Flutkatastrophe im Westen Die Logistik hinter den Eisfelder Spenden

Karl-Wolfgang Fleißig

Die Eisfelder haben fleißig gespendet für die Flutkatastrophenregion im Westen. Der logistische Aufwand ist enorm. Aber die Sachspenden sind versendet, mit Hilfe eines alten Bekannten aus Sachsen-Anhalt.

 
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Eisfeld - Ein Hilfsaufruf für Sachspenden für die Flutopfer in der Katastrophenregion von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gab es wie vielerorts auch für die Eisfelder Einwohner mit ihren Ortsteilen: Der Sanitätsverband Raymond Schulz aus Köthen, der jährlich die Sanitätsabsicherung zum Kuhschwanzfest übernimmt, hatte um Unterstützung gebeten. Am Rande der Spendenannahme ergänzt der Eisfelder Bürgermeister Sven Gregor, dass man über die Facebook-Seite des Sanitätsverbandes gesehen hat, dass er Spenden sammelt und im Krisengebiet unterwegs ist. „So haben wir Kontakt zu ihm aufgenommen und uns erkundigt, ob wir ihn irgendwie unterstützen können“, sagt Gregor. Da der Sanitätsverband ein zentrales Lager aufbaut, hat er die Stadt gebeten, Spenden zu sammeln und nach Köthen zu fahren, von wo aus es dann in das Krisengebiet verteilt wird.

Es sind Sachspenden, die vor allen Dingen benötigt werden. So standen auf der „Bedarfsliste“ vor allem Konserven aller Art wie Suppen, Wurst und Gemüse sowie Nudeln und Reis. Gefragt sind aber auch Reinigungs- und Putzmittel beziehungsweise -materialien oder Handwerksutensilien wie Schaufel, Besen, Hammer, Schraubenschlüssel und anderes mehr. Kleidungsstücke standen nicht auf der Wunschliste. Verladen wurden unter anderem auch Fahrräder sowie ein Dampfreiniger und Hochdruckreiniger. Es waren alles Dinge, die auch gleich in Kartons auf Paletten gepackt werden konnten und als geeigneter Ort für die Sammelaktion bot sich das Feuerwehrgerätehaus an. Hundefutter, Toilettenpapier, Artikel zur persönlichen Hygiene, Spülmittel, Eimer, Wäschekörbe, Nudeln, Reis, Süßwaren oder auch Kinderdecken – mit diesen Worten waren dann auch die Kartons beschriftet. Damit bekam man von Anbeginn an Ordnung in die Sachspenden.

So war am Samstagvormittag beispielsweise Karina Schmidt anzutreffen, die in ihrem Korb Dinge des täglichen Gebrauches mitgebracht hatte. Der Sachsenbrunner Bernd Hofmann hatte einen Winkelschleifer und Janina Glaser einen Karton mit unter anderem Nudeln, Reis oder auch Duschgel dabei. Am Samstag kam auch der Schnetter Stephan Seifert mit Sohn Malte in das Gerätehaus, um haltbare Nahrungsmittel oder Putzmaterialien an Bürgermeister Sven Gregor abzugeben. Klaus und Christa Meusel aus Eisfeld brachten Waschlotion, Reinigungsmittel, Zahnpasta und Zahnbürsten, Spüllappen und Konserven.

Die Sachspenden wurden vergangene Woche von Donnerstag bis Samstag zu je unterschiedlichen Zeiten angenommen. Aufgrund des Zuspruchs wurden auch am Montag nochmals Sachspenden entgegengenommen – von Mitarbeitern der Stadtverwaltung, einschließlich dem Bürgermeister – sowie Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt und des Spielmannszuges.

Am Dienstag gegen 7 Uhr am Eisfelder Feuerwehrgerätehaus: Die Sachspenden der Eisfelder auf fünf Paletten gingen mit einem Fahrzeug der heimischen Firma Harry’s und dem Fahrer Andreas Müller auf die Tour nach Köthen in Sachsen-Anhalt. Dort wurden sie in einer 500 Quadratmeter großen Halle zwischengelagert, bis sie am Mittwoch die Weiterreise in die Flutregion angetreten haben. Mit dabei war dann am Mittwochmittag ab Köthen auch Mike Donner von der Stadtverwaltung in Eisfeld, der mit in die Katastrophenregion um Ahrbrück gefahren ist und am Freitag wieder zurückkehrte. In Eisfeld zugeladen wurden außerdem noch drei Paletten des Edeka-Marktes Büto. Ein weiterer Zwischenstopp auf dem Weg nach Köthen wurde in Bad Tennstedt eingelegt, um weitere drei Paletten aufzunehmen. Mit auf dem Fahrzeug war auch eine Palette der Firma Harry’s mit 1800 Rasierern.

Raymond Schulz war bereits im Ahrgebiet, das stark vom Hochwasser betroffen ist. „Alle wollen nach Ahrweiler“, erzählt Schulz, „aber es gibt auch umliegende Orte, die vom Hochwasser betroffen sind.“ Er habe auch den Eindruck, dass die Bürgermeister und Einwohner der Orte Angst haben, dass, wenn die Kameras nicht mehr da sind, es sich mit der Hilfe erledigt haben könnte. Nachts würde in Ahrbrück in den Straßen für jeden Verstorbenen ein Licht brennen, das habe schon etwas Emotionales. „Wo ich gehe und stehe denke ich an die vielen Toten“, so Raymond Schulz.

Auf die Frage, wie die Eisfelder zu Raymond Schulz mit seiner Sanitätseinheit gekommen sind, weiß Mike Donner vom Spielmannszug der Feuerwehr Eisfeld Bescheid. Kennengelernt habe man sich bei einem Elbehochwasser, als der Spielmannszug beim Leopoldsfest in Dessau weilte. Bei einem Empfang habe Raymond Schulz die Eisfelder angesprochen ob sie bereit wären, ein Stück unterhalb von Dessau ins Hochwassergebiet zu fahren, um den dort vom Hochwasser Betroffenen Grüße zu überbringen. Natürlich war man skeptisch. „Mensch, die werden jetzt gerade uns brauchen“. Schulz habe sie aber überzeugt, dass man gerade in dieser Situation doch auch Aufmerksamkeit zeigt. Mit einem Bus der Stadtwerke Dessau und zusammen mit der Potsdamer Garde „Lange Kerls“ ging es in die damalige Krisenregion. „Es war katastrophal, wie es dort aussah, wie jetzt beispielsweise auch in Ahrweiler“, erzählt Donner. „Es sah aus wie nach dem Krieg“. Auch Kinder seien bei dieser Fahrt dabei gewesen, die von der Ansicht der Gegend total erschüttert waren. „Die von der Flut betroffenen Einwohner waren aber so begeistert“ und man habe sich dann auch noch mit den Leuten dort unterhalten können. Es war für Mike Donner sehr beeindruckend und seit dieser Zeit kennt man sich. Raymond Schulz ist seitdem auch regelmäßig beim Eisfelder Kuhschwanzfest vor Ort, um mit seiner Sanitätseinheit das Fest abzusichern. Eisfeld sei mittlerweile seine zweite Heimat geworden, sagt Raymond Schulz.

Vielfältig sind die Spenden allerorts. Zu den Spendern gehört auch die Jagdgenossenschaft Eisfeld-Hirschendorf, die auf ein Spendenkonto für die Hilfe in Rheinland-Pfalz 1000 Euro überwiesen hat.

Mannigfaltig sind die Initiativen, um den Menschen in den Flutregionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Unterstützung zu geben. Auch wenn man persönlich nicht wie viele Helfer vor Ort ist, so hinterlassen doch die Bilder in Fernsehen und den gedruckten Medien einen Eindruck, der zur Hilfe motiviert.

Und so schließt sich der Kreis mit den Worten von Bürgermeister Sven Gregor am Dienstag: „Herzlichen Dank! Wir möchten uns auf diesem Wege herzlich für die große Spendenbereitschaft und die unendliche Unterstützung bedanken. Die Hilfslieferung ist auf dem Weg und wird durch die Hilfsorganisationen, insbesondere durch Raymond Schulz und seine Sanitätseinheit, vor Ort verteilt beziehungsweise eingesetzt. Vielen Dank an die Firma Harry’s, die den Transport der Hilfsgüter übernommen hat, aber auch den Helfern der Feuerwehr und der Stadtverwaltung für die Entgegennahme und das Verpacken.“

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