wirklich gegen das Coronavirus haben impfen lassen. Im Ilmenauer Impfzentrum waren das nach Angaben von Luisa Ihle, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation/Politik bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen, mit Stand Ende Oktober 16 223 Erstimpfungen und 14 703 Folgeimpfungen im Ilmenauer Impfzentrum sowie 16 254 Erstimpfungen und 14 919 Folgeimpfungen im Impfzentrum Arnstadt. Die Impfstelle in Ilmenau hat noch bis 9. November und in Arnstadt bis 23. November geöffnet, obwohl die Impf-Bereitschaft zumindest in Ilmenau in den letzten Tagen stark gestiegen war.

Der KV liegen thüringenweit circa 50 begründete Verdachtsfälle eines gefälschten Impfausweises vor, die sie bereits zum Teil bei der Kripo Erfurt zur Anzeige gebracht hat oder anzeigen wird. „Grundsätzlich können Ärzte und Apotheken die Verdachtsfälle aber auch selbst zur Anzeige bringen“, so Ihle. Wie viele dieser Fälle auf den Ilm-Kreis fallen, will die KV in Hinblick auf die laufenden Ermittlungen nicht verraten.

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