Fern der Heimat Mit Hilfe des Freundes Fuß gefasst

Serhii Shurda und Alexander Pustovoyt.Foto: Kreiswerke Foto:  

Eine Freundschaft, die in Kindertagen in der Ukraine begann, findet nun in Schmalkalden ihre Fortsetzung.

 
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Sie kennen sich seit der 1. Klasse, haben sich schon oft gegenseitig geholfen, stammen aus demselben Heimatort Bachmatsch in der Ukraine, ihre Familien sind gut miteinander befreundet und nun wohnen die zwei Freunde unter einem Dach. Der Krieg in der Ukraine führte Serhii Shurda im März nach Schmalkalden, zu seinem Freund Alexander Pustovoyt.

Zu Kriegsbeginn war Shurda in der Slowakei und hat dort bei einem Autozulieferer gearbeitet. „Ich wollte eigentlich zurück in die Ukraine, doch die Stadt liegt sehr nah an der russischen Grenze und war schon von Russland okkupiert“, erzählt er. Er hätte durch Kiew fahren müssen und dort war die Lage auch schon äußerst kritisch. Für ihn war es unmöglich, nach Bachmatsch zu reisen. Shurda und sein Freund Pustovoyt blieben immer in Kontakt, telefonierten oft. Schließlich trat er eine 24 Stunden lange Fahrt nach Schmalkalden an, wo Pustovoyt ihn schon erwartete.

Von den Kollegen gut aufgenommen

Nach der Anmeldung bei der Stadt Schmalkalden und im Landratsamt hätte Shurda am liebsten gleich damit begonnen, zu arbeiten. So hörte sich sein Freund Pustovoyt – Arzt am Elisabeth-Klinikum – für ihn bei seinem Chef, Dr. Andreas Luther, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, um, ob er vielleicht am Klinikum eine Tätigkeit aufnehmen könnte. Luther nahm schließlich Kontakt zu Torsten Jahns auf, dem Geschäftsführer der Schmalkalden Stadtreinigung GmbH – wie das Klinikum eine Tochterfirma der Kreiswerke – und sicherte Shurda einen Job zu.

„Erfreut und erleichtert“ begann Shurda mit seiner frisch ausgestellten Arbeitserlaubnis Ende April bei der Stadtreinigung seine Arbeit als Müllwerker, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke. Zu seinen täglichen Arbeitsaufgaben zählen nun das Einsammeln von Papier, Hausmüll, gelben Säcken und Sperrmüll. Er ist zufrieden mit seiner Arbeit, er packe gerne an und das Team sei gut. Sicher gebe es Sprachbarrieren, aber er sei bemüht und von den Mitarbeitern gut aufgenommen worden.

Tochter möchte Tierärztin werden

Serhii Shurda erzählt, dass er in der Ukraine eine Eigentumswohnung hatte, seine Tochter gerade das Abitur in der Ukraine mache. Ihr sehnlichster Wunsch sei es, Veterinärmedizin zu studieren. Dabei möchte er sie gern unterstützen.

Aktuell gebe es kaum Arbeitsmöglichkeiten in der Ukraine – eine Rückkehr sei für ihn unter den jetzigen Umständen momentan nicht vorstellbar. Natürlich hat er Sorge und Angst um seine Frau und seine Tochter, sie telefonieren täglich. Er verfolgt jeden Tag die ukrainischen Nachrichten.

Sein großer Wunsch: beim Wiederaufbau der Ukraine anzupacken. Er habe auch schon auf einer Baustelle gearbeitet und schwere körperliche Arbeit sei er gewohnt, sagt er.

Shurda hat in der 17 000 Einwohnerstadt Bachmatsch gerne geangelt, er war viel unterwegs in der Natur. Ja – er habe große Sehnsucht nach seiner Heimat, erzählt er. Aber er fühle sich wohl in Schmalkalden, weil er herzlich aufgenommen wurde.

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