Geburtstagswunsch Spenden statt Blumen

Die Physiotherapeutinnen Doreen Hirn (rechts) und Anne Theilig werden den zehnten Geburtstag der Praxis in Zella-Mehlis ganz anders mit ihren Gästen feiern. Ihm geht eine Spendenaktion für eine an ALS erkrankte Mutti von zwei kleinen Kindern voraus. Foto: Michael Bauroth

Die Zella-Mehliser Physiotherapeutin Doreen Hirn weiß Aufmerksamkeiten und Blumen zum Ehrentag zu schätzen. Dieses Geld sieht sie jedoch für eine an ALS erkrankte Mutti wesentlich sinnvoller eingesetzt und sammelt Spenden.

 
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Ein Meer von Blumen für einen Tag? Das ist zwar sehr aufmerksam und sieht sehr schick aus, kostet aber viel Geld und nützt im Endeffekt niemanden. So erlebte Doreen Hirn, die Inhaberin der gleichnamigen Physiotherapie in Zella-Mehlis, den fünften Geburtstag ihrer Praxis. Mit den nett gemeinten kleinen Geschenken und Blumen über Blumen überraschten die Gratulanten damals das Team. „Es sah bei uns aus wie in einem Blumenladen“, erinnert sie sich zurück. „Doch leider hatte ich nicht einmal die Zeit dafür, mich daran zu erfreuen.“ Nun steht am 2. April der zehnte Geburtstag ihrer Praxis in der Kirchstraße an. Und sie weiß, dass dieser ganz anders stattfinden, einer bedürftigen Familie gewidmet sein soll. Für den kommenden runden Geburtstag wünscht sich Doreen Hirn keine Blumen, sondern die Unterstützung für ein Herzensanliegen, dass mit sehr viel Engagement und dem Sammeln von Spenden für eine ihr bis Januar selbst noch fremde Zella-Mehliserin verbunden ist.

Von einem Patienten hörte sie die tragische Geschichte von Katharina Adolph, einer alleinerziehenden Mutti aus Zella-Mehlis, die wegen ihrer rasant fortschreitenden Erkrankung an ALS, der Amyotrophen Lateralsklerose, innerhalb kürzester Zeit seit Ausbruch, bereits im Rollstuhl sitzt. ALS ist unheilbar, führt zu Muskellähmung und zum frühen Tod. Auch der britische Physiker Steven Hawking oder der Künstler Jörg Immendorff waren an ALS erkrankt. Kurzentschlossen nahm Doreen Hirn Kontakt zu Katharina Adolph auf, die in ihrem verwinkelten Haus in Zella-Mehlis nicht mehr leben kann und deshalb zu ihrer Mutter gezogen ist.

Katharina Adolphs Zustand zu sehen, die verkrampften Hände, das Sprechen, das ihr inzwischen so unendlich schwer fällt, zu sehen, dass das Gehen nicht mehr möglich ist, bestärkten Doreen Hirn darin, dass Hilfe hier genau richtig ankommt. Sowohl für die 36 Jahre alte Mutti, die, solange sie noch sprechen kann, trotz aller Anstrengung Hörbücher für ihre Kinder bespricht, als auch für die Kinder. Sie werden sehr viel früher als andere ohne ihre Mutter auskommen müssen. Der Besuch ermöglicht ihr nun auch, viel besser auf die Fragen zu antworten, die ihr im Zusammenhang mit der Spendenaktion immer wieder gestellt werden.

Doreen Hirn ahnte, dass sie Unterstützung erhalten würde. Dass jedoch auch Kinder oder ihr bisher völlig unbekannte Menschen ihrem Hilferuf für Katharina Adolph folgen würden, überwältigt sie. Rund 500 Euro sind innerhalb kurzer Zeit in die dafür eingerichtete Spendenbox gewandert oder abgegeben worden. Darunter auch ein Umschlag, den ein Bekannter vorbei brachte. „Meine Kinder wollen auch helfen“, berichtete er. Als Doreen Hirn den Umschlag öffnete, konnte sie auch da ihre Tränen nicht zurückhalten. Sie weiß, dass Herrmann, Gerda und Friedlind noch recht klein sind. Zu ihrem mit Kinderhänden gestalteten Bild hatten sie insgesamt 100 Euro in den Umschlag gelegt. Ebenfalls 100 Euro, gefaltet zu einem Engel, erreichten Doreen Hirn für die Spendenaktion von einer Familie. Angehängt war eine Karte mit den besten Wünschen für Katharina und die Kinder.

Inspirierende Aktion

30 Plakate hat die Physiotherapeutin drucken lassen und an markanten Stellen in Zella-Mehlis verteilt, um auf die Hilfsaktion aufmerksam zu machen. Die Resonanz ist groß. Nicht nur beim Spenden. So mancher ließ sich gar inspirieren und möchte kommende Ehrentage unter ein ähnliches Ansinnen stellen. Doreen Hirn wird auf jeden Fall noch bis zum Geburtstag ihrer Praxis für die kämpfende Familie Adolph sammeln und dann das Geld übergeben. Damit unterstützt sie auch die von Katharina Adolph selbst ins Leben gerufene Spendenaktion, die mit dazu beitragen soll, die Zukunft ihrer beiden kleinen Kinder zu sichern.

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