Sie selbst zog sich erneut Bewunderung zu, wie sie dasaß, entschlossen wie immer, und aufmerksam dem Ablauf der Feier folgte. Zeitweise stand sie frei, ohne den mitgebrachten Stock, was ihr nicht leichtfallen konnte. Denn wenige Stunden zuvor hatte man bei Hofe noch gar nicht sagen können, ob sie überhaupt in der Lage sei zu kommen.
Seit einem halben Jahr bleibt die Queen in ihren Schlössern
Erst kürzlich hatte die 95-Jährige bei einem kurzen Empfang von Armee-Stabschefs in Windsor eingeräumt, „dass ich mich nicht mehr richtig bewegen kann, wie Sie sehen“. Ihre Teilnahme an mehreren wichtigen Ereignissen, wie der jährlichen Kranzniederlegung am Krieger-Ehrenmal in Whitehall im vorigen November oder dem Commonwealth-Day-Gottesdienst in diesem Monat, hatte sie absagen müssen.
Dies waren Zeremonien, die ihr immer besonders wichtig waren und zu denen sie in der Vergangenheit nie gefehlt hätte. Mittlerweile ist sie aber in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Bevor sie am Dienstag in Westminster Abbey auftauchte, war sie fast ein halbes Jahr lang nicht mehr außerhalb ihrer Schlösser gesichtet worden.
Die Nachfolge wird schon geregelt
Ende letzten Jahres musste sie plötzlich eine Nacht im Krankenhaus verbringen. „Wiederkehrende Probleme mit der Mobilität“, hieß es, machten ihr zu schaffen. Und im Februar dieses Jahres zog sie sich Corona zu. Viel ist in den letzten Tagen davon die Rede, dass sich die Queen nach Windsor Castle, droben auf dem Hügel über der Themse im Westen Londons, zurückgezogen habe. In Buckingham Palace, der eigentlichen „Dienststelle“ der Monarchie, findet man sie nicht mehr.
Derweil sind längst Vorbereitungen im Gange, die gewährleisten, dass Prinz Charles, der Thronfolger, oder ein anderer der Royals kurzfristig für sie einspringt, wenn sie nicht mehr kann.
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Charles soll im Mai die traditionelle „Thronrede“ zur jährlichen Parlamentseröffnung in Westminster verlesen. Unterdessen helfen die jüngeren Royals wie Prinz William, der Nächste in der Thronfolge, schon jetzt bei Auslandsreisen aus.
Doch selbst da kündigen sich Umbrüche an, die ein Ende der „elisabethanischen Ära“ ahnen lassen. Bei ihrer Karibik-Tour stießen William und dessen Frau Kate auf lebhafte Proteste gegen eine nicht aufgearbeitete britische Kolonialgeschichte und fortwährende „Kronansprüche“. Als die Regierung Jamaikas den Besuchern aus London erklärte, Jamaika sei auf dem besten Weg, sich von der Monarchie zu verabschieden, meinte der Prinz dazu, ihm bereite es kein Kopfzerbrechen, wer eines Tages das Commonwealth führen werde – solange nur das Wohl des Commonwealth gesichert sei.
Zu den Zeiten, als Queen Elizabeth und ihr Philip noch die vielen bunten Reste des früheren Empire bereisten und sich bejubeln ließen, wäre ein solches royales Zurückstecken undenkbar gewesen.
Mit der Queen, so meinen betrübt britische Royalisten, verliere jetzt wohl auch die Krone zunehmend ihre frühere Kraft.