Bei der Klassik-Stiftung hätte im Frühsommer so etwas wie eine Zeitenwende stattfinden sollen: Nicht nur für einen Wechsel an der Spitze hatte sich der Stiftungsrat - und allen voran Kultusminister Christoph Matschie - eingesetzt. Das Gremium hatte auch die Notwendigkeit erkannt, mal kritisch nachfragen, ob der behäbige Kulturbetrieb an der Ilm auch macht, was er machen soll. Und festgestellt, dass es gar nicht so schlecht wäre, die Weimarer Käseglocke ein wenig anzuheben, damit mal wieder ein frisches Lüftchen darunter fahre. Doch nun fällt diese Zeitenwende erst einmal aus. Hellmut Seemann bleibt Präsident. Was aus der angestrebten Neuorientierung wird, muss man sehen. Wer anderes erwartet oder vielleicht sogar erhofft hatte, wurde gestern doch ziemlich tief enttäuscht. Nach dem überraschenden Rückzug des favorisierten Ernst Osterkamp entschied sich der Stiftungsrat ebenso einstimmig dafür, den verbliebenen Kandidaten noch einmal zum Präsidenten zu küren. Die Alternative, gar nichts zu entscheiden, wäre wohl noch schlimmer gewesen.