Galerien Kunst sehen und kaufen in Corona-Zeiten

Michael Plote
Elke Gatz-Hengst zeigt und verkauft in ihrer Weimarer Galerie Kunst von Beate Debus. Foto: Michael Reichel

Die Pandemie lässt Kunst und Künstler ins Internet abwandern. Sie verschwinden auch im Nirgendwo. Sichtbar und käuflich ist Kunst aber in kommerziell geführten Galerien.

 
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Die Galerie Profil in der Altstadt von Weimar ist bei Künstlern, Kunstfreunden und Sammlern seit 30 Jahren eine angesagte Adresse. Auf der Website verspricht Galeristin Elke Gatz-Hengst: „Wir sind trotz Lockdown für Sie erreichbar.“ Ein Anruf oder eine Mail – und die Tür öffnet sich für Besucher. „Endlich mal wieder Kunst sehen, Originale. Das ist schön.“ Diesen Ausruf hört die Galeristin derzeit oft. Kommunale oder staatliche Galerien oder Museen sind in Thüringen und Deutschland, mit wenigen Ausnahmen, seit Monaten geschlossen. Kunstwerke und Künstler bleiben so der Öffentlichkeit verborgen. Kunstsammler haben weiterhin die Chance, in kommerziell geführten Galerien, in Künstler-Ateliers, auch bei Online-Messen und -Auktionen Kunst zu sehen und zu kaufen. Das Geschäft läuft gut, ist zu hören.

Im Schaufenster der Weimarer Galerie, an Wänden und im Raum hängen und stehen Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen der Künstlerin Beate Debus: Neueste Arbeiten unter dem Titel „Parallelitäten oder Rhythmen der Form“. Das sind vor allem landschaftliche Motive, die Stimmungen, Sonne, Licht, Dunkelheit, die Tages- und Jahreszeiten einfangen, dabei auch Grenzen überschreiten. Wie können ein Sturm oder ein Sonnenaufgang in die plastische Form finden? Blöde Frage, geht natürlich so nicht.

Der Kunstwissenschaftler Kai Uwe Schierz, Direktor der Erfurter Kunstmuseen, hat einen die Ausstellung begleitenden, die Kunst von Beate Debus interpretierenden, gut lesbaren Text geschrieben, der auf der Galerie-Website steht und heruntergeladen werden kann. Elke Gatz-Hengst legt großen Wert darauf, dass die Galerie, na klar, Kunst verkauft, aber Kunst dem Publikum erst mal nahebringt: mit Kunst- und Künstlergesprächen, Begegnungen in der Galerie, mit Katalogen, mit einem virtuellen 360-Grad-Rundgang und begleitenden Informationen.

Die Bildhauerin und Grafikerin Beate Debus, Jahrgang 1957, lebt und arbeitet in Oberalba in der Rhön. Sie gehört zu den national und international etablierten und bekannten Künstlerinnen mit Wurzeln in Thüringen, ist mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet worden. Die Liste der Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland, in Kunsthallen, Galerien, Museen, bei Kunstvereinen und in Unternehmen ist lang. Ihre Holzplastiken, Bronzen, Zeichnungen und Grafiken werden von privaten Sammlern und institutionellen Sammlungen in Deutschland und im Ausland gekauft. Sie ist künstlerisch und kommerziell erfolgreich, kann von ihrer Arbeit gut leben, auch in Corona-Zeiten.

„Ich lebe mitten in der Natur. Ich liebe das Schwarze in der Natur“, erzählt Beate Debus. Das ist das Sujet, der Treibstoff, die Weite und Räumlichkeit von Landschaft und Naturphänomenen, die sie als Bildhauerin umsetzen will. Den Rhythmus erfassen, die Kraft formen, das Licht einfangen. Wie macht sie das nur? Der Betrachter muss sich auf die abstrakten Formen, den Rhythmus, auf Melancholie und Dunkelheit, die ständigen Veränderungen einlassen. Die Künstlerin vergleicht die atmosphärische Düsternis ihrer neuesten Arbeiten mit der Stimmung in der Pandemie.

Beate Debus schaut hoffnungsvoll in die Zukunft nach Corona. Sie hat eine Reihe von Anfragen zu Ausstellungen, u. a. in Bad Nauheim, Coburg und am Bodensee. Sie wird auf der Kunstmesse Art Karlsruhe einen großen Stand „bespielen“. Sie erwartet gute Geschäfte aus Kunstverkäufen dank ihrer Galerien in Berlin, Frankfurt oder Weimar. „Die Sammler kaufen, das hört sich verrückt an. Die großen Galerien verkaufen weltweit“, so die Künstlerin.

Da geht es weniger bekannten und etablierten Künstlerinnen und Künstlern anders, berichtet die Geschäftsführerin des Verbandes Bilder Künstler Thüringen, Michaela Hirche. Die Künstler-Messe artthuer, der größte Marktplatz für zeitgenössische Kunst in Mitteldeutschland, musste im November 2020 wegen Corona verschoben werden. Sie ist jetzt endgültig abgesagt worden. Viele Künstler arbeiten auf die Messe hin, weil sie dort selbst anbieten und verkaufen können, der Erlös ihnen komplett zugutekommt. Die alle zwei Jahre in Erfurt stattfindende Messe besuchten an drei Tagen rund 10 000 Menschen. Sie ist weit über Thüringen hinaus bekannt und nachgefragt. Mit der Messe Erfurt hat der Künstlerverband einen professionellen Partner gewonnen, der mit seiner Kompetenz das Geschäft mit der Kunst und den Künstlern noch einmal gepusht hat.

Die Preise für eine mittelgroße Grafik von Beate Debus beginnen bei rund 1 200 Euro. Für eine ihrer wunderbaren abstrakten Holzplastiken zahlen Sammler 12 000 Euro und mehr. Kommerziell recht erfolgreich ist sie in jüngster Zeit mit ihren Bronzefiguren, die durch „Die Galerie“ Frankfurt/Main mit ganzseitigen Anzeigen in einer überregionalen deutschen Tageszeitung beworben werden und internationale Käufer finden. Beate Debus hat sich diesen Erfolg, künstlerisch und kommerziell, über viele Jahre mit Qualität und Kreativität erarbeitet.

Die Galerie Profil in Weimar zeigt und verkauft ihre neueste Arbeiten. Sie ist weithin bekannt. Wer will, kann virtuell die Ausstellung besuchen. Viel besser, da sind sich Galeristin und Künstlerin einig, ist der der lebendige Kunstfreund in der Galerie, der sich von einem originalen Kunstwerk faszinieren oder irritieren lässt.

In der Stadt Weimar dürfen ab Freitag, 28. Mai, im Rahmen eines Modellprojekts wieder Hotels, Museen, Galerien und andere Kulturstätten öffnen.

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