Ficken" steht da - in fetten Lettern. Mitten zwischen all den Bücher-Ständen in Halle 4. Was ist das denn? Neugierig wühle ich mich durch das Gedränge. "Ficken" - ein richtig großer Messestand, dicht umlagert von ausnahmslos jungen Menschen. Ein Getränk wird in kleinen Plastikbechern ausgeschenkt. Da dämmert es mir: Ganz offensichtlich geht es um jenen Likör, der bei jeder noch so kleinen und feuchtfröhlichen Kirmes literweise konsumiert wird. Was aber hat dieses hochprozentige "Ficken" mit Büchern zu tun? - frage ich mich und wühle mich weiter in den Stand hinein. Und tatsächlich: Ein Buch wird angepriesen: "Ficken fürs Volk" - quietschbunt, kitschig und laut. Kaum dass ich das literarische Werk in der Hand halte, redet sofort ein blutjung aussehen wollender, circa vierzigjährigen Promotion-Boy auf mich ein. Es geht ganz offenbar um eine Publikation des Lebensweges der "Ficken"-Gründer. Ich mache mir nicht die Mühe, um zu recherchieren, wie die Autoren eigentlich heißen, lege das Buch wieder auf den hohen Stapel und wühle mich aus der Menschentraube. Vis-a-vis des "Ficken"-Standes flüchte ich mich in die alkoholfreie Welt des "Philosophie-Magazins". Lesen kann ja auch schön sein. hn