Die Tore zum Marstall-Hof öffnen sich. Zögernd sehen sich die Zuschauer beim Eintritt um: Eine kleine Bühne mitten auf dem Platz, keine Sitzgelegenheiten, kein Bühnenbild. Wie selbstverständlich postiert man sich im Halbkreis um die Podeste, erwartet das Spektakel. Doch es passiert nichts. Die jugendlichen Akteure spannen ihr Publikum erst einmal auf die Folter. Dann: Musik erklingt und hinter den Wartenden beginnt das Spiel in den Dachluken des Marstalls. Die Zuschauer sind ganz unerwartet mittendrin.

Gemeinsam wagten die vier Thüringer Schillerstädte Jena, Rudolstadt, Weimar und Meiningen vor drei Jahren ein außergewöhnliches Projekt: Schillers Erbe in Thüringen sollte mit Leben erfüllt werden. Nicht die professionellen Theater waren dabei angesprochen, sondern, ganz nach Schiller, die jungen Wilden. Anders als in den vergangenen Jahren stand beim diesjährigen Projekt in Meiningen kein Stück der Gastgebertruppe im Zentrum, obwohl die Kinder- und Jugendtheatergruppe Tohuwabohu ihre Schiller-Affinität in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt hatte. Gemeinsam arbeiteten die 40 Jugendlichen aus unterschiedlichsten künstlerischen Richtungen, darunter Grafiker der Kunstwerkstatt Rudolstadt, Artisten vom Kinderzirkus Momolo und der Bewegungsküche in Jena sowie dem Jugendtheater Stellwerk in Weimar, an einem Großprojekt.