Frankfurt/Main - Pöbeleien, Rangeleien und ratlose Organisatoren: Im Chaos versinkende Lesungen eines Verlags der Neuen Rechten haben am Wochenende das Ende der Frankfurter Buchmesse überschattet. Die Veranstaltungen wurden am Samstagabend abgebrochen. Die Buchmesse, die sich eigentlich als Forum für den freien Austausch von Ideen sieht, lieferte damit einen weiteren Hinweis auf die wachsende Polarisierung der Gesellschaft.

Insgesamt zählten die Veranstalter bei der Bücherschau mit rund 1000 Autoren und rund 4000 Veranstaltungen genau 286 425 Besucher. Am Wochenende gab es demnach ein Besucherplus von 6,5 Prozent und vorher an den drei Fachbesuchertagen ein leichtes Minus von 0,2 Prozent. Insgesamt sprachen die Veranstalter von einem Zuwachs von 3 Prozent. Ehrengast war dieses Jahr Frankreich und der französische Sprachraum.

Am Samstag hatten sich linke Demonstranten mit lautstarken Protesten den Teilnehmern einer Buchpräsentation des rechtsgerichteten Antaios-Verlags entgegengestellt. Während die einen "Nazis raus" skandierten, schrien die anderen "Jeder hasst die Antifa". Ein großes Polizeiaufgebot hatte die größte Mühe, beide Seiten voneinander zu trennen. Bis zu 400 Menschen beider Lager waren laut Polizeibericht vom Sonntag an der Konfrontation beteiligt.

Zum Ende der Buchmesse verteidigten die Veranstalter noch einmal die Präsenz rechtsgerichteter Verlage. Man sei "dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung verpflichtet", hieß es in einer Mitteilung, die den Titel "Frankfurter Buchmesse 2017: Politisch wie nie" trug.

Der Eskalation am Samstag waren bereits Auseinandersetzungen in den Tagen zuvor vorausgegangen. Die Stände rechtsgerichteter Verlage waren Ziel von Attacken politischer Gegner. In der Nacht zum Freitag wurde ein Gemeinschaftsstand der Zeitschrift "Tumult" und des Verlags Manuscriptum von Unbekannten leergeräumt. Antirassistische Verlage wie die Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank und die Amadeu-Antonio-Stiftung hielten der Messe vor, keine klare Linie gegen die Neue Rechte verfolgt zu haben.

Am Freitag war es am Stand der rechtsgerichteten Wochenzeitung "Junge Freiheit" bei einer Lesung sogar zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen. Der Verleger des linken Trikont-Musikverlags wurde mit der Faust an der Lippe verletzt. Am Samstagabend hatte Antaios unter seinem Verleger Götz Kubitschek zusammen mit Höcke das Buch "Mit Linken leben" vorgestellt. Später wurde eine Lesung von zwei Autoren der rechtsextremen Identitären Bewegung wegen lautstarker Proteste abgebrochen. dpa