Gleichzeitig sind die Fambacher nicht dogmatisch. Im Gegenteil: Während der Pandemie ist Kreativität aufgeblüht, die Gemeindemitglieder haben andere, neue Wege der Gemeinsamkeit geschaffen. „Der Kirchenvorstand ist sehr engagiert. Ihm gehen die Ideen nie aus. Das ist schon besonders“, sagt die 41-Jährige. Für sie ist das ein Geschenk. „Ich möchte etwas in Bewegung bringen und habe den Eindruck, dass sich wirklich Menschen mitbewegen.“
Neue Sakristei
Die Balance zwischen Tradition und Moderne spiegelt sich auch in der Kirche wider, deren Geschichte weit zurückreicht. 1183 wurde erstmals eine Kapelle zu Vanebach, der heutigen Sakristei, erwähnt. Um 1300 soll sie im gotischen Baustil erweitert und um einen Kirchturm ergänzt worden sein. Laut Quellen folgte die Erweiterung um das Kirchenschiff 1617.
Im gleichen Jahr soll der einheimische Kunstschreiner Franz Heller die Intarsienarbeiten an der Kanzel, später am Kanzeldeckel und dem Altar mit vier Abbildungen der Jakobusmuschel angefertigt haben, die bis heute als sehenswert gelten. Der Taufstein mit Abdeckung – eine weitere Besonderheit – zeigt Szenen aus dem Leben Jesu. Und an den Decken und Emporen haben sich Johann Michael und Johann Friedrich Leyh aus Tann mit Bildern biblischer Figuren und Erzählungen verewigt.
Der älteste Teil der Kirche ist mittlerweile der modernste. „Die Sakristei hinter dem Altar ist dank eines Künstlerwettbewerbs und einer Förderung renoviert worden. Aus einem Raum, der als Abstellkammer genutzt wurde, ist ein Ort der Stille und Einkehr geworden“, sagt Milina Reichardt-Hahn. Ines Ulbrich aus Schmalkalden und Wolfgang Nickel aus Georgenzell haben Zeitzeugnisse geschaffen, die nicht die Beziehung verlieren zu den bereits vorhandenen. Weil sich die blaue Farbe des neuen Glasfensters, zum Beispiel, in den Bemalungen der Empore wiederfindet. Und weil sich ein harmonisches Bild ergibt mit der Jesusfigur aus blauem Glas am Kreuz und anderen Detailarbeiten im Altarbereich. „Wenn am Morgen das Licht einfällt, ist die Stimmung besonders schön. Dann wird deutlich, wie zerbrechlich und gleichzeitig stabil das Glas ist“, sagt sie.
Aufregung vor dem Mikro
Diese Schönheiten können zum Radio-Gottesdienst leider nicht den Hörern gezeigt werden. Aber er sei eine gute Gelegenheit, die besondere Kirche und die besonders lebendige Kirchgemeinde zu präsentieren. Um dem Chor und Organist Christian Glöckner, der Vater des ehemaligen Pfarrers, eine Plattform zu geben. Um die Menschen neugierig zu machen auf den Ort unweit von Schmalkalden.
Ob Milina Reichardt-Hahn nervös sein wird, im Wissen, nicht nur von den Gläubigen in der Kirche, sondern auch von denen am Radio gehört zu werden? Sie überlegt kurz. Seit gut drei Jahren hält sie regelmäßig Radioandachten, setzt mit „Gedanken zur Nacht“ Impulse. „Ich bin schon ein wenig an das Mikrofon gewöhnt“, sagt sie, „aber bei der Live-Übertragung werde ich bestimmt etwas aufgeregter sein.“