Unser Blick auf die Welt verändert sich stetig, mal mehr, mal weniger radikal, oft nur allmählich, manchmal in atemberaubendem Tempo. Dass sich die Grenzen des politischen Diskurses und dessen, was als politisch korrekt gilt, ständig verschieben, ist normal. Natürlich vertreten wir heute andere Ansichten als unsere Altvorderen. Natürlich haben sich gesellschaftliche Normen, Rollenbilder und politische Realitäten gewandelt. Lange mussten Frauen dafür kämpfen, wählen zu dürfen. Heute ist Gleichberechtigung, zumindest im Prinzip, gesellschaftliche Realität. Unsere Auffassungen zu Sexualität, Kindererziehung oder Religion sind grundlegend andere als noch vor wenigen Jahrzehnten. Homosexualität unter Männern galt lange als "widernatürliche Unzucht" und stand in Deutschland bis 1969 generell unter Strafe. Erst 1994 wurde der Paragraf 175 endgültig aus dem Strafgesetzbuch getilgt. Heute gibt es die Homoehe und alljährlich feiern Lesben, Schwule und Intersexuelle bunt und schrill den Christopher-Street-Day. Was wäre das auch für eine Welt, in der alles bliebe, wie es immer schon war?