Das Funktionieren müssen funktioniert nicht mehr. „Jetzt fällt alles ab“, sagt Lisa, glücklich zwar, aber sichtlich erschöpft. Gern würde sie im Rahmen einer Therapie alles verarbeiten, Kraft und Zuversicht für den weiteren Weg schöpfen. Doch einen Termin bei einem Psychologen zu bekommen, ist schier unmöglich. Umso mehr freut sich die Familie auf die gemeinsame Rehabilitation auf der Nordseeinsel Sylt im April nächsten Jahres. Und auf einen Urlaub mit Sonne, Strand und Meer. Vielleicht in Griechenland. „Mein Lieblingsland“, schwärmt Lisa.
Blick nach vorn
Lilly liebt es, im Wasser zu planschen, erzählt die Mama. Nicht mehr lange und sie kann ganz untertauchen. Wenn der so genannte Hickmann-Katheder entfernt ist, über den die Chemotherapie verabreicht worden ist. Das erste Bad nach sieben Monaten. Der nächste Schritt zurück in ein normales Leben.
In der Nachbarschaft springen hörbar vergnügt zwei Mädchen auf dem Trampolin. Lilly spitzt die Ohren und hebt den Zeigefinger. „Sie liebt Kinder, sucht den Kontakt“, erzählt die Mama. Einmal habe sie bitterlich geweint, als der Spielkamerad nach Hause musste. Schon sind Lisa Herdmann und ihr Partner gespannt auf den ersten Kindergartentag ihrer Tochter. Wenn alles weiter so gut verläuft wie bisher, beginnt im Januar die Eingewöhnung im kleinen, feinen Waldkindergarten Breitenbach. Dann ist Lilly zwei Jahre alt.
Zurzeit geht es der Kleinen gut. Die Ärzte sind hochzufrieden. Die Leukämie ist weg, die Lebensfreude wieder da. Damit das so bleibt, müssen Mutter und Tochter im vierwöchigen Rhythmus für vier Tage in die Klinik, wo Lilly Chemospritzen in den Oberschenkel bekommt. Diese Therapie dauert ein Jahr. Damit der Krebs wegbleibt. Auch diese Behandlung steckt der kleine Wirbelwind gut weg. Ihre Eltern unternehmen alles, damit es ihrer kleinen Kämpferin gut geht. Nachholt, was sie versäumt hat. Zum Beispiel Spaziergänge mit Oma, Opa und Hund, buddeln im Sand, schaukel und rutschen auf dem Spielplatz. Sie haben beschlossen, nicht zurück, sondern nach vorn zu schauen.