Andere hat Familie Wachter dagegen mit Heizmaterialien versorgt, denn man betrieb auch eine Kohlenhandlung. Die Anlieferung der Kohle erfolgte per Waggon bis zum Bahnhof. Von dort wurden die Briketts mit der Gabel per Hand auf das eigene Pferdefuhrwerk umgelagert, zum eigenen Hof gebracht und abgeschüttet. Nun konnte die Bevölkerung – natürlich erst nach Vorlage einer Kohlenkarte – ihre zugeteilte Menge mit dem Handwagen abholen.
Als junger Mann konnte sich Horst Wachter gut vorstellen, die Fabrik seines Großvaters einmal zu übernehmen. Aber zu DDR-Zeiten war das nicht möglich. Selbstständige Firmen waren nicht gewünscht. Die Mineralwasser-Fertigung wäre an den Konsum gegangen und Horst Wachter hätte sich anstellen lassen müssen. „Das wollte ich nicht“, ist er heute noch überzeugt.
Deshalb ging er andere berufliche Wege und zwar in den Elektrokeramischen Werken (EKS). Hier war er erst im Neuhäuser Werk als Disponent tätig und hatte später als Direktor der zentrale Produktion die Verantwortung über 2200 Beschäftigte. Sein Leben war in Ordnung und dass er doch noch einmal eine eigene Firma haben sollte, hätte er nicht geglaubt. Aber dann kam die Wende und damit die Zerschlagung der EKS. 1993 gründet er zusammen mit seinen Partnern, die Firma WWS. Bis 2010 war er hier tätig und schaute immer wieder mal vorbei. „Da hängt doch das Herz dran“, gibt der 84-Jährige zu. Umso schwerer traf es ihn, als die WWS vor gut drei Jahren Insolvenz anmelden musste.
In seinem Rentnerdasein hat er entschlossen, verschiedene Chroniken aufzuarbeiten. Neben der über Louis Wachter und seine Mineralwasserfabrik hat er auch sämtliche Gaststätten, die es in Neuhaus-Schierschnitz einmal gab, aufgeschrieben.