Es war der Startschuss für die soziale Marktwirtschaft. Mit diesem Begriff und Ludwig Erhards Versprechen vom "Wohlstand für alle" verbinden wir bis heute einen Gegenentwurf zum Raubtierkapitalismus. Der legendäre Wirtschaftsminister mit der obligatorischen Zigarre hatte damit allerdings nicht gemeint, der Sozialstaat sei gehalten, ein Füllhorn von Wohltaten über die Menschen auszuschütten und sie fürsorglich gegen alle Wechselfälle des Lebens abzuschirmen. Die Grundlage für Wohlstand sah Erhard vielmehr in harter Arbeit, in Leistungs- und Risikobereitschaft, in Initiative und Selbstvorsorge. Diese Tugenden gingen verloren, mahnte er, wenn "die Bemühungen der Sozialpolitik darauf abzielen, dem Menschen von der Geburt an volle Sicherheit gegen alle Widrigkeiten des Lebens zu gewährleisten".