Erfurt/Posterstein - Thüringer Museen haben Nachholbedarf bei der Nutzung sozialer Medien wie Facebook und Twitter. Wie eine Untersuchung für die mehr als 200 Mitglieder des Museumsverbandes ergab, informieren nur zwei via Blogs über ihre Arbeit. Gerade einmal sechs sind demnach auf Twitter aktiv, immerhin jedes Fünfte auf Facebook.

«In den vergangenen Jahren ist die Nutzung sozialer Netzwerke langsam gestiegen, allerdings immer noch ausbaufähig», konstatierte Marlene Hofmann, Marketingleiterin des Museums Burg Posterstein. Sie hat die Daten nach 2013 zum zweiten Mal erhoben. Das Ostthüringer Museum steht dem Arbeitskreis Marketing und Tourismus im Museumsverband vor.

Der Verband ist sich des Problems bewusst - und auch der Chancen, die sich viele Museen damit vergeben. «Es gibt in vielen Häusern eine Scheu und Unsicherheit vor sozialen Medien», sagte Geschäftsführer Holger Nowak der Deutschen Presse-Agentur. Das liege zum Teil an der Altersstruktur der Museumsmitarbeiter. «Und wer da aktiv ist, muss ständig dranbleiben. Da winken viele Museen ab, die sagen: Wir haben gar nicht die personellen Ressourcen, um das beständig zu pflegen.»

Denn die Öffentlichkeitsarbeit - ebenso wie Museumspädagogik - wird laut Nowak in vielen Museen von Mitarbeitern quasi nebenbei betreut. «Das muss sich ändern», betonte er. «Was nützt es uns, wenn wir tolle Ausstellungen machen, aber sie kaum bewerben?» Und gerade neue Medien seien ein preiswerter Weg, um auf die Angebote aufmerksam zu machen. Deswegen sei in Zukunft verstärkt Weiterbildung in diesem Bereich nötig. Nowak: «Wir müssen mehr Leute dafür gewinnen und brauchen auch Nachwuchs in den Museen. Denn die jungen Menschen sind viel affiner für solche sozialen Medien.»

Marketingleiterin Hofmann ist überzeugt, dass sich der Aufwand lohnt - auch für kleine Museen. Dadurch könne ihre Arbeit nicht nur größere Aufmerksamkeit über ihre Region hinaus erzielen; sie könnten sich auch besser mit Fachleuten und Organisationen vernetzen.

Für die Burg Posterstein zahle sich das Engagement in sozialen Netzwerken aus. «In den letzten zwei Jahren haben sich die Follower- und Likezahlen auf Facebook und Twitter - ohne Zukauf von Werbung - verdoppelt», berichtete sie. Außer etwa 20 000 Besuchern im Museum selbst, zählt es rund 108 000 Gäste jährlich auf seiner Internetseite und 14 000 Besucher des Blogs. Zunehmend würden Besucher via Facebook Kontakt aufnehmen und auch vermehrt Kataloge via E-Mail bestellen.

Dass Aktivitäten wie Twittern oder Bloggen ein zusätzlicher Zeitfresser sei, hält Hofmann für einen Mythos. Sie sollten vielmehr in die tägliche Arbeit integriert werden wie das Lesen und Beantworten von E-Mails.

Ein Hindernis seien mitunter strenge Verwaltungshierarchien - etwa wenn die Häuser ihre Pressearbeit nicht selbst machen, sondern dies über die Kommune als Träger läuft. «Eine Reihe Thüringer Museen verfügt noch nicht einmal über eine eigene Webseite», monierte Hofmann. Dadurch seien sie für einen Großteil des Publikums nicht mehr präsent.