Feuerwehrjubiläum Zu helfen in Not ist unser Gebot

red

120 Jahre „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ feierte am Samstag Lauschas Feuerwehr mit zahlreichen Gästen im Kulturhaussaal.

 
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on der Fahrzeugparade auf dem Hüttenplatz am Nachmittag bis zum fulminanten Feuerwerk am Himmel über der Glasbläserstadt kurz vor Mitternacht war der Tag angefüllt mit Wissenswertem über und verdientem Lob für die Lauschaer Retter. So hatten die befreundeten Wehren aus Steinach und Neuhaus am Rennweg kurzfristig jeweils eines ihrer Fahrzeuge neben zwei weiteren aus Lauscha in der Stadtmitte geparkt und boten damit Interessenten die Möglichkeit, sowohl einen Blick auf die technische Ausrüstung der Feuerwehrler zu wagen als auch mit diesen ins Gespräch zu kommen. Gewinnung neuer Mitstreiter und Verständnis fürs ehrenamtliche Engagement lautete das Zauberwort, auf das es den Rettern in diesem Zusammenhang besonders ankam.

Wobei sich im Laufe des Abends mehrfach erweisen sollte, dass die Lauschaer Feuerwehrler beim Thema Nachwuchs gerade recht gut aufgestellt sind. Im dicht gefüllten Kulturhaussaal spielte dieser zur abendlichen Festveranstaltung jedenfalls eine ganz besondere Rolle, schon beim feierlichen Fahneneinmarsch zu den Klängen eines Quartetts der Stadtkapelle, das gemeinsam mit dem Schlagerchor für die passende musikalische Umrahmung der Feierstunde sorgte.

Moderator Eberhard Hotze wartete mit zahlreichen mehr oder weniger bekannten Details aus der 120-jährigen Geschichte der Lauschaer Feuerwehr auf. Etwa mit der Tatsache, dass 1892 eine fahrbare Holzleiter, die noch per Hand oder von Pferden gezogen wurde, die sehr eingeschränkte Ausstattung der Retter darstellte.

Im Saal lauschten den Ausführungen Vertreter der ortsansässigen Vereine ebenso wie Repräsentanten Lauschaer Firmen, die zudem natürlich auch gratulieren wollten. So kam Marcel Cyriax, Betriebsleiter bei Lauscha Fiber International, mit einem Scheck über 2.500 Euro und mit dem Versprechen, nicht nur als Schirmherr die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit zwischen Firma und Feuerwehr gerne fortsetzen zu wollen.

Ganz gleich, ob die Gratulanten selbst zur Feierstunde erschienen waren wie Sonnebergs Vizelandrat Jürgen Köpper, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Peter Wangemann, Kreisbrandmeister Harald Bechmann oder Konni Lutter vom DRK Sonneberger Kreisverband, oder ob sie Grüße aus der Ferne übermittelten wie Kreisbrandinspektor Mathias Nüchterlein – sie alle lobten das Engagement der Lauschaer Kameradinnen und Kameraden. Von Wangemann gab es allerdings nicht nur dankende Worte für die Jubilare, sondern für Lauschas Stadtbrandmeister Hartmut Greiner-Stöffele auch das Ehrenkreuz des Kreisfeuerwehrverbandes.

Vielfältig waren die Geschenke und Glückwünsche zum Jubiläum. So hatte etwa Ursel Müller eigens ein ausführliches Mundart-Lob auf die Feuerwehr verfasst. Man könne sich keinen besseren Partner für gemeinsame Rettungsaktionen zum Wohle der Mitmenschen wünschen, betonte Gerhard Götz in Namen der Lauschaer Bergwacht. „Vielen Dank für euren unermüdlichen Dienst, Tag und Nacht, für uns alle hier“, hieß es von LCV-Vorstand Stefan Böhm-Wirt. Zahlreiche weitere Vereine – von der Stadtkapelle über Sport- und Wintersportverein, Schützen - und Kirmesgesellschaft bis zum Tourismusstammtisch und Heimat- und Geschichtsverein - schlossen sich ebenso wie Vertreter befreundeter Wehren und Stadträte mit handfesten Geschenken und Zuwendungen vor allem für den Feuerwehrnachwuchs an.

Die Steppkes freuten sich allerdings nicht nur über Geschenke, Gummibärchen einbegriffen, sondern besonders, als sie ihre Ausweise und Käppis entgegennehmen durften. Die Jugendfeuerwehr, so betonte Jugendwart John Faber, hat in den vergangenen Jahren einen kräftigen Ruck nach vorne gemacht. Aus ursprünglich sechs Interessenten sind mittlerweile 21 geworden. Fabers Dank ging an alle, die ihn bei der Arbeit mit dem „Ameisenhaufen“ tatkräftig unterstützen, so wie Uwe Wallenhauer. Er betonte zudem den Wunsch, dass die Akzeptanz und das Verständnis für die Feuerwehr und das Interesse an ihrer Unterstützung auch im Rest der Bevölkerung weiter wachsen möge.

Diesem Wunsch schloss sich auch Vizelandrat Köpper an. Die Lauschaer Feuerwehr sei nicht nur eine der ältesten und traditionsreichsten Wehren der Region, sondern auch eine der leistungsstärksten, unterstrich er. Ihr vielseitiges Engagement über Generationen hinweg – von Löscheinsätzen über Ausbildungszeiten bis hin zur Nachwuchsgewinnung und zahlreichen weiteren Aktivitäten - verdiene große Dankbarkeit. „Gerade im ländlichen Raum“, so Köpper, „sind die Wehren das Rückgrat des Allgemeinwohls.“ Das dürfe man nicht unterschätzen.

Vom „Urvertrauen – wenn Not herrscht, kommt die Feuerwehr und wendet das Blatt“, sprach Bürgermeister Norbert Zitzmann in seinem Grußwort. Und bemühte für einen Vergleich zu den Anfängen des Feuerwehrwesens in der Glasstadt den Dichter Joachim Ringelnatz mit seinem Gedicht vom kleinen Funken. Der Faktor Mensch sei damals das Ausschlaggebende gewesen – mit seiner Bereitschaft, gemeinsam mit anderen Menschen zu aller Wohl zu agieren. Nachdem im Laufe der Jahre das Hauptaugenmerk auf mehr und bessere Technik gerichtet wurde, sei es nunmehr aber wichtig, auch wieder mehr Menschen zu aktivieren, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. „Damit auch zum 140-jährigen Jubiläum der Saal noch so dicht gefüllt ist mit Feuerwehrkameraden wie heute“, so das Stadtoberhaupt.

Natürlich gab es auch eine Festrede zum Jubiläum. Die eigentlich der Wehrführer der Lauschaer Einsatzabteilung Manuel Greiner-Stöffele halten wollte und die letztendlich die Vorsitzende des Feuerwehrvereins Lauscha Heike Gimm verlas. 120 Jahre voller Höhen und Tiefen ließ Greiner-Stöffele darin Revue passieren.

So war im Glasort mit dem Zuwachs der Bevölkerung und der Erweiterung der Glasindustrie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch die Brandgefahr erheblich angewachsen. Am 26. September 1892 wurde dort, wo heute ein Discounter zum Einkauf einlädt, die ehemalige Dampfschneidemühle von Edmund Steiner durch einen Großbrand vollkommen vernichtet. Ein weiteres Schadengroßfeuer zerstörte noch vor der Jahrhundertwende einen Großteil der Glashütte Elias Greiner-Vetter-Sohn. „Man musste sich also im Ort Lauscha schon vor der Gründung der eigentlichen Freiwilligen Feuerwehr mit dem Feuerlöschwesen auseinandersetzen“, so Greiner-Stöffele. Die vorhandene Ausrüstung allerdings war - aus heutiger Sicht - eher ärmlich. Löscheimer und primitive Leitern wurden später von tragbaren Handdruckspritzen und Schlauchmaterial abgelöst.

Am 11. Juli 1902 wurde schließlich, unter Führung des 1. Hauptmanns Paul Müller-Pathle, in der damaligen Gaststätte „Schießhaus“ eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Der 1. Weltkrieg dezimierte deren Mitstreiter erheblich. Am 21. Mai 1920 beschloss eine gemeinsamen Führerversammlung der nebeneinander existierenden Pflicht- und Freiwilligenfeuerwehr die Zusammenstellung eines gemeinsamen Löschzuges, der wiederum 1921 dem Turnverein Jahn übertragen wurde und sich fortan „Freiwillige Turnerfeuerwehr Jahn“ nannte. Auch ein Feuerlöschzweckverband zwischen den damaligen Gemeinden Neuhaus, Igelshieb, Ernstthal, Steinheid, Siegmundsburg und Lauscha bestand von 1926 bis 1935. Die gemeinsame Motorspritze gehörte allerdings dem Landkreis Sonneberg. Die erste motorbetriebene Spritze für die Gemeinde Lauscha wurde 1932 durch den Gemeinderat für 3305 Reichsmark gekauft. Es folgten wechselvolle Zeiten…

Am 11. Mai 1942 war es dann endlich soweit, die Feuerwehr Lauscha erhielt ihr erstes Löschfahrzeug. Ein LF 8 – leichtes Löschfahrzeug – auf einem Mercedes Fahrgestell. Ein Großbrand 1955 im Kreiskonsumlager Ernstthal 1955 und ein weiterer Großbrand im Neuhäuser Pharmaglas gehörten zu den größten Einsätzen in jener Zeit. Weitere Löschfahrzeug folgten, sodass 1977 sogar eine neue Garage an das seit 1938 bestehende Gerätehaus angebaut werden musste. Lauschas Feuerwehrler leisteten damals über 3500 Arbeitsstunden. Später rückten Betriebsfeuerwehren zusammen mit der freiwilligen Feuerwehr aus.

Die folgenden Entwicklungen sind heutigen Generationen wohl eher im Gedächtnis geblieben. Etwa diverse Bauarbeiten am Gerätehaus, Kamerad Helmut Krake als erster Wehrführer und Stadtbrandinspektor der Freiwilligen Feuerwehr Lauscha nach der Wende, die verschiedenen neuen Fahrzeuge, deren normgerecht Unterbringung wiederum den Bau neuer Garagen erforderte, die Gründung des Feuerwehrvereins am 5. April 1994, die Weihe der Feuerwehrfahne im Jahr 2000, die Unterstützung durch Gewerbetreibenden und Betriebe für die Anschaffung eines geländegängigen Fahrzeuges trotz Zeiten leerer Stadtkassen. 2011 wurde der CBRN-Erkunder des Landkreises Sonneberg, ein Bundesfahrzeug für spezielle Messaufgaben, in Lauscha stationiert. Die Indienststellung des neuesten Löschfahrzeugs im August 2021 bezeichnete Greiner-Stöffele als „Quantensprung in Sachen Technik und Ausstattung“. Aufgrund der erhöhten Anforderungen zur Aufklärung bei Waldbränden wurden eine Drohne mit Wärmebildkamera sowie ein Kommandowagen für diese Einheit in Lauscha stationiert. Viele positive Ergebnisse, zum großen Teil dank der Unterstützung durch Stadt und Landkreis.

Nicht zu übersehen ist auch, dass sich das Einsatzspektrum der Feuerwehren seit der Wende von der eigentlichen „Feuer“-Wehr hin zu einer allgemeinen Hilfstruppe verändert hat, die bei Ölbeseitigung, Unterstützung des Rettungsdienstes, Chemie- oder Verkehrsunfällen, der Absicherung von Bahnstrecken, Sturmschäden und mehr willkommener Helfer ist.

Dies alles abzusichern, fehlt allerdings mittlerweile schlicht und ergreifend das nötige Personal. Die Zahl der Einsatzkräfte hat sich laut Greiner-Stöffele seit der Wendezeit von 40 auf rund 25 fast halbiert. Die Feuerwehr ist in der heutigen Zeit aus verschiedenen Gründen unpopulärer denn je. „Selbst in der Nachkriegszeit war die Einsatzbereitschaft nie so gefährdet, wie sie es heute ist“, schätzt der Wehrführer ein. Daran etwas zu ändern, ist zum einen die Politik, zum anderen aber auch jeder Einwohner gefragt.

Dem Rück- und Ausblick schlossen sich diverse Ehrungen und Auszeichnungen an. Last but not least konnte sich der Feuerwehrverein über drei neue Mitglieder freuen. Leonie Wand, Manuela Schreib und Markus Wallenhauer verstärken künftig die Reihen des Vereins.

Ein besonders zu Herzen gehendes Dankeschön, verbunden mit vielen Blumen, gab es übrigens noch für Martina Greiner Stöffele und Sarah Faber. So betonte Stadtbrandmeister Hartmut Greiner-Stöffele, zwei Dinge seien für den Einsatz bei der Feuerwehr unerlässlich: das unbedingte Interesse an der Sache und ein Partner, der das auf Dauer mitmacht. Die Blumen und den Applaus aus dem Saal haben sich (sicher nicht nur) die Ehefrauen von Stadtbrandmeister und Jugendwart für jahrelanges Verständnis an der Seite der Retter ebenso wie für aktives Mitwirken redlich verdient.

Natürlich durfte im Anschluss an die vielen Reden und Gratulationen auch noch kräftig gefeiert werden. Dabei fand DJ Silvio mit seiner Musik samt Lasershow viel Anklang. Für einen unvergesslichen abschließenden Höhepunkt sorgte schließlich die Stadt Lauscha mit einem sehenswerten Höhenfeuerwerk. Bekanntlich musste die Show, die ursprünglich fürs Kugelmarktgeschehen im vergangenen Jahr vorgesehen war, wegen unvorhergesehener Wetterunbilden damals kurzfristig abgesagt werden. Nun wurde sie, zu einem würdigen Anlass und mit reichlich begeistertem Publikum vorm Kulturhaus und auf den Straßen, nachgeholt.

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