Naumburg - Egon, Benny und Kjeld hatten mal wieder den Plan für einen großen Coup - und scheitern erneut. So bekommen die drei Kleinkriminellen 100 Tage Sozialarbeit aufgebrummt, weil sie die Tageseinnahmen von David Garrett im Leipziger Gewandhaus geklaut haben. Mit Gerichtsverhandlung und Urteilsverkündung begannen jetzt im Oberlandesgericht Sachsen-Anhalts in Naumburg die Dreharbeiten zum neuen Film «Die Olsenbande und die Hand des Königs». «Premiere soll 2015 sein», sagte der Chef des kleinen «Filmstudios Würchwitz», Helmut Pöschel.

Nach dem Vorbild der vor allem bei DDR-Fernsehzuschauern beliebten Gaunerkomödien um die dänische Olsenbande entstehen in dem kleinen Studio im Länderdreieck von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen seit Jahren Filme um das Trio. «Etwa 25 Drehtage sind für den neuen geplant», berichtete Pöschel. Es sei der fünfte Streifen aus Würchwitz.

Die Komödie des dänischen Regisseurs Erik Balling war am 11. Oktober 1968 erstmals auf den Leinwänden des Kopenhagener Premierenkinos zu sehen. 14 Folgen sind danach entstanden. Sie erzählen von den immer neuen Versuchen dreier Ganoven, einen großen Coup zu landen, die jedoch immer wieder scheitern. In der DDR zählten sie zu den Kultfilmen.

«Nicht immer ist die Organisation der Dreharbeiten leicht», sagte Pöschel. Denn zwei der Akteure müssten die Schauspielerei und den normalen Beruf unter einen Hut bringen. Malermeister Steffen Gruner mimt den Benny und Dorfschmied Andreas Schaller den Kjeld. Nur Bandenchef Egon hat es etwas leichter: Friedrich Karl Steinbach ist bereits Rentner.

Das Würchwitzer Trio, das optisch den Dänen sehr ähnelt, sucht sich für seine Streifen auch Prominente als Mitwirkende. Diesmal ist es der scheidende Landrat des Burgenlandkreises, Harri Reiche (parteilos). In Richterrobe spricht er das Urteil. Nicht allein Bandenchef Egon wird in diesem Fall verurteilt, sondern alle drei. Sie haben nicht nur die Tageseinnahmen mitgehen lassen, sondern dabei auch die abgehackte Hand des Schwagers von Heinrich IV. verschleppt und in der Schweiz zu Geld gemacht. Diese Schwurhand - sie liegt als Reliquie im Merseburger Dom - war im Gewandhaus ausgestellt.

In ihrer ersten Episode hatte das Studio eine Geschichte um das älteste und bekannteste Exemplar vom Würchwitzer Milbenkäse erzählt. Das Dorf-Original Pöschel selbst hat die bis in das Mittelalter reichende Tradition des «lebendigsten Käses der Welt» hauptberuflich wiederbelebt und dafür seine Tätigkeit als Biologielehrer aufgegeben. Lebendig ist der Käse deshalb, weil Millionen lebender Milben zur Reifung der aus Kuhmilch bestehenden Spezialität beitragen. Mit den Einnahmen aus der Käseproduktion finanziert Pöschel sein Filmstudio. dpa