„Die Leute haben keinen Strom, kein Wasser, keine Kanalisation und sitzen in Notunterkünften“, erzählt Jakob Minner. Der 24-Jährige hat sich in Ringen mit einem ehemaligen Bundeswehr-Soldaten unterhalten, der meinte: „Das ist wie in Afghanistan – es fehlen nur noch die Schüsse im Hintergrund.“ Für Jakob war der Einsatz eine Mischung aus Helfersyndrom und Adrenalin. Man müsse es aushalten, wenn Wasserleichen geborgen würden oder in Häusern alles darauf hinweise, dass da einst Kinder gelebt hätten, die von der Flut verschluckt worden seien. Jakob ist seit 2006 beim Jugendrotkreuz in Trusetal. Er ist ebenso wie Eddie-Lee Jugendgruppenleiter und technisch sehr interessiert. In Ringen lösten Nicole und er Dominik Döllstedt ab, der beim Rettungsdienst in Schmalkalden arbeitet. Die beiden halfen im Versorgungsstützpunkt, fuhren Essen aus – 500 Portionen täglich. „Bei den Straßen, die keine mehr sind, war das ein Erlebnis“, sind sich die zwei einig. „Natürlich war das schwierig, weil man nicht ortskundig ist, aber so schnell wie möglich helfen will“, formuliert Jakob. In Sinzig sicherten die jungen Leute Bereiche ab und liefen Streife. In Dernau schauten sie sich die Ahr genauer an. Sie konnten kaum glauben, dass dieses kleine Flüsschen derartige Wassermassen mit sich geführt habe und all die Verwüstungen angerichtet hat.
„Brücken waren zerbrochen, Schienen ausgehoben und in den Häusern hatte das Wasser bis ins erste Stockwerk gestanden – unglaublich“, meint Nicole und erzählt von Orten wie Bad-Neuenahr, Ahrweiler und Sinzig, die alle einst ein leichtes italienisches Flair besaßen, das nun weg ist. Außerdem rieche es in den Gebieten sehr eigen. „Modrig, süßlich – nach Verwesung und Tod“, beschreibt Jakob. Einige Bereiche seien noch gar nicht erfasst, weiß er.
Jeder der drei würde sofort wieder in die von der Flut betroffenen Gebiete fahren. „Dafür sind wir im Katastrophenschutz“, bringt es Nicole auf den Punkt. Arbeitstechnisch aber sei das schwierig. „Ich denke mal, wir waren mit die Jüngsten“, meint Nicole und die zwei jungen Männer geben ihr recht. „Auf jeden Fall haben wir ein gutes Werk getan, das macht stolz und stärkt auch“, sagt Nicole. Für das Trio war es der erste Katastropheneinsatz. „Ich bin mega stolz auf sie“, erklärt der Vorsitzende des DRK-Ortsverbandes Trusetal, Sebastian Schneider. Alle drei hätten das Rote Kreuz nicht nur auf der Brust, sondern auch im Herzen. Seit über acht Jahren bereitet Schneider die jungen Leute im Jugendrotkreuz auf derartige Einsätze vor. „Auch, wenn man sich einen Einsatz natürlich keineswegs wünscht“, sagt er. Im Einsatz überwiege dann das Gefühl, geholfen zu haben. Der Schrecken sei zweitrangig.
„Freies Wort hilft“ nimmt weiter Spenden für die Hochwasseropfer entgegen. Wir unterstützen besonders bedürftige Familien, Kinder und Einzelpersonen im Ahrtal.
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Verwendungszweck Flut 2021
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