Hat sich in dieser Zeit im Verein schon alles zusammengefunden – Team, Vorstand, Zeugwart, Ordner – oder gibt es da noch Probleme?
(lacht) Um ehrlich zu sein, steht der überwiegende Teil unseres Vorstandes an den Wochenenden selbst auf dem Rasen, als Trainer an der Seitenlinie oder als Ordner auf den Zuschauerrängen, wodurch die Organisation an den Spieltagen zu einer echten Herausforderung wird. Woche für Woche sind wir hier alle gemeinsam gefordert und da hilft es natürlich, dass die Arbeit im Vorstandsteam von großem gegenseitigem Vertrauen geprägt ist. Wir haben die Aufgaben im Verein gut verteilt, in nahezu allen Organisationsbereichen könnten wir aber noch die eine oder andere helfende Hand gebrauchen. Deshalb gilt: Wer uns unterstützen möchte, ist auch zukünftig jederzeit herzlich willkommen.
Das Team besteht ja aus Teilen der WSG Zella-Mehlis und Spielern, die von anderen Vereinen dazu kamen und zum Teil höherklassig gespielt haben. Wie schätzen Sie das Teamgefüge ein? Sind die Spieler schon zu einer Mannschaft zusammengewachsen?
Auch hier befinden wir uns in einem stetigen Prozess. Derzeit besteht unsere Mannschaft aus 35 Fußballern, die alle über unterschiedliche Qualitäten verfügen. Das Altersgefälle ist groß und gerade für das Trainerteam ist es nicht immer einfach, allen Charakteren und Spielertypen gleichzeitig gerecht zu werden. Für viele ist die hohe Trainingsbeteiligung und der daraus resultierende Konkurrenzkampf um die Kaderplätze eine völlig neue Situation. Jeder Einzelne ist daher gefordert, seine Stärken einzubringen und somit bestmöglich dazu beizutragen, dass wir als Team unsere gemeinsam gesteckten Ziele erreichen können. Hier erwarte ich mir insbesondere auch von unseren Führungsspielern, dass sie auf und neben dem Platz noch mehr Verantwortung übernehmen und dabei unsere vielen jungen Spieler, die teilweise ihre erste Saison im Männerbereich absolvieren, an die Hand nehmen und auch diejenigen unterstützen, die aus einer längeren Fußballpause zurückgekehrt sind. Als Trainer freue ich mich, dass wir in unserer Truppe eine gute Mischung unterschiedlicher Typen und Persönlichkeiten haben, die alle mit Spaß und fußballerischer Leidenschaft für unsere Heimatstadt auf dem Rasen stehen. Das ist wichtig, gerade im Hinblick darauf, dass sich das Mannschaftsgefüge auch in Zukunft durch den weiteren Zulauf an Spielern verändern wird.
Eigentlich, so zumindest die Einschätzung von außen, müsste Ihr Team aufgrund der Qualität einzelner Spieler um die Meisterschaft in der 1. Kreisklasse mitspielen. Doch die beiden Spiele gegen die direkten Konkurrenten Suhl und Oberschönau gingen verloren. Muss man jetzt vielleicht schon einen Haken an die Meisterschaft machen?
Grundsätzlich dürfen wir nicht vergessen, dass wir in dieser Konstellation erst seit wenigen Monaten zusammenspielen. Wir befinden uns nach wie vor in einem Prozess des gegenseitigen Kennenlernens, auf und neben dem Platz. Bis alle Automatismen sportlich wie teamintern ineinandergreifen, dauert es naturgemäß eine Weile – das ist völlig normal. Nichtsdestotrotz steckt in unserer Mannschaft ein enormes Potenzial, viele Spieler sind schon lange im Fußballgeschäft dabei und haben Erfahrungen in höheren Spielklassen sammeln können. Ich denke, über weite Strecken der Hinrunde konnten wir das auch auf den Rasen bringen und haben in unserer Spielanlage schon viele gute Ansätze gezeigt. Dass wir dabei in allen Mannschaftsteilen noch Luft nach oben haben, ist uns bewusst. Mit 18 Punkten und 44:4 Toren aus den ersten acht Saisonspielen haben wir uns aber eine gute Ausgangssituation für die zweite Saisonhälfte geschaffen. Wir überwintern an der Tabellenspitze und sehen keinen Grund, von unseren Saisonzielen abzurücken.
Was denken Sie: Wie wird der neue Verein von außen wahrgenommen? Unser Eindruck ist, dass – trotz der niedrigen Spielklasse – viele schauen, was Sie da machen.
Das ist auch unsere Wahrnehmung. In unserer Region gibt es viele Fußballinteressierte, die sich für unseren neuen Verein begeistern und einfach neugierig sind, was hier passiert. Über alle Altersklassen hinweg erhalten wir jede Menge Zuspruch und insbesondere die Zella-Mehliser sind froh, einen neuen Fußballverein in ihrer Stadt zu sehen. Gleichzeitig registrieren wir – und das finden wir sehr schade – eine gewisse negative Grundhaltung bei anderen Vereinen gegenüber unserem Projekt. Wir stehen für den Fußball in unserer Heimatstadt und wollen das Potenzial nutzen, was sich in Zella-Mehlis bietet. Aber – und das möchte ich hier noch einmal in aller Deutlichkeit betonen – wir wollen mit Sicherheit keinen anderen Vereinsstrukturen in der Region schaden. Letztlich können vom steigenden Fußballinteresse in Zella-Mehlis auch die Vereine in den umliegenden Dörfern und Städten profitieren, wenn uns beispielsweise regelmäßig unsere Fans in großer Zahl zu unseren Auswärtsspielen begleiten.
Wie schnell wollen Sie die 1. Kreisklasse verlassen?
Mit der angesprochenen, individuellen Qualität im Team haben wir uns vor der Saison ganz klar darauf verständigt, oben mitspielen zu wollen und in der Konsequenz natürlich den Aufstieg in die Kreisliga anvisiert. Daran halten wir fest. Und für uns macht es auch keinen Sinn, Platz zwei oder drei als Ziel auszugeben.
Und was sind kurzfristig die nächsten Vereinsziele?
In den kommenden Wochen und Monaten stehen bei uns verschiedene Themen auf der Agenda. Der Vereinsvorstand trifft sich alle zwei Wochen, denn es muss einiges geplant werden. Zum einen betrifft das die Öffentlichkeitsarbeit: In Kombination mit unseren Social-Media-Aktivitäten soll eine Internetseite entstehen, mit der sich der FC Zella-Mehlis angemessen nach außen präsentiert und die uns einen ständigen Austausch mit unseren Fans ermöglicht. Darüber hinaus möchten wir unser Spieler- und Trainerteam mit einer einheitlichen Trainings- und Präsentationskleidung ausstatten. In puncto Kaderplanung stehen im Januar zahlreiche Spielergespräche bevor. Denn jetzt ist eine Phase, wo man sich länger nicht sieht. Wir wollen da einfach auf dem Laufenden bleiben, möchten zum Beispiel wissen, ob jemand demnächst zum Studium weggeht. Außerdem geht es um ein Feedback über die letzten Monate und den Blick auf die kommende Saison. Denn wie bereits angesprochen haben wir weiterhin einen großen Zulauf. Deshalb machen wir uns Gedanken über den Aufbau einer zweiten Männermannschaft zur Spielzeit 2021/2022.
Ist es besonders schwierig ein neues Kollektiv unter den aktuellen Bedingungen zu formen? Ein gemeinsames Bier, Mannschaftsabende und dergleichen sind im Augenblick schwierig zu realisieren.
Ohne jeden Zweifel erschwert die aktuelle Situation den Aufbau eines gepflegten Vereinslebens – dies gilt aber nicht nur für uns, sondern ist ein sportartübergreifendes Problem für alle Vereinsstrukturen. Bis zum erneuten Corona-Lockdown Anfang November sind wir auf diesem Weg aber schon ein gutes Stück vorangekommen. Unsere Jungs hatten bis Mitte Dezember einen individuellen Trainingsplan bekommen. Nach dem letzten Spiel hatten wir mit einem Grundlagen-Ausdauerblock begonnen.
Interview: Felix Böhm