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Susann Eberlein
Die Ausstellung „Weiße Adler, schwarze Adler - Polnische und deutsche Fußballer im Schatten der Politik“ zeigt die wechselhafte (sport)-politische Geschichte der beiden Länder. Foto: Eberlein/Susann Eberlein

Am Politikertisch und auf dem Fußballfeld: Eine Ausstellung im TGF Schmalkalden beleuchtet das Verhältnis des deutschen und polnischen Fußballs.

 
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Fußball ist die populärste Sportart in Deutschland und Polen. Wenn der Ball rollt, sitzen Tausende in den Stadien und Millionen vor dem Fernsehen. FCB-Stürmer Robert Lewandowski ist ein Held in seinem Heimatland und seiner Wahlheimat, genauso wie die ehemaligen DFB-Spieler Lukas Podolski und Miroslav Klose, die polnische Wurzeln und zwei Fußballherzen in der Brust haben.

Auf dem Feld des Fußballs geht es nicht nur um Sieg oder Niederlage. Hier spiegelt sich auch die politische Nachbarschaft von Deutschland und Polen wider, mit düsteren Kapiteln im 20. Jahrhundert und einem neuen Kapitel der Freundschaft mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts. Wie wechselhaft die (sport)-politische Geschichte der beiden Länder ist, zeigt die Ausstellung „Weiße Adler, schwarze Adler – Polnische und deutsche Fußballer im Schatten der Politik“, die seit wenigen Tagen in den Räumen der Technologie- und Gründerförderungsgesellschaft (TGF) Schmalkalden/Dermbach zu sehen ist und einen Beitrag für die deutsch-polnische Verständigung leisten will.

Erzählt an den Biografien großer Spieler, die sich im Räderwerk der Politik wiederfanden und wiederfinden, spannt die Ausstellung den Bogen des deutsch-polnischen Verhältnisses von der Konfrontation rund um den Ausbruch des Ersten Weltkriegs über die große Katastrophe im Zweiten Weltkrieg zur Kooperation nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Fotos und Zeitdokumente auf 36 großformatigen Tafeln machen auf Brüche und Demütigungen, Vorurteile und Verwerfungen, aber auch auf freundschaftliche Verflechtungen aufmerksam. „In Zeiten des Kriegs in der Ukraine möchten wir zeigen, dass Sport, wie Kunst und Kultur, Brücken bauen kann. Ich bin in Polen geboren und wollte das gerne unterstützen“, sagte Joanna Izdebski.

Sie hat die Wanderausstellung nach Schmalkalden geholt hat. Sie ist anlässlich der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine 2012 durch die Kulturabteilung der Deutschen Botschaft in Warschau entstanden. Grundlage ist das Buch des langjährigen Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung, Thomas Urban. In Schmalkalden wird sie um durch Leihgaben von Hans-Jürgen Lenk, der eine umfangreiche Fußball-Privatsammlung aufgebaut hat, ergänzt.

Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski sei stolz auf das TGF. „Es nutzt die Chance, wieder Veranstaltungen anzubieten und bittet die Stadt auf den Berg. Ich wünsche mir, dass die Menschen nicht nur zur Eröffnung, sondern auch in den nächsten Tagen und Wochen vorbeischauen“, sagte er. Das Thema sei zeitgemäß in einer sich täglich veränderten Gefühls- und Gemengelage. Vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sei Polen, so Kaminski, eher als schwieriger Partner in der EU wahrgenommen worden. „Seit dem Beginn des Kriegs, hilft das Land, Ukrainer aufzunehmen und zu versorgen. Mein großer Respekt dafür“, sagte der Verwaltungschef.

Er betonte, dass Sport Völker verbinden könne. „Es ist keine Lösung, Sportler auszuladen oder auszuschließen, wie aktuell Russen und Weißrussen. Der Sport kann eine Behelfsbrücke sein, über die man gehen, sich die Hand reichen und für ein friedliches Miteinander einstehen kann“, sagte er.

Die Vernissage wurde musikalisch von Sänger Pawel Izdebski und Heiko Denner, Leiter der Musikschule Meiningen, am Piano begleitet. Sie spielten eine alte polnische Nationalhymne aus dem 17. Jahrhundert und Franz Schuberts „Der Wanderer“. Bevor die Ausstellung weiter wandert, bleibt noch ein wenig Zeit. Sie kann noch bis zum 17. Juni in der Fachwerkstadt besichtigt werden.

Infokasten: Ausstellung

Die Wanderausstellung „Weiße Adler, schwarze Adler – polnische und deutsche Fußballer im Schatten der Politik“ ist in den Räumen der Technologie- und Gründerförderungsgesellschaft (TGF) Schmalkalden/Dermbach (Allendestraße 68, 98574 Schmalkalden), von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr sowie nach Absprache unter giw@tgf-schmalkalden.de, zu sehen.

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