Fränkisch-Thüringischer Freundeskreis Erlebnisreiche Muppbergwanderung

Dieter Seyfarth
Die Muppberg-Wandergruppe des Fränkisch-Thüringischen Freundeskreises an der Heubischer Ruh. Alle Teilnehmer sind dreifach geimpft! Foto: Dieter Seyfarth

31 geübte Wanderer, alle im Seniorenalter, trafen sich zur ersten Wanderung des Jahres 2022. Einlader war der Fränkisch-Thüringische Freundeskreis.

 
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Neustadt - Normalerweise benötigt ein Wanderer vom Neustadter Schützenplatz hinauf zur Arnoldhütte eine gute halbe bis ganze Stunde. Die Wanderer des Fränkisch-Thüringischen Freundeskreises waren am 13. Januar aber mehr als vier Stunden unterwegs. Na ja, könnte man denken, Senioren. Doch: Es waren 31 geübte Wanderer, und auf der gut zehn Kilometer langen Wanderstrecke waren eine ganze Reihe von Stationen eingebaut, an denen es allerhand aus der Stadtgeschichte zu erklären gab.

An der Stelle, an der früher das Schützenhaus der Privilegierten Schützengesellschaft von 1533 stand und sich seit 1989 die Thüringisch-Fränkische Begegnungsstätte (Einweihung am 15. September) befindet, war Startpunkt. Ursprünglich befand sich im Erdgeschoss die Informationsstelle über die Teilung Deutschlands. Außerdem war im Erdgeschoss eine Gaststätte untergebracht. Seit vielen Jahren wird das Gebäude als Jugend- und Familienzentrum genutzt. Weiterhin befinden sich darin ein Musik- und Vortragssaal sowie Übungsräume für Musikvereine.

In der Gabelsbergerstraße, benannt nach dem Erfinder der Deutschen Einheitskurzschrift Franz Xaver Gabelsberger, war die Besichtigung der schlichten, aber schönen katholischen Pfarrkirche St. Ottilia etwas ganz Besonderes. Das Gotteshaus wurde 1930 nach den Plänen des Münchner Architekten Holzbauer errichtet. Auch der Flügelaltar stammt aus Münchner Händen. Bildhauer Hans Panzer hat ihn geschaffen. Im Mittelpunkt steht als Halbrelief die Heilige Ottilia, womit – ebenso wie der Weihenamen der Kirche – ein Bezug zur früheren Ottilienkapelle auf dem Muppberg und der immer noch sprudelnden Ottilienquelle gegeben ist.

Im Grünethal

Am Ende der Gabelsbergerstraße lenkte die Wanderschar ihre Schritte auf den Verbindungsweg zum Grüntal. Das ursprüngliche „Grünethal“ befand sich im hinteren Bereich des Schützenplatzes. Dort trafen sich vor allem im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts Männer und Frauen der gebildeten Stände, um an Sonntagen im kühlen Schatten der Buchen und Eichen ihre Nachmittage und Abende zu verbringen. Es war die Grüntalgesellschaft, die besondere Wertschätzung bei dem erlauchten Coburger Herzogshaus genoss.

Die nächste Station war der Bereich der Walderholungsstätte, die von 1919 bis 1921 von der Ortskrankenkasse errichtet worden war und schon längst abgetragen ist. Sie wurde insbesondere für Kinder gebaut; denn seinerzeit waren Kinderreichtum und geringer Verdienst mit mangelhafter Ernährung verbunden. Hier konnten viele Kinder in frischer Waldesluft und ausreichender Ernährung wieder zu Kräften kommen. Der Plan, ein dauerhaftes Erholungsheim für Kinder und Mütter zu schaffen, wurde durch den Zweiten Weltkrieg zunichte gemacht. Wegen großer Wohnungsnot wurde die Walderholungsstätte zu Wohnzwecken genutzt und nach dem Auszug des letzten Mieters 1962 abgerissen.

Weiter ging es an den hinteren Gärten der Schrebergartenanlage „Walderholung“. Bald war die Josef-Heimerl-Ruh erreicht. Josef Heimerl war ein Natur- und Wanderfreund, dessen ganz besonders Interesse dem Muppberg galt. Hier führt ein steiler Anstieg hinauf zur Heubischer Ruh mit zwei Bänken und einem Steintisch, 1977 angelegt von den Bergfreunden 70. Schade, dass inzwischen durch die hohen Bäume die Sicht auf die Ortschaft Heubisch in Thüringen verdeckt ist!

Von der am Breiten Weg (früher auch Promenadenweg genannt) gelegenen Heubischer Ruh war es nicht mehr weit bis zum zweiten Pavillon. Dieser aus Holz errichtete Unterstand wird bereits 1889 in den Niederschriften des Neustadter Verschönerungsvereins genannt. Erbaut wurde er auf Veranlassung des damaligen Vorsitzenden, dem Gerichtsvollzieher Eduard Ehrlicher, und erneuert im Jahre 1932. Leider ist der Pavillon mit allerhand obszönen Texten behaftet! Wohl niemand fühlt sich dafür zuständig, diese Schmierereien zu beseitigen!

Am Sembachsbrunnen

Einige hundert Meter weiter befindet sich der Sembachsbrunnen. Diesen ließ der Neustadter Oberförster Ernst Sembach im Jahre 1877 fassen und die Grotte auch schön gestalten. In den Sandsteinen eingemeißelt sind dessen Initialen „E. S.“ und die Jahreszahl 1877. Ernst Sembach, der 1872 von Brüx nach Neustadt versetzt wurde, ließ als großer Muppbergfreund eine Reihe neuer Spazierwege und lauschige Plätzchen anlegen.

Nach wenigen Schritten führt ein unscheinbarer schmaler Pfad links hoch zum „Oberen Schlangenweg“. Dieser steile Anstieg brachte manche ins Schwitzen. Die Linder Ruh wurde dann für eine verdiente Zwischenrast genutzt. Die Linder Ruh ließ der Fabrikbesitzer Johann Nikol Dorst aus Oberlind um das Jahr 1905 anlegen. Die Einweihung erfolgte erst zwei Jahre später am 30. Juli 1907. Nikol Dorst wurde vom Verschönerungsverein zum Ehrenmitglied ernannt, als Zeichen des Dankes und der Anerkennung. Doch „ auch der Neustadter Maurermeister Bernhard Bosecker hat in uneigennütziger Weise seine Kraft in den Dienst der Sache gestellt“, heißt es in einem Zeitungsbericht vom 31. Juli 1907.

Die Wanderung führte dann zum Sonneberger Blick, der von den Bergfreunden 70 errichtet, am 26. Mai 1992 eingeweiht und vor einigen Jahren von ihnen erneuert worden war.

Eine weitere Station auf der Wanderung war die Herold Ruh, 1972 ebenfalls von den Bergfreunden 70 zum Gedenken an den großartigen Neustadter Heimatschriftsteller und Sippenforscher Emil Herold (23. Oktober 1880 bis 25. November 1946) errichtet. Emil Herold würde es verdienen, dass ein Wanderweg von der Rosenstraße (Geburtshaus) über die Herold Ruh zur Arnoldhütte seinen Namen erhält. Allerdings hält sich die Stadt Neustadt dazu bisher bedeckt, obwohl kein neuer Weg angelegt werden muss und nur eine Ausschilderung erfolgen müsste!

Im Liebestempel

Ein stiller Pfad führt von hier aus hinunter zum Freundschaftspavillon, der auch im Volksmund als Liebespavillon oder Liebestempel bezeichnet wird. Ursprünglich wurde dieser Ende der 1920er Jahre errichtet, allerdings in den Nachkriegsjahren, vermutlich 1949 oder 1950, zerstört. 50 Jahre später, im Jahre 1999, ergriffen Mitglieder des damaligen Mittwochs-Stammtisches der Arnoldhütte die Initiative für die Wiedererrichtung des Freundschaftspavillons. Dieser konnte dann auch bereits am 2. November 1999 eingeweiht werden. Von hier aus nutzten die Wanderer auch die Gelegenheit, die ganz in der Nähe gelegene Herzogsquelle in Augenschein zu nehmen.

Kurze Zeit später erreichte die Wandergruppe den Rädlein-Stein. Dieser erinnert an den Coburger Wandersmann, dem Oberturnlehrer Emil Rädlein ( 5. Januar 1855 bis 8. Februar 1925). Dieser schlichte Gedenkstein samt Sitzanlage wurde im Jahre 1925 von der Neustadter Ortsgruppe des Thüringerwald-Vereins angelegt.

Nur unweit davon befindet sich die Ottilienquelle, die im Mai 1928 durch den Thüringerwald-Verein gefasst wurde. Nach der Zerstörung durch den verheerenden Sturm in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1958 wurde sie im Jahre 1962 wieder instandgesetzt. Über eine kleine Treppenanlage und einen schmalen Pfad erreichte die Wandergruppe den Platz, an dem einst die Ottilienkapelle stand. Chronist Albert Greiner und Heimatforscher Emil Herold gehen von einer Entstehungszeit kurz nach 1071 aus. Allerdings stammt der erste, wenn auch indirekte Beleg zur Kapelle aus dem Jahre 1343. Im 16. Jahrhundert war die Kapelle Wallfahrtsstätte. Nach der Reformation wurde sie nicht mehr benötigt und 1533 abgetragen.

10,5 Kilometer

Nun aber, nach vierstündiger Wanderung, strebte die Wanderschar zur Arnoldhütte, die am 16. Mai 1926 als Schutzhütte eingeweiht wurde und 1932 den Namen Arnoldhütte erhielt. Max Oscar Arnold war ein verdienstvoller Neustadter Ehrenbürger, der sich als langjähriger Vorsitzender des Verschönerungsvereins tatkräftig für den Bau der Arnoldhütte – wie schon um den 1904/1905 errichteten Prinzregententurms – eingesetzt und bei deren Verwirklichung tatkräftig mitgewirkt hat.

Im gemütlichen Gastraum der Arnoldhütte freuten sich die Wanderer über die wohltuende Wärme, die der große Steinofen ausstrahlte, genossen das herzhafte Abendbrot und ließen nochmals die Wanderung Revue passieren.

Später, in der Dunkelheit, ging es auf dem beleuchteten Reitweg hinunter zum Prinzregentenweg und am ersten Pavillon (= Steinpavillon, eingeweiht am 29. Mai 1932) vorbei wieder zum Ausgangspunkt am Schützenplatz. Nun zeigte der Schrittzähler 10,5 Kilometer an.

Rund um Wildenheid

Der Fränkisch-Thüringische Freundeskreis lädt am 2. Februar zur nächsten Seniorenwanderung „Rund um Wildenheid“ ein. Wanderführer Siegfried Vetter betreut die rund acht Kilometer lange Strecke. Vom Waldfriedensee im Neustadter Stadtteil Wildenheid führt die als leicht eingestufte Wandertour zunächst zu den Gehrenteichen und auf dem kleinen Grenzweg entlang der „Alten Meilschnitz“. Am Rottenbachteich vorbei geht es weiter zum Kalmusrangen und durch die „Rödenauen“ bis hin zur Wildenheider Schule. Nächste Ziele sind die ehemalige Flusskläranlage und das „Baumhölzchen“, bevor über den Gehrengraben die Friedenskirche erreicht wird. Am Waldfriedensee hält die Wanderschar Einkehr. Treffpunkt ist um 13 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Waldfriedensee. Verbindliche Anmeldungen / Essensbestellungen nimmt der Wanderführer bis spätestens 28. Januar 2022 entgegen, unter der Telefonnummer (0 95 68) 12 55. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen begrenzt. Es gelten die aktuellen Corona-Regeln (2 G, Maskenpflicht – entfällt während der Wanderung und beim Sitzen am Tisch). Impfnachweis / Personalausweis sind mitzuführen).

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