Er könnte noch leben, hochbetagt und hochgeehrt. Doch es ist, als habe eine geheimnisvolle Macht beschlossen, er solle mit seinem Sterben sein Werk beglaubigen, damit dieser Schrei, der Schrei der Überlebenden des Zweiten Weltkrieges, nachhallt durch die Zeiten. Und damit die Geschichte um diesen Frühvollendeten sich ein wenig so anfühlt wie die eines anderen, jung gestorbenen Genies, Georg Büchner, wird sein Drama "Draußen vor der Tür" am 21. November des Jahres 1947 in seiner Stadt Hamburg uraufgeführt. So erfährt der mit 26 Jahren verstorbene Kriegsheimkehrer Wolfgang Borchert nie, welch überwältigender Erfolg diesem Drama, und also ihm, widerfährt. Erfährt nie, dass dieses sein Stück über sieben Jahrzehnte hinweg auf den deutschen Bühnen gegeben wird. Erfährt nie, dass dieser im mehrfachen Sinne fiebrige Text, er schrieb ihn auf dem Krankenbett in acht Tagen, einmal als die Stimme, als der Schrei der Generation der Kriegsheimkehrer gelten wird. Und nie wird ihm jemand sagen, was 70 Jahre nach seinem Tod als Konsens der deutschen Literaturgeschichte gilt: Mit Wolfgang Borchert und seinem Drama "Draußen vor der Tür" beginnt die deutsche Nachkriegsliteratur. Hier verband sich eine Zeit mit einem Talent, dass ihr eine Stimme gab. So wurde der jung Gestorbene der einzige literarisch Überlebende dieser Zeit.