Freies Wort hilft Spendenaktion: Oma und Enkelin überwältigt

Sarah Jakob

„Freies Wort hilft“ macht pünktlich zu Weihnachten der zehnjährigen Leonie Braun und ihrer Oma Edeltraud Hausdörfer eine riesige Freude. Die Spenden der Leser tragen dazu bei, die Zukunft der beiden nach dem unerwarteten Verlust von Leonies Mutter ein wenig sicherer zu gestalten.

 
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Sonneberg - Der Morgenreif liegt noch über den Wiesenflächen zwischen den Mietshäusern im Sonneberger Stadtteil Wolkenrasen, als sich Kersten Mey, Vorstand vom Verein „Freies Wort hilft“, mit Edeltraud Hausdörfer und ihrer Enkelin Leonie trifft. Schnell beschließt man, aus dem Schatten heraus ein Stückchen hinter das Haus zu gehen, wo die Vormittagssonne auf die Rasenfläche scheint. Es ist kalt draußen, man sieht den Atem aufsteigen, doch aufgrund der Coronapandemie findet die kleine Übergabezeremonie trotzdem im Freien statt.

Der Chef des Hilfsvereins ist nämlich in die Spielzeugstadt gefahren, um Edeltraud und Leonie symbolischen einen Spenden-Scheck zu überbringen: „25 000 Euro haben unsere Leser in der kurzen Zeit gesammelt“, berichtet er den beiden und dreht dabei den noch verdeckten Scheck um. Leonie und ihre Oma sind überwältigt über diesen Betrag: „Vielen, vielen Dank. An alle, die auf irgendeine Weise beigetragen haben und an uns gedacht haben“, sagt Edeltraud gerührt, als sie den Riesen-Scheck entgegennimmt. Die Summe ist in den vergangenen eineinhalb Monaten durch Spenden von Lesern dieser Zeitung zusammengekommen. Denn hinter den beiden Sonnebergerinnen liegen schwierige Zeiten – und diese werden wahrscheinlich noch lange Einfluss auf das Leben der beiden haben. Noch nicht einmal zwei Monate ist es her. Am 31. Oktober verstirbt Marion Braun, die Mutter der Zehnjährigen, im Zusammenhang mit einer Coronaerkrankung. Marion ist gerade einmal 44 Jahre alt, deshalb bricht der riesige Verlust von Mutter bzw. Tochter komplett unerwartet über ihre Angehörigen herein.

Plötzlich steht Edeltraud Hausdörfer als einzige nähere Verwandte des Mädchens vor zahlreichen neuen Aufgaben. Fest steht für die 66-Jährige von Anfang an, dass sie sich um ihre Enkelin kümmern und zu ihr in den Wolkenrasen ziehen wird. Doch die Kosten für die Bestattung der Verstorbenen und das Umzugsunternehmen sind enorm, dazu kommt die allgemein angespannte Lage in der Pandemie und die Trauer, mit der sich die beiden neben der Organisation des Lebens zu zweit, umgehen müssen.

Leonies Opa Heinz wohnt zum Zeitpunkt des Spendenaufrufs zudem noch in einem Bad Rodacher Pflegeheim. Ihm hatten nach schwerer Krankheit beide Beine amputiert werden müssen. Ein Schicksal einer kleinen Familie, das an die Öffentlichkeit gelangen müsste, um mit finanzieller Unterstützung wenigstens die nächsten Schritte gehen zu können und um die Beisetzung zu bezahlen – das dachte sich eine Freundin von Marion, Bianka Dietz aus Neustadt bei Coburg. Zusammen mit ihrer Mutter Christiana Dietz aus Steinach machte sie Edeltraud auf den Verein „Freies Wort hilft – miteinander füreinander“ aufmerksam. „Den beiden möchte ich auch noch einmal ausdrücklich danken“, fügt Edeltraud hinzu.

Und wie die Spender sich für Familie Hausdörfer einsetzten, ist wirklich beeindruckend: Nach nur einem Monat konnte in zwei Schritten schon ein Betrag von 10 000 Euro zur Soforthilfe an die beiden ausgezahlt werden. Leonie bekam Edeltraud zufolge enorme Hilfe aus der Bürgerschule in Sonneberg, die sie besucht. Außerdem halfen viele Menschen aus der Umgebung (wir berichteten am 19. November und 18. Dezember). Jüngst hat der Zusammenschluss mehrerer Sonneberger Händler, die „Summmbarcher Sämla“, beispielsweise ein paar Ladengutscheine verpackt, über die sich Leonie sehr freut: „Da ist etwas von Mister and Lady dabei, und von Echt Heike, da gibt es tolle Sachen“, erklärt sie.

Und auch Kersten Mey ist nicht mit leeren Händen angereist: „Freies Wort möchte dir gern Reiterferien auf dem Haflingergestüt in Meura schenken“, kündigt er an und übergibt der Zehnjährigen den Vorab-Gutschein. Leonie freue sich über die Idee, denn sie „mag Tiere total gern und wollte das sogar schon mit ihrer Mama mal in Angriff nehmen“. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß: Die Gestütsleitung sagt einen Tag später zu, dass sie sich an der Aktion beteiligen und Leonie den Aufenthalt schenken möchte.

Die Dankbarkeit über die Spendensumme und die Herzlichkeit der verschiedenen Akteure ist „nicht in Worte zu fassen“, doch die beiden Frauen bekamen noch ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk. Die Regiomed-Kliniken machten in Zusammenarbeit mit dem eigenen Seniorenheim „Wohnen im Alter“ in Sonneberg möglich, dass Opa Heinz von Bad Rodach in die Spielzeugstadt verlegt werden konnte.

Die beiden hatten ihn zwischendurch immer über den aktuellen Stand der Spendenaktion informiert: „Er ist ebenfalls sehr froh über das Mitgefühl der Menschen“, sagt seine Ehefrau.

Die Zusammenführung der Verbliebenen pünktlich zu Weihnachten ist ein kleiner, aber schöner Trost in einer nervenaufreibenden Zeit. Dennoch sind Leonie und Edeltraud glücklich darüber: „Wir erreichen ihn jetzt in nicht einmal zehn Minuten. Da kann man sogar langsam laufen.“

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